Macabros Nr. 9: Blutregen
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Ein gräßlicher Schrei zerriß die Stille der Nacht. Dem alten
Mann gefror das Blut in den Adern. - "Gladis!" John Corkshere sprang vom
Stuhl auf. Er stieß gegen den Tisch. Die Kerze wackelte. Das Wachs
tropfte auf die Tischplatte. Er stürzte aus dem dumpfen Wohnzimmer in
den Flur hinaus. Von hier führte eine schmale Holztreppe nach oben.
Er nahm von dem kleinen, klobigen Schrank eine Windlampe, zündete sie
mit zitternden Fingern an und stieg die Treppe empor. Oben wurde eine Tür
aufgerissen. Eine Gestalt stürmte aus einem Zimmer. "Gladis! Was ist
denn passiert, ein Kind?" Corkshere streckte die Lampe hoch. Das Licht flackerte
über das totenbleiche Gesicht von Gladis. "Vater ... Das Zimmer ...
die Wand ..." "Was ist mit dem Zimmer?" Die Stufen knarrten. Draußen
fuhr der Wind unter die lockeren Dachziegel und jaulte in den Rissen und
Spalten der Mauern. Gladis konnte nicht sprechen. "Was ist passiert?" John
Corkshere sah dunkle Flecken auf dem weißen, knöchellangen Nachthemd
seiner Tochter. Gladis stammelte etwas, aber was sie sagen wollte, war nicht
zu verstehen. Der Alte, kam schnaufend auf der obersten Stufe an. Das Treppen
steigen strengte ihn an. Das Herz machte nicht mehr richtig mit. Er legte
einen Arm um Gladis. "Kind!" sagte er erschrocken. "Du zitterst ja am ganzen
Leib! Du hast Fieber! Du mußt ins Bett!" "Nein ... nicht ins Bett ...
nicht mehr in dieses Bett. Es tropft ... aus der Wand ... aus der Decke.
Blut, Vater, überall ... Blut!"
von Dan Shocker, erschienen am 02.04.1974, Titelbildzeichner: R.S. Lonati
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Bei einer Geisterbeschwörung in einem verfluchten Haus erweckt der
Parapsychologe Christopher Baring unbeabsichtigt de Geist eines Ursen, eines
fischgesichtigen Dämons, der sich von Menschenblut ernährt. Björn
Hellmark bekommt durch seinen geistige Führer Al Nafuur Wind von den
Ereignissen in England und begibt sich sogleich auf den Weg in das Geisterhaus.
Dort hat der Geist des Ursen bereits Besitz von einem der Teilnehmer der
Beschwörung genommen und lockt den Millionärssohn in eine teuflische
Falle ...
Meinung:
Harmlos, wie so oft, beginnt eine Geschichte, die schon bald in einem wahren
Albtraum endet. Tatsächlich mutet der Roman stellenweise wie eine
surrealistische Fantasie an, die der Autor in einer unruhigen Nacht durchlebte.
Die Ursen auf ihren fliegenden Riesenhaien wirken so bizarr, dass es einfach
faszinieren muss. Wer auf geradlinige, klassische Gruselkost steht, wird
mit diesem Roman nicht zufrieden sein, wer aber eine Neigung zur Fantasy
besitzt und sich auf abstruse Handlungen einlassen kann, der wird von Macabros
ebenso fasziniert sein, wie Hunderte anderer Leser auch. "Blutregen" macht
einmal mehr deutlich wie wenig sich der Autor an Klischees und gängige
Trends gehalten hat. Dan Shocker ist immer seinen eigenen Weg gegangen und
das merkt man den Romanen an, die einen hohen Grad an Innovation beinhalten.
Die Figuren wurden einfühlsam beschrieben und die Handlung strebt einem
Höhepunkt zu, nicht ohne vorher mit der einen oder anderen
überraschenden Wendung aufzuwarten. Geschickt versteht es der Autor
den Leser in die Irre zu führen, um am Ende die Handlungsfäden
nahtlos aneinander zu fügen. Die Atmosphäre des verfallenen Hauses
in England wird ebenso unheimlich und realistisch beschrieben, wie der Angriff
der Ursen auf einen Ort in Thailand. Der Macabros-Fan kommt also voll auf
seine Kosten.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Camilla Davies.
Erster Auftritt der Ursen.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Lonati hat es meisterhaft verstanden den Ursen ein Gesicht zu geben. Das
Bild selbst scheint ebenfalls einem Albtraum zu entnommen zu sein. Der rosige
Grundton des Bildes unterstreicht perfekt den Titel und gibt dem Leser einen
guten Einblick in die Handlung.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Professor Christopher Baring und Barry Tuth, die in einem Institut für
Parapsychologie arbeiten, wollen dem Geheimnis von 'Cork's House' auf den
Grund gehen. Dazu laden sie das Medium Carmila Davies und den Reporter Ernie
Garet in das außerhalb von London/England stehende Haus ein. Da es
verflucht sei, weil dort vor Jahrhunderten ein Vatermord geschah und deshalb
niemand das verkommene Haus kaufen möchte, konnte Professor Baring es
zum obligatorischen Preis von einem Penny erwerben. Aber auch Björn
Hellmark interessiert sich aufgrund eines Hinweises des Geistes von Al Nafuur
für das Haus, denn die Geheimnisse dessen sind viel gefährlicher
und älter als angenommen. Das Haus war nämlich eine einstige
Opferstätte der Ursen; blutrünstigen Monstern der Urzeit. Und wie
es sich herausstellt, ist der Geist eines Ursen in dem Haus gefangen und
beeinflusst nun die Menschen, um an deren Blut zu kommen. Als bei der
Beschwörung das Medium Carmila Davies verschwindet ahnt Hellmark schon:
der Geist des Ursen hat einen neuen Wirtskörper gefunden!
Meinung:
Mal wieder geht es ziemlich phantastisch hoch her in der MACABROS Reihe.
Und diesmal zaubert Autor Dan Shocker eine neue Dämonensorte auf den
Tisch: die Ursen! Diese erste Begegnung ist allerdings nur mit einem gefangenen
Geist derer, aber da in dem Roman die Dimensionen etwas vermischt werden,
gelangen auch einige Ursen in ihrer wahren Pracht in unsere Welt. Und hier
muß ich ansetzen: es ist ziemlich anstrengend, genau zu verstehen,
wie das Ganze mit dieser Vermischung der Dimensionen zustande kommt, worin
die Ursachen liegen und was damit bezweckt wird. So sollte man den Roman
schon hochkonzentriert lesen. Es ist keine Kost für nebenbei! Hat man
die nötige Ruhe, erhält man aber wieder einen spannenden Gruselroman
Marke Dan Shocker.
Besonderheiten:
- erster Auftritt der Ursen; uralten und fischähnlichen Dämonen
- eine weiter Ausgabe der 'Chronik der Totenpriester' taucht auf
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Das typische Lonati-Cover ist wieder eine gelungene Mischung aus Fantasy
und Horror. Fliegende, haiähnliche Wesen mit echsenartigen Reitern und
dazu regnet es Blut auf ein Palmenparadies. Gruselig schön und exakt
so im Roman geschehen!
Coverbewertung:

Rezension von
Horror-Freak:
Kurzbeschreibung:
Christopher Barring, ein Parapsychologe und dessen Assistent interessieren
sich für die Vorkommnisse in Cork's House, einem verfluchten Ort. Um
den blutrünstigen Begebenheiten in diesem Haus auf den Grund zu gehen,
laden sie den Reporter Ernie Garrett, sowie das Medium Carmilla Davies zu
einer Seance ein. Es gelingt Carmilla Kontakt zu dem verfluchten Geist
aufzunehmen, nichts ahnend, dass sie damit erst den eigentlichen Schrecken
des Hauses entfesselt. Was dies allerdings ist, bleibt zunächst im Dunkel,
denn die fremde Macht nimmt Besitz vom Körper eines der Teilnehmer und
Carmilla Davies wird durch ein transdimensionales unsichtbares Tor auf
unerklärliche Weise nach Thailand gebracht. Dort muss sie ansehen, wie
es Blut vom Himmel regnet und merkwürdige Fischwesen auf geflügelten
Haien herabkommen.
Unterdessen trifft Björn Hellmark im verfluchten Haus ein und läuft
dem ruhelosen Geist geradewegs in die Falle. In einer weiteren Ausgabe der
'Chronik der Toten Priester' findet er dann das, was er sucht. Er kommt gerade
noch rechtzeitig, um Christopher Barring vor dem ruhelosen Geist zu retten
und ihn zu bannen. Dabei handelt es sich um den Geist eines Ursen, eines
fischartigen Wesens, das normalerweise mit einem geflügelten Hai die
Welt unsicher macht. Bevor der Geist verschwindet, erhält Björn
noch Hinweise auf Carmilla Davies' Aufenthaltsort. So sendet er Macabros
nach Thailand, um das Medium zurückzubringen.
Meinung:
In dieser Folge geht es ja merklich zur Sache, und auch mit
Blutrünstigkeiten wie dem blutigen Regen wird nicht gespart. Besonders
imponiert hat mir der Teil, wo Carmilla durch die Gassen des thailändischen
Ortes läuft und es dann Blut vom Himmel regnet. Ich bin schon auf die
hoffentlich erscheinende Vertonung von Hörspiele-Welt gespannt, wie
diese Szene dargestellt wird. Die Europa-Version war zwar auch schon ein
Renner, aber ich hab mich schon so in die neue Hörspielserie verliebt,
dass ich dieser Folge mit Sicherheit schon entgegen fiebern werde.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Carmilla Davies
Erster Auftritt der Ursen
5 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Spitzenmäßige Lonati-Illustration. Stimmig, passt zum Roman. Wer
braucht da noch einen Klappentext, wenn es diese inhaltsgetreuen Zeichnungen
gibt.
Coverbewertung: