Der Mann erschien pünktlich im Büro. Anabelle Chantrue hob den
Blick. In den dunklen Augen der attraktiven grazilen Französin blitzte
es kurz auf. Was für ein Mann! Zwei Meter groß schätzte sie
ihn, mit Schultern, breit wie ein Schrank. Der Besucher war salopp gekleidet,
trug einen roten, gepflegten Vollbart, hatte eine gerade, aristokratische
Nase und der Duft eines dezenten Männerparfüms haftete ihm an.
"Sie sind Fürst Iwan." Es klang nicht wie eine Frage, sondern wie eine
Feststellung. Der kräftige Russe nickte und lächelte. Seine makellos
weißen Zähne blitzten. Iwan Kunaritschew reichte der hübschen
Französin die Hand. Anabelle kam hinter dem Schreibtisch hervor. "Mein
Vater erwartet Sie schon, Fürst. Vor wenigen Augenblicken hat er noch
nach Ihnen gefragt." "Es ist schön, wenn man Freunde im Ausland hat",
sagte Iwan Kunaritschew. "Es ist dann leichter, Fuß zu fassen und seinen
Geschäften nachzugehen. Ich bin Ihrem Vater sehr, dankbar, daB er bereit
ist, sich meiner anzunehmen. Er ist in Paris ein bekannter und einflussreicher
Mann." Anabelle Chantrue lächelte, legte die schmale Hand auf die Klinke
des Arbeitszimmers und drückte sie herab. Kunaritschew nahm die
Fingerspitzen der Französin und hauchte galant einen Kuß auf den
Handrücken: "Sie sind zauberhaft, Mademoiselle? Ich hoffe, daß
Sie mir die Gelegenheit. geben, Sie mal in Paris auszuführen."
"Darüber können Sie ja ein Wort mit meinem Vater reden." Sie
öffnete die Tür ganz. Iwan Kunaritschew, der sich seit drei Tagen
in Paris aufhielt, im besten Hotel der Stadt abgestiegen war, hatte sich
als Fürst Iwan bekannt gemacht, und so war seine Ankunft auch aus Amerika
angekündigt worden, wo die Familie fünf Jahrzehnte lebte. Iwan
Kunaritschew, als jüngster Sproß der Fürstenfamilie, war
angeblich beauftragt, mit den Honoratioren der Stadt und den Finanzmagnaten
bekannt zu werden, um über ein millionenschweres Geschäft zu
verhandeln, das auf privatwirtschaftlicher Basis durchgeführt werden
sollte. Das Geschäft und der Fürst waren Vorwand.