Larry Brent Nr. 109: Kastell des Dämons
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Der Motor machte zweimal "Plupp", der Wagen zuckelte noch drei Meter weiter
und blieb dann stehen. "Auch das noch! Und dann in dieser Gegend", knurrte
John Sallinger. Er zündete den Motor mehrmals, aber er sprang nicht
wieder an. "Ist was?" fragte Conny, seine junge Frau, und wandte den Kopf.
Sie war eingeschlafen. Der Ragen prasselte auf das Auto. Die Nacht war kalt
und stürmisch. Die Wipfel der kahlen Bäume schaukelten hin und
her. Einsamkeit! Hier im Süden Englands, in der Nähe von Cornwall,
war die Landschaft dünn besiedelt, hin und wieder ein Dorf, ein einzeln
stehendes Haus. Sallinger kratzte sich im Nacken. Die Situation war verfahren.
Heute nacht würden sie es nicht mehr zu Aunt Jane schaffen. Es sei denn
... Plötzlich sah er das Haus. Es stand etwa vierzig Meter von der schmalen
Straße entfernt. Dort brannte ein verschwommenes Licht. John atmete
tief durch. "Glück muß der Mensch haben", sagte er. Conny war
inzwischen hellwach. "Wo sind wir denn hier?" wollte sie wissen. "Zwischen
Bodmin und Launceston", lautete seine Erwiderung. "Dann sind wir mitten im
Moor. Na, dann gute Nacht! Und das bei diesem Wetter. Meinst du, das da vorn
ist ein Gasthaus? Einen Grog und eia Steak würde ich jetzt noch verkraften,
Jonny." "Ich frag' mal nach. Ein paar Pfund für die Übernachtung
zahle ich noch drauf. Ich hab' keine Lust, bei diesem Wetter Mechaniker zu
spielen: Ich bin gleich zurück. Mal sehen, was für'n Haus das da
vorn ist." Er trug eine Windjacke, aber ohne Kapuze, verließ den Wagen,
zag sich die Jacke über die Ohren und rannte los. Wind und Regen peitschten
in sein Gesicht. Der Wind war kalt. Das Pfeifen und Heulen des Sturms fing
sich in den kahlen Wipfeln und dem Gemäuer des' Hauses, auf das er zulief.
Je näher er kam, desto mehr erkannte er. John Sallinger glaubte sich
in den Süden, nach Spanien oder weit unten nach Frankreich versetzt,
wo spanischer Einfluß in der Architektur schon zu sehen war. Vor ihm
stand kein Landhaus im herkömmlichen Stil. Hier hatte jemand seinen
Traum verwirklicht und sich ein richtiges kleines Schloß, ein Kastell,
errichtet mit Bögen und Türmen und einer mannshohen Mauer, die
mit Lehm verschmiert war. Winzige, vergitterte Fenster hatte das alte Kastell.
Aber es war noch bewohnt, wie der Lichtschein hinter einem Fenster bewies.
John Sallinger war zu sehr beschäftigt mit Wind und Wetter, als daß
ihm an dem Licht etwas aufgefallen wäre. Es bewegte sich und war unruhig
wie eine Kerzenflamme.
Rezension von
Leichnam:
Kurzbeschreibung:
Ort: Südengland, in der Nähe von Cornwell. Ein Ehepaar, welches
Schutz vor dem Regen sucht, kommt auf unheimliche Weise um. Und zwar in einem
Gebäude, welches schon ein kleines Schloß ist, ein Kastell. Der
alte Bau ist scheinbar unbewohnt - scheinbar... Ein Mitarbeiter eines
Wochenmagazines, Douglas Learmy, hörte Legenden vom Kastell, von den
eigenartigen Bewohnern namens Dunnerdon. Außerdem erfuhr er recht bizarre
Spukgeschichten, die sich noch immer in dem schauderlichen Gebäude abspielen
sollen. Learmy will ins Kastell, um den Gerüchten auf den Grund zu gehen,
schon allein, um einen Sensationsbericht für das Magazin abliefern zu
können. Die PSA weiß vom bösen Ruf, der auf dem Haus lastet.
Larry Brent wird auf Douglas Learmy angesetzt. Man weiß, daß
Learmy ungewöhnlich viele Kenntnisse vom Kastell besitzt. Larry soll
den Mann beschatten und dafür sorgen, daß ihm kein Haar gekrümmt
wird. Auch X-GIRL-C wird eingesetzt. Learmy gräbt im Rosengarten des
Gebäudes herum, sucht irgendetwas. Larry beobachtet das. Bald taucht
eine gewisse Camilla auf, ein 13-jähriges Mädchen. Sie erscheint
irgendwie unwirklich. Camilla wohnt im Haus auf dem Hügel, weit
gegenüber dem Kastell. Das Mädel scheint ein Geist zu sein, und
im Haus auf dem Hügel wohnen seltsame, schrullige, altmodische Aristokraten.
Morna alias X-GIRL-C spielt dort Dienstmädchen in Vertretung, Larry
agiert im Geheimen. Es soll untersucht werden, ob es eine Verbindung zwischen
Kastell, Camilla sowie Hügelhaus gibt. Seltsame Leute, weitere Tote
im Kastell. Auch Learmy kommt um, der dort die Gebeine der ehemaligen spanischen
Hausherrin sucht. (Aus welchen Gründen auch immer...) Ein Butler untersucht
per elektronischer Überwachungsanlage die Phänomene im Kastell
vom Hügelhaus aus. Larry kommt im Spukhaus fast ums Leben. Seltsame
Gespenster und ein Dämon treiben ihr Unwesen. Die spukende Camilla lockt
Menschen zum Dämon Asunta, welcher der PSA wohlbekannt ist. Mit Hilfe
eines Mediums und unter vielen Hinweisen des Butlers, der eigentlich
Parapsychologe ist, kann Asunta schließlich vertrieben werden. Das
Kastell des Dämons zerfällt.
Meinung:
Ich muß ganz ehrlich sagen, daß ich von dem Heftchen etwas
überfordert war. Da passieren unendlich viele Sachen, und es gibt sehr
viele handelnde Personen, die ich noch längst nicht alle erwähnt
habe. Ein konfuser Roman. Die PSA kennt den Dämon. Die wirkliche Rolle
Camillas wird meiner Ansicht nach nur im Ansatz herausgestellt. Dann spukt
auch noch ein alter Mann in rasselnden Ketten, den ich nun überhaupt
nicht einzuordnen vermag. Nein, lieber Dan Shocker: Etwas weniger wäre
hier mehr gewesen. Und gruselig war der Titel auch auf keiner Seite. ich
habe den Text jetzt schon zweimal gelesen - immer mußte ich mich
durchquälen. Vielleicht kapiere ich das alles richtig beim dritten
Durchlesen... (Da müßte ich aber schon Masochist sein)
Besonderheiten:
Herrliche Dialoge zwischen Morna und Larry
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Bild von Lonati ist gut und düster gemalt. Zudem stellt es den
Dämon so dar, wie er im Heft beschrieben wird. Ein Hauch mehr Horror
hätte dem Bild aber gutgetan.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Nahe eines spanischen Kastells mitten in England wird die Leiche einer jungen
Frau gefunden, die mit mehreren Messerstichen ums Leben gekommen ist. Der
Mann ist in dem düstere Gemäuer verschwunden. Der Reporter Douglas
Learmy will dem Geheimnis des verlassenen Gemäuers, von dem man berichtet,
dass es dort spukt, auf den Grund gehen. Die Computer der PSA haben ebenfalls
Alarm geschlagen und so schickt David Gallun seine beiden besten Agenten
vor Ort: Larry Brent und Morna Ulbrandson. Larry soll den Reporter
überwachen und gegebenenfalls schützen. Morna hingegen erhält
eine Anstellung als Zimmermädchen bei den Nachbarn. Diese haben vor
drei Jahren ihre dreizehnjährige Tochter verloren und dennoch sieht
man das Mädchen immer noch an den Rosenträuchern, die sie so sehr
liebte. Auch Learmy hat bereist mit dem hübschen Mädchen gesprochen.
Doch nicht nur die Geister Verstorbener gehen um. Der Urheber ist ein grausamer
Dämon, namens Asunta ...
Meinung:
Der Roman könnte nicht unheimlicher beginnen. Ein Auto bleibt vor einem
gespenstischem Haus stehen, Die Frau wird das Opfer eines unheimlichen
Mörders und der Mann verschwindet. Wieder einmal spielt Dan Shocker
perfekt auf der Klaviatur menschlicher Ängste und obgleich das mit beinahe
altbacken wirkenden Methoden geschieht, verfehlt es seine Wirkung keineswegs.
Auch das messerschwingende Mädchen, welches tagsüber Rosen
pflückt und bereits drei Jahre tot ist passt hervorragend in diesen
unterschwelligen Horror. Leider gleitet der Roman in der zweiten Hälfte
zu sehr ins Kuriose ab. Die düstere Gruselatmosphäre wird von
unmotivierten Aktionen und übertriebenen Actionszenen abgelöst.
Mit dem Auftreten des Dämons verliert der Roman einen großen Teil
seines Reizes. Auch die Seance, welche Larry mit Hilfe eines Mediums
abhält, wirkt konstruiert und unglaubhaft. Das Ende plätschert
langweilig vor sich hin und ist darüber hinaus alles andere als originell.
Dadurch, dass die Mutter des toten Mädchens an der Beschwörung
teilnimmt und ebenfalls bereits unter dem Bann Asuntas steht, was ihre Begleiter
allerdings nicht ahnen, bringt der Autor ein dramatisches Element mit ins
Geschehen. Doch leider werden die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft
und die psychologische Spannung durch die Actionszenen zerstört. Die
Darstellung des Dämons als wolkenartiges Wesen mit Rüssel wirkt
eher lächerlich als bedrohlich. Damit bleibt bei diesem Roman ein sehr
zwiespältiges Gefühl zurück. Die erste Hälfte ist super,
die zweite eher unterdurchschnittlich. Dennoch liest sich der Roman sehr
flüssig und schlägt nicht allzu große Kapriolen, die bei
Dan Shocker oft schwer nachvollziehbar sind.
2 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt Asunta in all seiner dämonischen Pracht. So richtig
furchteinflößend wirkt der Bursche jedenfalls nicht. Dafür
vermittelt das unheimliche Gemäuer und der düstere Himmel eine
gewisse Gruselstimmung.
Coverbewertung:

Zusatzhinweise zu dem Titelbild kommen von Michael Schick:
Beim Malen des Hauses hat sich Lonati wohl vom Bates Motel aus dem Film Psycho
inspirieren lassen.
Später wurde das Cover des Larry Brent Romans noch einmal für den
Geister-Schocker Nr. 41 verwendet: