Larry Brent Nr. 104: Leichenparasit des "geflügelten Todes"
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Der Mann an seiner Seite war ein Mörder. Aber das wußte der Fahrer
des Bently nicht. Oliver Reece hatte seinen Begleiter per Anhalter mitgenommen.
Der vielfache Frauenmörder war als Reverend verkleidet und machte einen
harmlosen Eindruck. Aber an diesem Mann stimmte noch mehr nicht. Er atmete
nicht, und in seiner Brust schlug kein Herz. Er war nicht aus Fleisch und
Blut, sondern lebensecht aus Wachs nachgeformt. Der Reverend stammte aus
dem Panoptikum eines schrulligen, eigensinnigen Mannes, der die Gesellschaft
mied und wie ein Einsiedler lebte: George Hunter. Dieser Hunter hatte ein
Hobby. Er stellte die Großen der Weltgeschichte als Wachsfiguren her.
Dabei legte er besonders Wert auf die Darstellungen legendärer
Schreckgestalten und Außenseiter der Gesellschaft, wie Triebverbrecher,
Massenmörder und Geisteskranke. Oliver Reece, ein junger Schauspieler
aus den Vereinigten Staaten, hielt sich seit vierzehn Tagen in England auf
und wirkte in einem Grusel-Thriller der Spitzenklasse mit, den der bekannte
Produzent und Regisseur M. Kelly inszenierte.
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Miriam Brent wird von einem wächsernen Frankenstein-Monster in den Wald
entführt. Währenddessen liefert sich Larry Brent einen
mörderischen Kampf mit den Wachspuppen und steht schließlich seinem
großen Gegner, dem "Geflügelten Tod" gegenüber. Nach einem
harten, aber kurzen Kampf gelingt es X-RAY-3 den Dämon mit dem "zehrenden
Feuer" zu vernichten. Was Larry allerdings nicht ahnt, ist, dass nur der
Körper des "Geflügelten Todes" versteinert und der Geist sich auf
der Suche nach einem neuen Körper verflüchtigt hat. Edward Higgins
und seine Mannschaft suchen in den Trümmern verzweifelt nach Larry Brent
und Morna Ulbrandson. Diese haben im Gewölbe überlebt und X-RAY-3
gelingt es im letzten Augenblick den Zugang zu öffnen, bis ihn die
Kräfte endgültig verlassen. Doch der Fall ist noch lange nicht
ausgestanden. Drei Wachspuppen sind entkommen, unter anderem ein mehrfacher
Frauenmörder und das Frankensteinmonster. Der Geist Mike Coogans, alias
der "Geflügelte Tod", findet in dem toten Körper einer Kreatur,
die dem Frankensteinmonster ähnlich ist, eine neue Heimstatt. Mit der
Fähigkeit ausgestattet, sein Aussehen jedem Menschen anzupassen und
diesen allein durch Berührung die Lebenskraft auszusaugen, beginnt dieser
Leichenparasit seine Rache vorzubereiten. Um seinen Erzfeind Larry Brent
empfindlich zu treffen nimmt er die Personen ins Visier, die dem PSA-Agenten
am nächsten stehen und am wehrlosesten sind: Seine Eltern.
Meinung:
Eine würdige Fortsetzung für einen der denkwürdigsten und
dramatischsten Abenteuer des Spezialagenten Larry Brent. Der Kampf mit dem
"Geflügelten Tod" geht in die entscheidende Phase und der Autor Dan
Shocker überrascht bereits im ersten Drittel des Romans mit der
plötzlichen, augenscheinlichen Vernichtung des mächtigen Dämons.
Aber Dan Shocker wäre nicht er selbst, wenn er es seinem Helden X-RAY-3
so einfach machen würde. So tritt der "Geflügelte Tod" bald in
einer viel grauenhafteren Form in Erscheinung. In dieser werden die Vorlieben
des Schriftstellers nur allzu offensichtlich präsentiert. Schon immer
hatte Shocker eine Affinität zu Frankenstein und dessen Kreatur, was
unzählige Romane innerhalb der LARRY BRENT-Serie und eine eigene
Taschenbuchreihe belegen. In dem vorliegenden Roman kommt eine derartige
Kreatur sogar in doppelter Ausführung vor. Zum einen als Wachsfigur
des Panoptikums und zum anderen als verscharrtes Wesen, welches vor über
150 Jahren ein Schüler von Frankenstein erschaffen hat. Und hier tritt
Shockers zweite Leidenschaft hervor, nämlich die, für
Bösewichter, die in der Lage sind Aussehen und Verhalten ihrer Gegner
und Opfer perfekt zu imitieren. Bereits Larry Brents stärkster und
gefährlichster Feind, Dr. Satanas, beherrschte diese Art Mimikri aufs
Höchste.
Das Finale spitzt sich schlagartige dramatisch zu und mit Larrys Eltern bekommt
der Leser auch einen der seltenen Einblicke in das Privatleben des PSA-Agenten.
Zum ersten und einzigen Mal ist die komplette Familie Brent in einem Roman
vereint und trotzdem die Eltern von X-RAY-3 nur einen relativ kleinen Part
inne haben, kommen sie ebenso sympathisch herüber wie ihre Kinder. Mit
den Handlungssträngen um den Frauenmörder und dem Fluch der Hexe
wirkt der Roman allerdings wieder leicht überfrachtet. Nicht gerade
logisch nachvollziehbar ist außerdem weshalb der Leichenparasit
ausgerechnet den Piloten des Flugzeugs töten und dessen Identität
übernehmen musste, um in die USA zu fliegen wo Larrys Eltern weilten.
Immerhin hätte er ja auch in seiner anderen Gestalt als normaler Fluggast
reisen können. Aber Dämonen müssen ja nicht zwingend logisch
handeln. Was den Lesespaß allerdings erheblich beeinträchtigt
sind die Fülle an Druckfehlern, die wirklich die Schmerzgrenze sprengen,
vor allem als aus einem "mordenden Geist" ein "moderner Geist" wird. Der
exzessive Gebrauch des englischen Nomens "Castle" für den Burgturm des
Künstlers George Hunter ist auf die Dauer ebenfalls störend.
Fazit: Extrem spannender und rasanter Gruselthriller, der für den Fan
durch Auftritte des "Geflügelten Todes" und Larry Brents Eltern enorm
interessant sein dürfte. Die Handlung ist originell und hätte locker
für einen Dreiteiler ausgereicht.
Besonderheiten:
Mike Coogan, der "Geflügelte Tod", wird von Larry Brent durch das "zehrende
Feuer" endgültig vernichtet.
Erster und einziger Auftritt von Larry Brents Eltern.
4 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Äußerst trashig und die Darstellung des "Geflügelten Todes"
wird der Beschreibung im Roman nicht im Mindesten gerecht. Wie so oft sieht
das Frankensteinmonster aus wie in den ersten Verfilmungen mit Boris Karloff
und zeigt einen debilen Gesichtsausdruck. Auf dem Titelbild zum vorliegenden
Roman wirkt das Ungeheuer nicht gerade bedrohlich, höchstens geistig
verwirrt. Die Umgebung hingegen wurde sehr stimmungsvoll gezeichnet.
Coverbewertung: