Larry Brent Nr. 101: Der Unheimliche aus dem Sarkophag
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"Sie wird sterben", flüsterte man sich im Palast zu. Nafri, die schöne
Tochter des Pharaos, lag seit Tagen im Fieber. Die Ärzte konnten ihr
nicht helfen, die Gebete der Priester blieben unerhört. Nafri war
dreiundzwanzig Jahre alt. Jeder am Nil kannte sie. Sie war zart und schön
wie eine Blume. Man sagte, daß sie einer Göttin glich. Nafri war
schon immer von zarter Gesundheit gewesen. Nun lag sie im Sterben. Das Zimmer
mit dem kostbaren Bett war abgedunkelt, schwere Vorhänge wiesen Licht
und Sonne zurück. Der Atem des Todes schwebte durch die Hallen und
Gänge des Palastes. Man unterhielt sich nur flüsternd oder schwieg
und warf sich nur vielsagende Blicke zu. Wie war es zu der Krankheit gekommen?
Niemand wußte eine Erklärung dafür. Das Fieber hatte
plötzlich und stark eingesetzt. Eine gewöhnliche Infektion schlossen
die Ärzte aus. Hatte Nafri sich den Unmut der Götter zugezogen?
Dann kam plötzlich das Gerücht auf. Es verbreitete sich in Windeseile.
Jedermann im Palast hatte es geahnt, doch niemand hatte zunächst gewagt.
die Dinge beim Namen zu nennen.
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Im alten Ägypten kommt es zu einigen schwerwiegenden Ereignissen, die
erst viertausend Jahre später ihre grausigen Folgen haben sollen. Der
ausgestoßene Hohepriester Ak-Hom hat sich mit der grausamen Gottheit
Orus verbündet. Er benutzt seine Macht, um Nafri, die Tochter des Pharaos
für sich gewinnen - sie erliegt einer seltsamen Krankheit, und der
verräterische Priester schleicht sich als angeblicher Wunderheiler an
ihrer Totenstätte ein. Sein Plan ist es, die Seele und den Körper
Nafris in späterer Zukunft zu erwecken und an sich zu binden. Dasselbe
will er auch mit sich selbst in die Tat umsetzen. Dennoch wird Ak-Hom von
einem anderen Hohepriester enttarnt und schließlich von der Wache des
Pharaos getötet. Leider wird der Leichnam Ak-Homs gestohlen, bevor man
den Fluch, mit dem er sich selbst belegt hat, abwenden kann. In der Tat erwacht
die Mumie Ak-Homs viertausend Jahre später zu einem unseligen Leben,
nachdem sein verschollener Sarkophag über mehrere Umwege schließlich
in Paris gelandet ist. Auch der Sarkophag mit der Mumie Nafris befindet sich
mittlerweile in Paris. Der Sammler Jean Mercier hat ihn erworben und führt
zusammen mit einem Kumpanen einige sehr ominöse Zellversuche an der
Mumie durch. Er will die wahre Nafri wieder zu blühendem Leben erwecken.
Der wiedererwachte Ak-Hom macht den beiden aber einen blutigen Strich durch
die Rechnung. Brutal mordend zieht die widerlich entstellte Mumie durch die
Pariser Viertel und holt die ebenso verweste Leiche seiner Geliebten
zurück. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen verwandelt sich Ak-Hom mit
der verstreichenden Zeit zusehends in den grausamen achtarmigen Gott Orus.
Larry und Morna sind mittlerweile auch in Paris eingetroffen und gehen den
scheußlichen Morden nach. Mehr und mehr decken sie ein Teilchen nach
dem anderen auf und stoßen schließlich auf die wahren
Hintergründen dieser Taten. Dabei müssen sie sich aber noch mit
einigen alten ägyptischen Aufzeichnungen, wüsten Experimenten und
mehreren Leichen herumschlagen, bis sie am Ende dem unheimlichen Mörder
selbst gegenüber stehen ...
Meinung:
Ein wirklich gelungenes Abenteuer mit Larry Brent. Schon auf den ersten beiden
Seiten war ich in der Handlung gefangen, und ich hatte schon das Gefühl,
dass sich hier Großartiges aufbaut. Die Spannung sackt nie wirklich
ab, sondern hält den Leser bei der Stange, bis es dann ohne Schwächen
zur Vernichtung Ak-Homs kommt. Das war mein einziger Knackpunkt: Die beiden
Mumien sind mir etwas zu schnell und zu einfach vernichtet worden, da hätte
DS vielleicht noch einen kleinen Gimmick einbauen können, denn so eine
Gottheit sollte schon mehr aushalten können als den obligatorische
Smith&Wesson-Laserstrahl, auch wenn sie sich nur in einer verrotteten
Mumie zeigt. Die Morde werden sehr äußerst brutal geschildert,
da kennt DS keine Gnade, der Ekelfaktor wurde in dieser Geschichte sehr hoch
gehandelt. Eine junge Frau, die sich mit einer verwesten Mumie bespaßt,
und das gnadenlose Gemetzel Ak-Homs, der sein Opfer buchstäblich auseinander
nimmt. Aber auch die dichte Atmosphäre lässt nichts zu wünschen
übrig - ein rundum gelungenes Werk ...
5 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Hier sehen wir eine kleinere Seltenheit, die aber nicht einmalig auf den
Larry Brent-Covern ist - so eine Art Mini-Comic. Dargestellt wird die
Auferstehung Ak-Homs im Keller des alten Pariser Hauses. Auf dem Sarkophag-Deckel
das Abbild der Gottheit Orus´ , wobei ich mir dessen Aussehen etwas
gruseliger vorgestellt habe, als das eines achtarmigen Kastenteufels mit
einem Schniedelwutz ... Dafür ist die Mumie prima getroffen und die
Stimmung stimmt
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Im alten Ägypten stirbt die Pharaonen-Tochter Nafri auf unerklärliche
Weise. Der Hohepriester Ka-Chem vermutet, dass der verstoßene Priester
Ak-Hom hinter diesem Anschlag steckt. Ak-Hom dient dem Dämonengott Orus
und schafft es in der Verkleidung eines Wunderheilers den Leichnam Nafris
zu präparieren. Bevor der verstoßene Priester sein Werk vollenden
kann stürmen Ka-Chem und die Soldaten die Leichenkammer. Ak-Hom wird
getötet, doch sein Leichnam verschwindet bald darauf spurlos. Viertausend
Jahre später tauchen die Sarkophage Nafris und Ak-Homs in Paris wieder
auf, wohin sie auf Umwegen gelangt sind. Die Magie des Dämons Orus hat
dafür gesorgt, dass die Mumien der beiden Liebenden zusammen am Ort
ihrer Wiederkehr eintrafen. Doch während Nafris Mumie dem ehrgeizigen
Ägyptologen Jean Mercier als Forschungsobjekt dient, mit dem er einen
Klon der Pharaonen-Tochter erschafft, verbleibt der Sarkophag Ak-Homs im
Keller eines leerstehenden Hauses. Die Kunststudentin Mireille findet die
Mumie und befreit sie unwissentlich zusammen mit ihrem Freund Claude, der
dem wiedergekehrten Ak-Hom sogleich als Opfer dient. Fortan ist Ak-Hom auf
der Suche nach Nafri und zieht eine blutige Spur durch Paris. Und mit jedem
Opfer verwandelt sich die Mumie Ak-Homs mehr und mehr in den grässlichen,
achtarmigen Dämonengott Orus. Kommissar Marcel Tolbiac wird bei seinen
Ermittlungen von den beiden Top-Agenten der PSA unterstützt: Larry Brent
und Morna Ulbrandson ...
Meinung:
Einmal mehr nimmt einer der unheimlichen Fälle der PSA in tiefer
Vergangenheit ihren Anfang. Der Rückblick wird sehr plastisch geschildert.
Der gegenwärtige Schauplatz Paris ist für einen Roman mit
ägyptischem Einschlag sehr ungewöhnlich, funktioniert aber
hervorragend. Die Handlung fußt auf Magie und wird durch das Wirken
eines echten Dämons erklärt, nicht wie so oft mit einem
pseudowissenschaftlichen Hintergrund. So ganz konnte der Autor aber das
fabulieren in jene Richtung aber nicht sein lassen und erschuf die Nebenhandlung
um den Klon Nafris. Ein Aspekt, der für die eigentliche Geschichte eher
unbedeutend ist und wohl dazu dienen sollte, das Element des Rätselhaften
zu verstärken. Dan Shocker hat mit diesem Roman keine "gewöhnliche"
Geschichte um eine zum Leben erweckte Mumie geschaffen, sondern darüber
hinaus einen Gruselkrimi mit einem Hauch Wahnsinn. Die geistige
Abhängigkeit Mireilles von dem wiedererweckten Leichnam Ak-Homs wurde
gekonnt in Szene gesetzt. Während Außenstehende in der Mumie das
sehen, was sie wirklich ist, nämlich eine ausgetrocknete, schaurig
anzusehende Hülle, so sieht die hypnotisierte Mireille einen attraktiven
Mann, mit dem sie sogar das Bett teilt. Auch wenn der sexuelle Akt nicht
direkt beschrieben oder erwähnt wird, schwingt dennoch eine offensichtlich
erotische Spannung zwischen der jungen Kunststudentin und der Mumie mit.
Die Andeutung der Nekrophilie erzeugt beim Leser eine Gänsehaut ohne
die Grenze des Erträglichen zu überschreiten. Die Morde Ak-Homs
fallen sehr drastisch aus, werden in letzter Konsequenz aber einmal mehr
der Fantasie des Lesers überlassen. Dan Shocker schafft es auf einmalige
Weise einen kurzweiligen und spannenden Grusel-Krimi zu fabrizieren, in dem
der sympathische Kommissar Marcel Tolbiac erneut einen Auftritt hat, den
der Leser bereits aus dem Roman "Im Würgegriff des Nachtmahrs" kennt.
4 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Das Titelbild zeigt, wie die Mumie Ak-Homs zum Leben erwacht. Auf der Innenseite
des Sarkophagdeckels ist deutlich die Darstellung des Dämons Orus zu
sehen. Das angstverzerrte Antlitz der Frau wirkt dagegen eher deplaziert
und durch die unnatürliche Größe störend.
Coverbewertung: