Larry Brent Nr. 97: Leichenvögel
"Wer einmal den Vogel sieht, der ist verloren", sagen die Leute in Tonklin.
Das ist ein kleiner Ort im Norden Englands den keine Karte verzeichnet, weil
er abseits vom Wege und so winzig ist, daß kaum ein Mensch ihn besucht.
Die zwanzig Häuser liegen versteckt zwischen Felsen. Nur eine schlecht
asphaltierte, kurvenreiche Straße führt auf das Plateau, auf dem
es immer zugig ist und wo auch im Sommer die Temperaturen nie so ansteigen,
daß man dort ins Schwitzen käme. Was Menschen veranlaßt
hatte, diesen Ort im Bergland von Cumberland einst zu gründen, wird
ewig ein Rätsel bleiben. Fremde kommen dort nicht hin, es sei denn,
sie hätten sich verfahren. Anders war die Sache mit David Gander. Er
suchte absichtlich die weit vom Schuß liegenden Nester, weil er sich
ein Geschäft davon versprach. Er wußte nichts von dem Vogel,
über den man sich so seltsame Geschichten erzählte. Er bekam ihn
aber zu sehen. Das wurde ihm zum Schicksal.
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In dem kleinen Ort Tonklin in Cumberland in England verschwindet der
Antiquitätenhändler David Gander spurlos. Das, und die Gerüchte,
die sich um die alte Ensebeth Mallory und einen mysteriösen Todesvogel
ranken, bringen die beiden PSA-Agenten Larry Brent und Morna Ulbrandson auf
den Plan. Doch bevor das Agentenpaar den Ort erreicht, bleibt ihr Auto mit
Motorschaden liegen und die blonde Schwedin wird von zwei grotesk verwachsenen
Männern niedergeschlagen und entführt. Larry, der ihr folgt und
einen ihrer Kidnapper niederschlagen kann, muss unverrichteter Dinge wieder
umkehren, da seine Gegner vermutlich durch eine Geheimtür verschwunden
sind. Der Agent wird von einem vorbeifahrenden Mann mitgenommen. In der
Zwischenzeit hat Inspektor Twister den alten Friedhof, der nahe der Hütte
der Ensebeth Mallory liegt, observiert. Er beobachtet wie ein großer
Geier die Leiche des verschwundenen Gander freilegt. Da erscheint auch die
alte Mallory, die dem Inspektor erklärt, dass der riesige Leichenvogel
ihr verstorbener Mann sei, den sie der Dämonengöttin Rha-Ta-N'my
opferte. Auch Gander tötete sie und verscharrte ihn anschließend
auf dem alten Friedhof, dessen Erde der Dämonin geweiht ist. Wenn die
Opfer sieben Tage lang in der Erde liegen und dann von der Hexe oder ihrem
Helfer ausgebuddelt werden, werden sie selber zu Todesvögeln. Vor den
Augen Twisters verwandelt sich die Leiche in einen Geier und die Vögel
greifen den Inspektor an, der fliehen kann aber mit seinem Wagen einen Unfall
baut und ins Krankenhaus eingeliefert wird. Im Hotel wird Larry von einer
geheimnisvollen Botschaft nach draußen gelockt. Dort will ihm der Neffe
des Hotelbesitzers den Garaus machen, doch Larry überwältigt ihn
und steht plötzlich den Leichenvögeln gegenüber, zwei riesigen
Geiern. Einen der Vögel kann der PSA-Agent mit der Laserkanone vernichten.
Der andere flieht und ermordet den Hotelbesitzer, sowie einen Gast. Larry
verständigt die Zentrale in New York und macht sich auf zu seinem
liegengebliebenen Fahrzeug. Doch die Männer vom Abschleppservice erweisen
sich als die Männer, welche Morna entführten und schlagen Larry
nieder. Auch der Vorgesetzte Twisters, Donald Masters, befindet sich in der
Gewalt der Hexe, die alle opfern will, die ihr unter Umständen
gefährlich werden können. Die beiden Verwachsenen sind
Hilfsdämonen, die ihr die Göttin zur Seite gestellt hat. Sie sollen
den verletzten Twister ermorden. Das Amulett einer Krankenschwester kann
den ersten Anschlag vereiteln. Der von X-RAY-1 hinzubeorderte Iwan Kunaritschew
kann den zweiten Anschlag mit dem Amulett abwehren und den Dämon vernichten.
Derweil gelingt den Agenten Morna und Larry die Flucht aus ihrem unterirdischen
Gefängnis, zu dem man nur Zutritt hat, wenn man einen magischen Trank
zu sich nimmt, der einen befähigt durch Wände zu gehen. Als die
Hexe wiedererscheint halten sich Larry und Morna an ihr fest. Donald Masters
verpasst seine Chance und bleibt als Opfer für Rha-Ta-N'my zurück.
Wieder im haus der Hexe erscheint der zweite Leichenvogel den Larry mit einem
Küchenmesser zur strecke bringt. Ensebeth Mallory, die sich von der
Dämonengöttin Jugend und Schönheit erhoffte, stirbt, da die
Beschwörung ihr zuviel Kraft abverlangte. Auch Iwan erscheint, doch
da ist schon alles vorbei. Der zweite Hilfsgeist bleibt verschwunden.
Meinung:
Ein weiterer Larry-Brent-Roman um die sagenumwobene Dämonengöttin,
die eigentlich Hauptgegnerin von Macabros ist. Dieser Roman hat bei mir ein
etwas zwiespältiges Gefühl hinterlassen. Stilistisch gesehen so
gut wie eh und je, wenn man die Schreibweise von Dan Shocker und seine
stimmungsvollen Beschreibungen zu schätzen weiß. Die Handlung
allerdings ist mir teilweise etwas überspitzt und überladen
vorgekommen. Die Sache mit den titelgebenden Leichenvögeln war einfach
klasse, und hier hätte ich mir gewünscht, wenn der Autor seine
Hauptaufmerksamkeit bei den Geiern gelassen hätte, um einen erstklassigen
Tierschocker zu fabrizieren. Die Szene auf dem Friedhof, wo die Leiche
ausgebuddelt wird oder sich die Geier als Aasfresser betätigen und eine
Mutter und ihr Kind angreifen wurde sehr plastisch dargestellt. Mich störte
hingegen dieses ganze Drumherum mit den beiden Hilfsdämonen, die aussahen
wie Frankensteins Monster, und die Teufelsbeschwörungen der alten Hexe.
Auch der Trank mit dem man durch Wände gehen kann hätte nicht zu
sein brauchen. Der Abgang des zweiten Leichenvogels hätte ich mir auch
dramatischer gewünscht als durch ein Küchenmesser. Abgesehen davon
erwartet den Leser ein spannender Roman, der nicht nur langende Winterabende
kurzweilig zu gestalten vermag, sondern auch schwülwarme Sommernächte,
in denen normale Menschen keinen Schlaf finden.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein sehr düsteres und atmosphärisches Bild, das nicht nur perfekt
zur Handlung passt sondern auch im Allgemeinen super zu einem Gruselroman.
Die Grabsteine im Hintergrund, umgeben von Nebel vermitteln die richtige
Friedhofsstimmung und der Zeichner hat auf zu viele störende oder ablenkende
Gebilde verzichtet. Allenfalls einen alten, knorrigen Baum hätte ich
mir noch als Auflockerung gewünscht. Und auch wenn ich mir dieses Bild
nicht als Poster aufhängen würde - als schön gerahmtes
Ölgemälde auf jeden Fall.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Motiv vom Titelbild des Larry Brent Romans fand auch schon auf dem Cover
des spanischen Comic-Magazins ESPECTROS Nr. 23 Verwendung: