Larry Brent Nr. 47: Der Schlitzer aus dem Jenseits
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Sie schlug die Augen auf. Ganz stark war mit einem mal das Gefühl vorhanden,
Daß sich jemand im Schlafzimmer aufhielt. "Lee - bist du es?" Peggys
Linke tastete hinüber in das Bett, das neben ihr stand. Sie dreht den
Kopf, aber das Bett war leer und Lee noch nicht zurück. Peggy Lunch
merkte, wie der kalte Schweiß auf ihre Stirn trat. Angst erfüllte
die junge Frau, als sie plötzlich den hellen, verwaschenen Fleck vor
sich in der Dämmerung wahrnahm. Wie ein Spuk näherte er sich nebelhaft
verschwommen und nahm Form und Gestalt an. Die Umrisse eines Menschen. "Was
- was - wollen - Sie? Wer - sind - Sie?" stammelte Peggy kreideweiß.
Das Phantom antwortete nicht. Peggy richtete sich vollends auf und wich an
das Kopfteil ihres Bettes zurück. Die hellen, nebelhaften Arme rissen
ihr ruckartig die Decke weg, ohne daß die junge Frau die verhindern
konnte. In der Dämmerung blitzte ein Messer! Gellend hallte Peggys Schrei
durch das Haus. Und dann spürte sie auch schon das Messer an ihrer Kehle,
die ihr der Unheimliche blitzschnell durchschnitt.
von Dan Shocker, erschienen am 21.09.1982, Titelbild: R.S. Lonati
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In London werden kurz nacheinander zwei Frauen ermordet. Hauptverdächtiger
ist der Ehemann der ersten Toten Lee Lunch. Dieser ist Mitglied in einem
spiritistischen Zirkel, bei dessen nächster Seance auch die Reporterin
Linda Davon zugegen ist. Als die Seance beginnt gelingt es dem Medium Kontakt
zu einem Geist aufzunehmen, welcher Lindas Tod prophezeit. Larry wird von
X-RAY-1 nach London beordert, weil ein Nachrichtenmann der PSA, welcher
Psychoanalytiker ist, die Tochter eines reichen Geschäftsmannes untersuchte,
welche eine seltsame Nebelgestalt gesehen hat, die vom nahen Friedhof gekommen
sei und ein großes Fleischermesser in der Hand hatte. Dieses Detail
veranlasst Larry sich mit seinem Freund Chiefinspektor Edward Higgins in
Verbindung zu setzten. Gemeinsam besuchen sie Higgins' Vorgänger, der
ein Experte für Jack the Ripper ist und der unumstößlichen
Meinung ist, dass auch bei den aktuellen Mordfällen der Ripper seine
Hand im Spiel hat. Derweil wird der Beamte, welcher an Larrys Stelle die
Tochter des Geschäftsmannes bewachen sollte, ermordet. Larry und Higgins
fahren zu dem Anwesen und treffen unterwegs Iwan Kunaritschew, welcher zu
Larrys Unterstützung nach London geschickt wurde. Als sie am Tatort
eintreffen wird die Tochter von dem Nebelkiller angegriffen. Larry kann den
Mörder im letzten Augenblick vertreiben. Das elektrische Feld, dass
der Laserstrahl erzeugte hat den Geist vermutlich gestört. Plötzlich
erreicht den Chiefinspektor die Nachricht, dass ein weiterer Angriff geschehen
sei. Opfer ist die Reporterin Linda Davon, die schwerverletzt ist. Während
Iwan bei der Tochter des Geschäftsmannes bleibt, fahren Larry und Edward
zu Linda davon und erfahren so von der Seance. Im Haus des Zirkelleiters
Horace Winter erfahren sie, dass Winter in Spanien ein Medium kennen gelernt
hat, welches Gegenstände Apportieren kann, das heißt mittels
Geisteskraft Gegenstände an einem Ort entmaterialisieren kann, um sie
an einem anderen Ort wieder zusammenzusetzen. Die starke geistige Kraft des
Mediums hat sich der Geist Jack the Rippers zunutze gemacht, um wieder in
die Welt der Lebenden zurückzukehren und zu morden. Er kann als Geist
keine Waffe führen und benutzt daher das Medium Loretta, wenn diese
schläft bzw. im Trancezustand ist. Larry Brent lässt die junge
Frau von mehreren Psychiatern und Parapsychologen untersuchen. Durch
Tiefenhypnose versuchen sie das Mädchen aus den Fängen des Schlitzers
zu befreien. Doch in der Hypnose apportiert Loretta mehrere Fleischermesser,
die sie sich durch Geisteskraft in den Körper rammt. Mit ihrem Tod nimmt
sie dem Geist des Rippers auch die Möglichkeit aus dem Jenseits
zurückzukehren.
Meinung:
Mit diesem Roman nimmt sich nun auch Dan Shocker der "Jack-the-Ripper-Thematik"
an. Eine weitere Variante, die aber die Identität des unheimlichen Killers
völlig im Dunkeln lässt und sich nur mit dem Geist an sich befasst,
ohne eine eigene Version des blutrünstigen Killers aus dem vorletzten
Jahrhundert aufzutischen. Die unheimliche Nebelatmosphäre wird dem Leser
hautnah vermittelt und auch die Morde werden grausig beschrieben, ohne gar
zu blutig dargestellt zu werden. Larry Brent kommt dieses Mal in bester
James-Bond-Manier daher und flirtet mit der erstbesten, natürlich blendend
aussehenden Sekretärin seines Klienten, die natürlich sofort auf
die Anzüglichkeiten des smarten Agenten eingeht. Ehrlich gesagt hätte
es mich nicht gewundert, wenn Larry gleich im Büro über die Frau
hergefallen wäre. Etwas zu zufällig ist mir das Motiv für
den Mord an Peggy Lunch. Immerhin ist ihr Mann in dem Zirkel, dessen Leiter
das Medium nach London brachte, welches Jack the Ripper die Rückkehr
ermöglichte. Und dann wird allen Ernstes behauptet der Mörder habe
sich Peggy nur rein zufällig als Opfer ausgesucht. Na klar.
Unverständlich ist mir auch die Rolle, die Iwan Kunaritschew spielte.
Erst treffen sich die Agenten zufällig auf der Fahrt zu einem Tatort,
dann wird der Russe als Wächter für eines der Opfer abgestellt
und das war es. Iwan wird mit keinem Wort mehr am Ende des Romans erwähnt.
Da frage ich mich schon warum ihn Dan Shocker überhaupt noch in die
Handlung mit hineingenommen hat. Um die Atmosphäre aufzulockern? Die
Gespräche zwischen Larry und ihm waren immerhin so amüsant wie
eh und je. Oder lag es vielleicht auch daran, dass Iwan im letzten Roman
schon nicht dabei war? Dennoch bietet der Roman spannende und kurzweilige
Gruselunterhaltung.
Besonderheiten:
"Jack the Ripper" gibt sich ein Stelldichein.
Edward Higgins und Iwan Kunaritschew lernen sich kennen.
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Hier gelingt es Lonati die unheimliche Atmosphäre aus dem Roman auf
einem gelungenen Cover darzustellen.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Ein Doppelmord in dem Londoner Stadtteil Whitchapel veranlasst Scotland Yard,
die PSA einzuschalten. Denn keinerlei Spuren auf einen möglichen Täter
sind an den Tatorten aufzufinden. Die Computer der 'Psychoanalytischen
Spezial-Abteilung' entdecken einen Zusammenhang zur Tochter des vermögenden
Shaun Toynbee, welche eine gespenstische Erscheinung gesehen haben will und
senden Larry Brent in die Hauptstadt Englands. Gemeinsam mit Chiefinspektor
Edward Higgins findet Larry schnell interessante Verbindungen zu dem
Massenmörder Jack the Ripper, welcher allerdings bekanntlich tot sein
sollte! Ist die Geisterscheinung, welche Myriam Toybee zuhause nahe einer
Friedhofsmauer sah, tatsächlich der Schlitzer aus dem letzten Jahrhundert?
Wenn ja - wer hat die Macht, diesen aktiv werden zu lassen? Ein heikler Fall
für X-RAY-3.
Meinung:
Autor Dan Shocker nimmt sich in diesem LARRY BRENT-Roman einem wirklich
interessanten Thema an. Er läßt den Geist von Jack the Ripper
auferstehen und bietet dem Leser auch dazu eine plausible Erklärung.
Dazu muss er aber das Themengebiet der Materialisation und auch die Geschichte
des Rippers etwas tiefgründiger durchleuchten, was den gut geschriebenen
und in eine spannende Atmosphäre gepackten Roman hier und da leicht
ins Stocken bringt. Trotzdem wird der Leser gut unterhalten - und lernt noch
etwas dabei! Shocker erzählt hier seine Variante zu den vielen meist
ziemlich durchschnittlichen Geschichten um den berühmten Massenmörder
recht frisch, ohne die typische Härte des Massenmörders heraus
zu nehmen. Ein leicht überfrachteter, aber guter Gruselroman.
Besonderheiten:
- erster Auftritt von Dr. Barring, einem Psychoanalytiker und Larrys Freund
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Das in allen Auflagen gleiche Cover hat alles, was ein Bild des genialen
Künstlers Lonati haben muss! Es besitzt mit dem Friedhof eine dunkle
Atmosphäre; mit dem bleichen, aus einem Grab kommenden Arm, welcher
mit einem blutigen Dolch auf die am Boden liegende Frau einsticht, einen
gewissen Gruseleffekt und mit dem dunkelblonden Opfer eine weibliche Figur,
wie sie nur 'LO' zeichnen konnte! Das Ganze passt auch noch bestens zur
Romanhandlung - perfekt!
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Titelbild zu diesem Larry Brent Roman wurde schon einmal für den
Silber-Grusel-Krimi Nr. 246 "Luzifers Zepter" von Marcos Mongo verwendet.
Auch auf Christoph Schwarz Nr. 2 wurde es verwendet.