Larry Brent Nr. 12: Der mordende Schrumpfkopf
Er betrachtete sich die Wand, an der die Schrumpfköpfe hingen wie Glieder
einer Kette. An einer Stelle aber war zwischen der makabren Sammlung ein
freier Platz, als fehle hier ein besonders seltenes Stück. Paul Vernon
preßte die Lippen zusammen. "Verrückt, ich bin verrückt",
murmelte er. "Aber vielleicht kommt doch eben mal der Tag, an dem ich den
Triumph erlebe, meinen Triumph" Ein seltsames Lächeln umspielte die
Lippen des bärtigen, braungebrannten Mannes. "Es muß Estrellos
Kopf sein. Alles andere interressiert mich nicht", setzte er sein seltsames
Selbstgespräch fort. Niemand hörte ihm zu. Er war alleine in der
dämmrigen, nach Kräutern und Moder duftenden Hütte. "Ich hoffe,
daß ich dir eines Tages wieder mal über den Weg laufe." Diese
Worte sagte Paul Vernon, der mitten im Dschungel, abseits von jeglicher Kultur,
ein Leben unter den Jivaros führte. Die Vernichtung Estrellos hatte
er tausendmal in seinem Geist durchexerziert und vollendet.
von Dan Shocker, erschienen am 22.09.1982, Titelbild: R.S. Lonati
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Aus Rache, weil er seine Geliebte Anja unter Hypnose versklavt hat, tötet
der Abenteurer Paul Vernon den Zauberkünstler und Magier Estrello und
macht aus seinem Schädel einen Schrumpfkopf. Doch Estrello hatte
tatsächlich einen Pakt mit den Mächten der Finsternis geschlossen.
Um seine magischen Tricks ausführen zu können und weltberühmt
zu werden, musste der Zauberer jedes Jahr ein Mädchen opfern. Dieses
Mal ein junges Zimmermädchen in der Südamerikanischen Stadt Guayaquil.
Die verschwundenen Mädchen veranlassen die Hochleistungscomputer der
PSA den Einsatz eines Agenten vor Ort vorzuschlagen. X-RAY-1 setzt seinen
besten Mann auf den Magier an: Larry Brent alias X-RAY-3. Der trifft alsbald
auf die Spuren des mordenden Schrumpfkopfes. Der Schädel des Magiers
war nämlich nicht so tot, wie Paul Vernon angenommen hat. Eines Tages
ist der Schrumpfkopf aus der Hütte des Abenteuers verschwunden. Paul
fürchtet nun, dass sich Estrello an ihm und Anja rächen will. Er
bringt seine Geliebte in das Jivaro-Dorf, wo Paul seit der Versklavung Anjas
durch Estrello lebt. Als sich die Wege des PSA-Agenten und Vernons kreuzen
beschließen sie dem Vernichtungsfeldzug des Schrumpfkopfes der wahllos
mordet zu folgen. Bald schon steht fest, dass Estrello in den Dschungel will.
Dorthin, wo Paul Anja versteckt hat. Als Larry, gemeinsam mit Paul, in dem
Dorf der Jivaro-Indianer angekommen ist, muss der PSA-Agent feststellen,
dass er einen schweren Fehler begangen hat, denn Paul, der sich des Mordes
an Estrello verantworten muss, hat nicht die Absicht Larry lebend aus dem
Dorf entkommen zu lassen und hetzt die Eingeborenen auf den Amerikaner. Bevor
es zum Äußersten kommen kann greift der Schrumpfkopf Anja an und
tötet sie. Larry gelingt es den Schrumpfkopf im Kampf übel zuzurichten.
Doch er ist noch nicht vernichtet. Larry will den Schädel von den
Wissenschaftlern untersuchen lassen. Daraufhin greift ihn Paul mit einem
vergifteten Speer an und verletzt sich dabei selber, woraufhin er an dem
Nervengift zugrunde geht. Die Wissenschaftler der PSA können aber nichts
außergewöhnliches an dem Schrumpfkopf feststellen, so dass dieser
ab sofort in einem Museum ausgestellt wird, unter Panzerglas verschlossen.
Meinung:
Dieser Roman hat schon sehr zwiespältige Gefühle bei mir hinterlassen.
Zum einen wurde die Geschichte fesselnd konstruiert, auch wenn der Schrumpfkopf
selber erst in der zweiten Hälfte des Romans in Erscheinung tritt. Die
ersten dreißig Seiten behandeln mehr die Vorgeschichte, was aber nicht
heißt, dass diese langweilig wäre. Etwas übertrieben fand
ich das Massaker des Schrumpfschädels, dass er auf seinem Weg anrichtet.
Zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass man sich so einfach kampflos ergibt,
wenn so ein verschrumpelter Apfel einem an der Gurgel hängt. Zumal dieser
sich meistens sogar rollend oder kriechend voranbewegt. Larry selber hat
sich meines Erachtens auch zu cool gestellt, als er aus seiner Ohnmacht erwacht
und feststellt, dass er mit einer halbverwesten Leiche in einer Kiste liegt.
Da darf auch ein hartgesottener PSA-Agent mehr Gefühl zeigen. Eine kleine
Stilblüte in Punkto Rechtschreibung lässt sich in dem Heft auch
noch finden, denn hier beschreibt Dan Shocker gefräßige Fische
als "Pyrannias". Selbst in der neuen Rechtschreibung ist das aber eher eine
Lautschrift, denn es schreibt sich eigentlich immer noch "Piranhas".
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Es zeigt wie Anja von Estrellos Schrumpfkopf in Vernons Hütte angegriffen
wird. Zunächst dachte ich: Wieso sieht der Schrumpfkopf aus, als ob
er Hasenzähne hat? Die hat er auch. Okay, es sind Rattenzähne.
Tatsächlich schmücken die Jivaros ihre Schrumpfköpfe mit
Nagezähnen. Auf alle Fälle ist das Bild schön schaurig gezeichnet
worden.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Als auf der Welttournee des bekannten Illlusionisten Estrello in
Guayaquil/Ecuador die junge Juanita verschwindet, wird die PSA aufmerksam
und sendet X-RAY-3 alias Larry Brent auf den Weg, denn es ist nicht die erste
Frau, die an den Tourneeplätzen verschwindet. Sie ahnen ja nicht, dass
die junge Südamerikanerin ihrem Freund, dem angehenden Magier Jorge
helfen wollte und so dem Magier Estrello in den Weg kam. Was ebenfalls niemand
ahnt ist, dass gerade bei der Vorstellung in Guayaquil, der mittlerweile
bei dem Indiostamm der Jivaros lebende Paul Vernon im Zuschauerraum sitzt.
Dieser ist der ehemalige Freund der Assistentin Anja, die Paul einst wegen
dem Magier, welcher eigentlich Maurice Truedau heißt, verließ.
Doch nun will sich Vernon rächen, als er erfährt, dass Anja sich
nicht gerade freiwillig für Estrello entschieden hatte. Und er tötet
den Magier und macht aus dessen Schädel einen Schrumpfkopf. Allerdings
hat Estrello tatsächlich mit magischen Kräften gearbeitet und so
sinnt nun wiederum der Schrumpfkopf mit den Rattenzähnen nach Rache!
Meinung:
Ein für sich ungewöhnlichen Roman hat Autor Dan Shocker mit dem
Roman 'Der mordende Schrumpfkopf' veröffentlicht, denn diesmal können
die ungewöhnlichen Ereignisse dieser spannenden und teilweise blutigen
Geschichte nicht mit wissenschaftlichen Begündungen aufgeklärt
werden. Aber auch so - oder gerade deswegen - weist der Roman Gruselelemente
auf, die einen Hauch von Horror aufweisen! Leider kommt meiner Meinung nach
unser geliebter Held Larry nicht großartig zum Zug, lediglich beim
Finale muss er sich etwas mühen. Dafür ist dieses dramatisch genug,
um die Leserschaft befriedigt zum Ende des Romans zu führen.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Estrello als Schrumpfkopf mit den Rattenzähnen, wie er seine Assistentin
Anja attackiert. Mal wieder hat Künstler Lonati ein perfekt zum Roman
passendes Bild kreirt, was begeistert und einen spannenden Blickfang bildet
- sehr gut!
Coverbewertung:
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Der Franzose Paul Vernon, den eine dramatische Beziehungsgeschichte als
Aussteiger zu dem Stamm der Jivaros im Dschungel von Guayaquil (Hauptstadt
der Provinz Guayas in Ecuador) verschlagen hat, schmiedet seit langem einen
düsteren Plan, wie er sich an der Person rächen kann, die ihm vor
vielen Jahren in sein Unglück stürzte. Damals nahm ihm der
geheimnisvolle Illusionist Estrello sein Traummädchen, die Russin Anja,
weg und reiste mit ihr als Assistentin an seiner Seite durch die Lande. Vernon
konnte diesen Verlust bis heute nicht verkraften, vor allem weil er sich
absolut sicher ist, dass Estrello seine Angebetene mit seinen hypnotischen
Kräften verhext haben muss. Tatsächlich ist der Magier alles andere
als harmlos und steht mit einigen dunklen Mächten in Verbindung. Für
das Fortbestehen seiner Fähigkeiten begeht er sogar kaltblütige
Morde.
Paul lässt sich von den Gerüchten um den seltsamen Mann jedoch
nicht davon abschrecken, Estrello zu überwältigen und ihn trotz
dessen ernst gemeinter Warnungen zu ermorden, um einen Schrumpfkopf aus ihm
zu fertigen. Doch mit dem Tod des Magiers nimmt der Schrecken erst seinen
Anfang, denn plötzlich ereignet sich eine furchtbare Mordserie in der
näheren Umgebung, bei der den Opfern stets die Kehle durch gebissen
wird. Vernon muss entsetzt fest stellen, dass der von ihm gefertigte Schrumpfkopf
ein unheimliches Eigenleben führt, in dem er wahllos Jagd auf Menschen
macht. Sein finales Ziel ist es dabei offensichtlich, Anja zu töten,
so dass sich der Franzose entschlossen auf die Suche nach dem rächenden
Kopf macht.
Eine weitere Person beteiligt sich mittlerweile bei der Jagd nach dem
außergewöhnlichen Mörder. X-RAY-3 wurde nach Quito gesandt,
um das Verschwinden einiger junger Mädchen aufzuklären, für
das sich anscheinend ein Magier namens Estrello verantwortlich zeigt. Somit
gerät Larry Brent mitten in das dramatische Geschehen und muss dabei
höllisch aufpassen, denn Paul Vernon ist ihm ebenfalls nicht wohl gesonnen.
In dem Jivaro-Dorf mitten im Urwald spitzen sich die Ereignisse schließlich
zu
Meinung:
Diesmal greift DS ausnahmsweise auf das Thema `dunkle Magie´ zurück,
aber Shocker wäre nicht Shocker, wenn er auch dabei sein ganz eigenes
Süppchen kochen würde. Über die ersten 30 Seiten verfasst
er eine tiefgründige Geschichte über einen unheimlichen Magier
und eine gekränkte Liebe, die schließlich mit einem akribisch
geplanten Mord ihren Höhepunkt findet. Erst auf Seite 31 tritt der
Titel-gebende Schrumpfkopf in Aktion, um ein paar Seiten später mit
seiner ziemlich heftigen und willkürlichen Mordserie zu beginnen, bei
der sogar eine stillende Frau getötet wird - so eine Szene sollte man
sich heute noch mal erlauben.
Der Schrumpfkopf wird dabei richtig authentisch beschrieben, wie er sich
kriechend und rollend durch die Gegend bewegt. Auch wenn man zwischendrin
denkt, dass so ein kleiner verfaulter Klumpen eigentlich keine wirkliche
Gefahr darstellen dürfte, setzt DS ihn gekonnt in Szene. Drumherum strickt
sich die unglückliche Liebesgeschichte zwischen dem verbitterten Paul
und seiner verängstigte Anja. Und am Ende muss man betroffen fest stellen,
dass eigentlich nahezu alle Beteiligten das Zeitliche gesegnet haben
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Richtig stimmungsvoll und gleichzeitig dramatisch hat Lonati hier wohl die
Szene umgesetzt, als der Schrumpfkopf über sein letztes Opfer
herfällt. Dabei wurde auch auf die Details geachtet, wie z.B. den
außergewöhnlichen Rattenzähnen des Killerkopfes
Coverbewertung:
Das Titelbild zu diesem Larry Brent Roman wurde schon einmal für den
Silber-Grusel-Krimi Nr. 197 "Die Körperlosen von Invergarry Castle"
von Frank Sunderland verwendet.
Auch für den Geister-Schocker Nr. 11 wurde es verwendet: