Larry Brent Nr. 10: Die Bestie mit den Bluthänden
Larry Brent Nr. 10: Die Bestie mit den Bluthänden


Sie war jung und hübsch, grazil, eine flinke Gestalt, so wie er sie liebte. Seine Augen glühten, und sein bleiches, angespanntes Gesicht verzerrte sich. Er stand hinter einem Baum in der Nähe der kleinen, steinernen Brücke, die über den gurgelnden Bach führte. Seine Hände schlossen und öffnete sich, eine seltsame Erregung packte ihn und berauschte seine Sinne. Die Nacht war mild und sternenklar. Kein Lüftchen regte sich in den Gräsern und Wipfeln. Wie eine dunkle, undurchdringliche Wand spannte sich der dichte Wald vor ihm. Doch er sah nur die hellen Gestalt, die jetzt näher kam und ein zitronengelbes luftiges Kleid trug. Das Sternenlicht schimmerte auf dem Ansatz der kleinen Brüste, auf den nackten gebräunten Armen. Ihre leichte leichten Schritte näherten sich, die Absätze der Stöckelschuhe klapperten gleich darauf auf dem grauen Asphaltboden. Die schmale Straße führte schräg an der kleinen Brücke vorbei, die gerade so breit war, daß man einen Handkarren darüberfahren konnte. Der Mann hinter dem Baumstamm hielt den Atem an. Wie in Trance griff er nach dem langen Messer, das in seiner linken Rocktasche steckte.


Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In Frankreich, nahe dem Ort Rostrenen, geschehen seltsame Morde, die der Polizei, wieder einmal, Rätsel aufgeben. Der PSA-Agent Mike Burtin, alias X-RAY-16, ist verschwunden. Doch sein Ring, der im Falle des Todes seines Trägers der Zentrale in New York ein Signal senden würde, hat noch kein solches Zeichen gegeben. Deshalb setzt David Gallun Larry Brent auf den Fall an. Sehr schnell wird X-RAY-3 in die mysteriösen Geschehnisse mit einbezogen als er in einem verlassenen Haus die nächste Leiche findet und eine wahnsinnig gewordenen Frau. Die Frau sollte von ihrem reichen Ehemann und dessen Sekretär in den Wahnsinn getrieben werden, damit der saubere Gatte sich scheiden lassen kann, ohne eine saftige Abfindung zahlen zu müssen. Der Sekretär wird zum Opfer der Bestie, während die Ehefrau infolge des Schocks im Krankenhaus stirbt. Die Ehefrau wurde im Erholungsheim des Dr. Sandos behandelt, der ein Privatsanatorium zur Erholung prominenter Persönlichkeiten unterhält. Der ermittelnde Kommissar hegt bereits einen Verdacht gegen den Südamerikaner, kann ihm aber nichts beweisen. Und welche Rolle spielt der Privatgelehrte Blandeau, der eine Kapazität auf dem Gebiet der Azteken ist? Denn bei zwei Leichen wurde ein Quipu gefunden, eine Knotenschnur, die eine Nachricht bei den alten Azteken darstellte. Larry Brent verstrickt sich immer weiter in die undurchsichtigen Geschehnisse, bis er plötzlich selber der Bestie mit den Bluthänden gegenüber steht.


Meinung:
Der Roman beginnt schon recht spannend, wenn auch zunächst mit einer der Shocker-typischen Nebenhandlungen, die zwar in die Haupthandlung integriert wird, aber nichts weiter zur Lösung des Problems beiträgt. Leider flacht die Spannung schnell ab, wenn seitenlang die Begegnung zwischen Sandos und Blandeau geschildert wird, und der Leser eigentlich die ganze Zeit im Dunkeln tappt. Auch die unzähligen Gespräche zwischen den Akteuren in der Klinik sind sehr ermüdend. Ein Patzer unterläuft den guten Dan Shocker, als Larry überlegt, dass Gallun vermutlich 25 weibliche Agenten anstrebt, da ja in der Deckbezeichnung der weiblichen Agenten statt der Zahl ein Buchstabe eingesetzt wird. Und das Alphabet hat laut Larry Brent 25 (!) Buchstaben. Also meines Wissens hat das Alphabet immer noch 26 Buchstaben. Auffallend ist auch, dass zu dieser Zeit erst zwei weibliche Agenten bei der PSA sind und die Deckbezeichnung noch X-G-C heißt, statt später wo es X-GIRL-C heißt. Zum Ende gewinnt die Story wieder mehr an Fahrt, so dass ich zwei Kreuze durchaus für gerechtfertigt halte, obwohl ich Geschichten um die Azteken aus historischer Sicht zwar durchaus reizvoll finde, als Stoff für Gruselromane aber nicht so sehr bevorzuge.


Besonderheiten:
Bei der PSA arbeiten zur Zeit zwei weibliche Agenten, unter anderem Morna Ulbrandson, hier noch als X-G-C.
Mike Burtin, alias X-RAY-16, findet den Tod. Schade, dass der Leser sonst nichts über diesen Agenten erfährt.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Bild hat mehr einen Symbolcharakter und kommt so in dem Roman nicht vor, obwohl ja die Frau in ihrem Wahnsinn ja sich an dem künstlichen Schädel im Kabinett geklammert hat. Der Stil von Lonati überzeugt aber wieder einmal durch eine gruselige und zum Flair des Romans passende Atmosphäre.


Coverbewertung:
3 Kreuze


Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Nach vier rätselhaften Morden in Rostrenen / Frankreich sendet die PSA X-RAY-3 alias Larry Brent nach Europa, da Agent X-RAY-16 alias Mike Burtin, der nach den ersten beiden Morden schon aktiviert wurde, als verschollen galt, jedoch leben muss, denn seine "Todesmitteilung" durch den PSA-Ring kam nie in der Zentrale in New York an. Die ansässige Polizei verdächtigt Dr. Sandos, ein Südamerikaner, der in der Nähe des Ortes ein privates Erholungsheim für Prominente unterhält. Auch der zurückgezogene Gelehrte Henri Blandeau - ebenfalls ein Südamerikaner - ist den Ordnungshütern nicht geheuer. Als während einer nächtlichen Observation der Assistent des Polizeichefs den Tod durch die Blutbestie findet, weiß Larry, dass er diese unbedingt stellen muss! Einziger Hinweis: Zwei Quipus, eine aus vielen Knoten bestehende Schnur, die den Azteken als "Datenträger" von Nachrichten dienten. Und diese lebten ja in Südamerika.


Meinung:
Fängt der Roman wirklich sehr spannend an, muss ich leider feststellen, dass dieser nunmehr zehnte Larry Brent Roman innerhalb der Silber-Krimis Seite um Seite langweiliger wird. Zum einen ist das Thema mit den Azteken und dem eigenartigen Bild, dass der Gelehrte Blandeau im Keller versteckt nicht gerade toll aufgezogen, zum anderen überbrückt der gute Dan Shocker hier nicht wenige Seiten mit belanglosen Dialogen, so dass man sich etwas mühselig durch den Roman quält! Nicht gerade ein Hightlight.


Besonderheiten:
Erscheinungsdatum SK 802: 12.08.1969
Erscheinungsdatum SGK 010: 24.08.1971
Erwähnung von X-RAY-16 alias Mike Burtin, welcher aber stirbt!


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Lonati Cover kann man mit dem Totenschädel und den blutigen Händen als ein wirklich gruseliges Coverbild bezeichnen, wenn auch diese ängstliche, nackte Schwarzhaarige etwas fehl am Platze ist...


Coverbewertung:
3 Kreuze
Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Die Gegend um den französischen Ort Rostrenen ist zum Jagdrevier eines Serienmörders geworden. Vier bedauernswerte Opfer hat er bereits gefordert, doch der zuständige Polizeichef, Kommissar Fernand Rekon tappt weiterhin im Dunkeln. Der einzige Hinweis auf den Verbrecher ist eine farbige Knotenschnur, ein sogenanntes Quipu, welches als Nachrichtenübermittlung bei den Inkas verwendet wurde. Durch diesen Umstand bieten sich Rekon zwei Hauptverdächtige: der menschenscheue Altertumsforscher Henri Blandeau, welcher zurückgezogen in einem alten Gehöft am Ortsrand lebt und Dr.Sandos aus Südamerika, der Leiter des Erholungsheims für wohlhabende Patienten in Rostrenen. Die beiden undurchsichtigen Herren pflegen heimlich regen Kontakt basierend auf der gemeinsamen Begeisterung für ein gespenstisches Gemälde aus der Inka-Kultur, welches Blandeau in seinem Keller aufbewahrt. Von diesen Umständen ahnt Rekon jedoch nichts, sein Interesse gilt allein dem unheimlichen Killer. Larry Brent wird eingeschaltet, da der PSA-Agent Mike Burton alias X-RAY-16 eben genau zu jenem Zeitpunkt verschwunden ist, als die Mordserie bei Rostrenen begonnen hat. David Gallun vermutet einen Zusammenhang. Zufällig gerät Larry bei seinen Nachforschungen vor Ort in die Wirren eines Komplotts des reichen Geschäftmannes Jean-Claude Feydeau, der mit einigen fiesen Methoden versucht, seine Frau Mireille; die ebenfalls eine Patientin in Dr.Sandos' Sanatorium ist; in den Wahnsinn zu treiben. Doch das böse Spiel findet ein unerwartetes Ende, und Larry wird hilfloser Zeuge, wie Feydeaus Sekretär Armand Dupont von dem Serienkiller als neues Opfer auserkoren wird. Kommissar Rekon und Larry Brent versuchen nun unermüdlich, dem unheimlichen Mörder habhaft zu werden. Am Ende erwartet sie ein denkwürdiger Blick in die düstere Vergangenheit der Inkas und eine große Überraschung, was die Identität des Täters anbelangt …


Meinung:
Dieser vorliegende Psycho-Thriller lebt in erster Linie von der düsteren, fast schon leeren Atmosphäre in einer etwas ländlich anmutenden Gegend. Ansonsten hat man es hier in der Tat mehr mit einem klassischen Thriller und weniger mit einer tatsächlichen Gruselgeschichte zu tun, was aber der Handlung nicht unbedingt einen Abbruch tut - und Dan Shocker wollte sich mit seiner Serie schließlich ja auch auf eben jenem Zwischengenre bewegen. Der Rahmen der Geschichte hat mir ganz gut gefallen: eine düstere Mordserie in der dazu passenden Gegend, ein unbekannter, krankhafter Killer, und drumherum verteilen sich diverse ominöse Gestalten, von denen einige definitiv Dreck am Stecken haben. Der Leser wird bis zum Ende im Dunkeln gelassen und stellenweise in die Irre geführt, was mir persönlich Spaß gemacht hat. Zusammen mit Larry und Rekon stolpert man nichtsahnend durch das Dickicht und versucht einem gespenstischen Mörder auf die Schliche zu kommen, wobei sich immer wieder die Frage aufdrängt: Mensch oder Bestie oder letztendlich beides? Die verschiedenen Nebenhandlungen der beteiligten Protagonisten, wie dem introvertierten Forscher und dem undurchsichtigen Arzt sorgen für weitere Verwirrung sowie neue Verdachtsmomente. Auch die Auflösung ist absolut akzeptabel und schlüssig, wenn auch hier wieder das paranormale Element etwas erzwungen wird, um nicht gänzlich mit einem "stinknormalen" Thriller abzuschließen …


Besonderheiten:
- X-RAY-16 alias Mike Burton kommt zum Einsatz, wird wahnsinnig (oder tatsächlich zur Reinkarnation eines Inka-Priesters) und findet seinen Tod.
- Aktuell befinden sich nur 2 Frauen im Dienste der PSA, darunter Morna Ulbrandson, die hier die Bezeichnung X-G-C hat (eigentlich X-GIRL-C).
- Die fehlende Besetzung von X-RAY-2 wird erwähnt, da sich bisher noch kein Agent mit Larry Brents Fähigkeiten messen konnte.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Auch wenn diese Szene tatsächlich so ungefähr in der Geschichte vorkommt; Mireille Feydeau kriecht splitternackt und dem Wahnsinn verfallen auf dem übergroßen Totenschädel herum; wirkt das Bild doch sehr symbolisch. Ich wage mal zu behaupten, dass das Motiv vorher in irgendeiner Form schon vorlag, bevor DS diese Szene einigermaßen in die Handlung eingebaut hat …


Coverbewertung:
2 Kreuze