John Sinclair Nr. 1733: Tempel der Unsichtbaren
"Man will mich töten, Miss Collins." Cyril Parker nickte. "Und damit
das nicht geschieht, habe ich Sie engagiert." Er legte eine Pause ein und
auf seiner Stirn bildeten sich Falten. "Obwohl ich nicht daran glaube, dass
Sie meinen Tod verhindern können. Aber man will ja alles versucht haben."
Die blondhaarige Privatdetektivin schüttelte den Kopf. Ihr war unklar,
ob sie lachen oder weinen sollte. Sie konnte ihren Klienten einfach nicht
begreifen und fragte deshalb: "Wer will Sie töten, Mister Parker?"
von Jason Dark, erschienen am 27.09.2011, Titelbild: Serov
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Jane Collins trifft sich mit einem potenziellen Klienten zum Essen. Dabei
erklärt ihr Cyril Parker, dass er um sein Leben fürchten muss.
Angeblich trachtet seine ehemalige Geliebte Kira Simmons danach ihn zu
töten und könne aus dem Unsichtbaren heraus zuschlagen. Kurz darauf
wird der Mann tatsächlich in aller Öffentlichkeit erstochen - ohne
dass der Täter zu sehen gewesen wäre. Glücklicherweise wird
Chiefinspektor Tanner zu dem Fall hinzugezogen, so dass Jane unbehelligt
bleibt und nach Hause fahren darf. Ehe sie allerdings John Sinclair anrufen
kann, wird sie von der unsichtbaren Kira Simmons bedroht und gezwungen mit
ihr wegzufahren. In der Zwischenzeit hat sich Tanner bei John erkundigt,
ob der bereits von Jane Collins instruiert worden ist. Dadurch wird der
Geisterjäger misstrauisch, denn seine Freundin hat sich nicht bei ihm
gemeldet. Kurzentschlossen macht er sich auf den Weg zu Jane und sieht gerade
noch, wie die Detektivin in seltsam steifer Haltung allein davonfährt.
Als es in der Innenstadt zu einem kleinen Stau kommt, gelingt es John seine
Freundin aus der prekären Situation zu retten, nur um selbst beinahe
zum Opfer der Unsichtbaren zu werden. Gemeinsam beschließen sie im
Haus von Cyril Parker nach Hinweisen zu suchen, doch sie werden nicht
fündig. Dafür begegnen sie abermals der Unsichtbaren. Die erzählt
ihnen etwas von dem Tempel der kalten Sonne ehe John Sinclair und Jane Collins
die Flucht gelingt. In der Wohnung des Geisterjägers beraten sie sich
mit Suko und Shao. Die Chinesin findet mittels Internetrecherche heraus,
dass es auf einer der Isles of Scilly einen derartigen Tempel geben soll.
Gemeinsam machen sich John, Suko und Jane am nächsten Tag auf den Weg,
nicht ahnend, welches Grauen sie erwartet
Meinung:
Ein sonderbar bizarrer Roman, den Jason Dark diese Woche abgeliefert hat.
Die Idee ist dabei wirklich gut und originell, zumal es die Geisterjäger
in ihrer langen Karriere nicht allzu oft mit dem Phänomen der Unsichtbarkeit
zu tun hatten. Umso ärgerlicher, dass John Sinclair sich zwar einerseits
an den CIA-Agenten Mark Baxter erinnert (der seit
Band
542 nicht mehr in Erscheinung getreten ist), aber keinen Gedanken an
die Ninja-Krone verschwendet. Dass der Apparat aus dem 13. GESPENSTER-KRIMI
mit John Sinclair nicht erwähnt wird, habe ich gar nicht erwartet,
dafür ist die Geschichte einfach schon zu lange her, aber die Krone
der Ninja ist ja in den letzten Jahren schon das eine oder andere Mal zum
Einsatz gekommen. Der erste Impuls der Helden hätte also sein müssen
zu überprüfen ob sich dieses Artefakt noch im Yard-Tresor befindet.
Stattdessen wird immer wieder spekuliert und überlegt, ohne dass die
Story ins Rollen käme. Erst im letzten Drittel bekommt der Roman wieder
etwas Aufschwung, nur um in einem völlig kruden Finale den Todesstoß
zu erhalten. Also nach Motiven und logischen Hintergründen sollte man
gar nicht erst suchen, da wird man kaum fündig werden. Betrachten wir
das Geschehen mal von Anfang an: Cyril Parker trifft sich mit Jane in einem
öffentlichen Restaurant, weil er fürchtet von einer Unsichtbaren
getötet zu werden, was auch geschieht. So weit, so gut. Doch dann
plötzlich passt es der Mörderin nicht, dass sie eine Zeugin hat.
In diesem Fall hätte sie sich vielleicht eine andere Location aussuchen
sollen oder einfach zu warten brauchen, bis Parker wieder alleine ist. Sollte
sie allein durch die Tatsache zum Handeln gezwungen worden sein, dass Parker
der Detektivin Kira Simmons Namen genannt hat, hätte sie erst gar nicht
die Mätzchen abziehen dürfen, ihn aus dem Unsichtbaren heraus zu
bedrohen. Weshalb Kira dann aber Jane nicht einfach kaltstellt und lediglich
bedroht, beziehungsweise sie entführt, bleibt hinter dem Verständnis
des Lesers zurück. Ebenso, wie sie es dann zulässt, dass John
seelenruhig an die Seitenscheibe von Janes Auto klopft, mit ihr palavert
und sie dann aus dem Wagen zerrt. Erst als er sich selbst reinsetzt, wird
Kira aktiv. Im Haus von Cyril Parker stellt sie schließlich das Licht
ab. Warum? Sie ist doch eh schon unsichtbar, wieso also den Vorteil verschenken?
Immerhin bedeutet Unsichtbarkeit ja nicht, dass sie um Dunkeln sehen kann
und da stehen die Chancen für beide Parteien wieder gleich. Spannend
wird es wieder als die Freunde auf der Insel mit dem Tempel ankommen und
Suko das Heft des Handelns in die Hand nimmt. Doch dann verzettelt sich der
Autor in hanebüchenen Erklärungen, und verstrickt sich in
Widersprüchen über Dimensionsgrenzen, Geistern und irgendeinem
Keltenzauber. Zum Schluss wird behauptet Kira Simmons und ihre Freundinnen
könnten einmal als Menschen und dann wieder als Geister existieren.
Geister seien schließlich auch unsichtbar. Das erklärt aber nicht,
warum sie dann feste Materie berühren können. Merkwürdig war
auch die Phrase von Sir James, der Grüße von Glenda Perkins
ausrichtet, die sich angeblich wünscht ihren Freunden beistehen zu
können. Wo ist denn da das Problem? John und Sukos Sekretärin,
pardon Assistentin, kann sich doch einfach zu ihren Freunden beamen. Sorry,
Jason, aber das war nichts. Irgendwie ist der Plot wirklich nicht schlecht
gewesen, doch an der Umsetzung hapert es gewaltig. Last but not least, stellt
sich John tatsächlich die Frage ob die Drachen-Figuren vor dem Tempel
von Menschenhand gefertigt wurden oder ob die Natur für ihre Entstehung
gesorgt hat! Ja ne, is' klar!
Fazit: Gute Idee, krude umgesetzt. Die Geschichte hat zweifellos ganz nette
Szenen vorzuweisen, ist aber von vorne bis hinten schlecht
durchdacht.
Besonderheiten:
John Sinclair erinnert sich an den CIA-Agenten Mark Baxter.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Nett anzusehen. Mehr aber auch nicht. Dem Bild fehlen irgendwie die Fixpunkte,
um wirklich einprägsam zu sein.
Coverbewertung: