John Sinclair Nr. 1728: Luzifers Botin

John Sinclair Nr. 1728: Luzifers Botin


Die Welt war groß. Sie war voller Menschen, und nicht alle Menschen waren gut. Es gab genug unter ihnen, die den entgegengesetzten Weg einschlugen. Es gab eine Person, die nicht nur froh darüber war, sondern es noch forcierte. Es war Jamila, Luzifers Botin …


von Jason Dark, erschienen am 23.08.2011, Titelbild: Hayes
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Lilith hat ihre Tochter Jamila in die Welt geschickt, um Luzifers Botschaft zu verbreiten, dass die Hölle nicht länger im Verborgenen agieren wird. Drei Tote in einer Spielhalle rufen John Sinclair auf den Plan, doch erst Raniel, der Gerechte, kann den entscheidenden Tip liefern. Gemeinsam mit dem Geisterjäger fährt er zu einem Landschulheim am Rande Londons. Dort ist Jamila bereits eingetroffen und hat ihre Zeichen gesetzt. Unterstützt von ihrer Mutter, Lilith tritt sie gegen Raniel zu einem mörderischen Kampf auf Leben und Tod an …


Meinung:
Gerade die Romane um Engel und ihre gefallenen Pendants haben Jason Dark immer gelegen, und der vorliegende Band bringt auch die besten Voraussetzungen für ein echtes Highlight innerhalb der Serie mit. Nicht nur, dass Lilith, die Geliebte Luzifers, nach knapp acht Jahren (!) endlich wieder persönlich eingreift, auch dass sie gleich eine ihrer Töchter ins Rennen schickt, sorgt für ausreichend Handlungspotenzial. Doch das Ergebnis ist trotz allem sehr enttäuschend, obwohl es dem Roman gewiss nicht an Überraschungen oder Action mangelt. Zum einen strotzt die Geschichte vor internen Logiklöchern, und zum anderen ist der Schreibstil wirklich unterirdisch. Schmalspurgangster und Kinder sind gerade die beiden Gruppen, die Jason Dark absolut nicht glaubwürdig darzustellen vermag. Darüber hinaus sind die 64 Seiten bis zum Rand mit Worthülsen und Phrasen vollgepumpt, die jeglichen Lesespaß im Keim ersticken. Die Beschreibung Jamilas wird im Laufe der Handlung mehrmals wiederholt, obwohl bereits beim ersten Mal klar sein dürfte, dass Dark versucht hat, das Cover schlüssig in die Handlung zu integrieren:
"Sie hatte die Flügel eng angelegt. So konnte sich auch der halblange Mantel darüber ausbreiten. Viel Kleidung trug sie nicht darunter. So etwas wie einen BH, der ihre beiden Brüste bedeckte, auch eine einem Slip ähnliche Hose hatte sie angezogen, was sie nur getan hatte, weil sie sich auf der Erde aufhielt und nicht in ihren eigentlichen Regionen, in denen Kleidung keine Rolle spielte."
Der Satz ergibt von vorne bis hinten keinen Sinn. Natürlich spielt Kleidung in unserer Gesellschaft eine Rolle, aber Jamila ist eine Dämonin, die sich darum herzlich wenig zu scheren braucht. Und als Tarnung können die Fetzen nun wirklich nicht bezeichnet werden. Doch Dark wird nicht müde bei jeder Person, die Jamila zu Gesicht bekommt zu betonen wie unschuldig ihr Gesicht ist, dass sie ein grünes Bikini-Oberteil trägt, und so weiter und so fort.
Schließlich wird auf sechs Seiten ausführlich beschrieben, wie sich John und Suko die Aufnahmen der Überwachungskamera angucken. Die Szene ist vermutlich nur dazu da, um zu verdeutlichen wie frustrierend der Job der beiden Geisterjäger ist. Immerhin mutmaßt Sir James, dass sich Jamila vor allem wegen John Sinclair London als Wirkungsstätte ausgesucht hat. Auf den ersten Seiten wurde noch der Eindruck erweckt, dass die Hauptstadt Großbritanniens rein zufällig ausgewählt wurde. Nichtsdestotrotz kommt der Fall erst mit Raniels Erscheinen ins Rollen. Warum Suko allerdings ausgeschlossen wird, erschließt sich dem Leser genauso wenig, wie die Tatsache, dass John und Raniel mit dem Auto zum Landschulheim fahren. Der Gerechte hätte sich stattdessen mit dem Geisterjäger hin teleportieren können. Um sich keine umständlichen Erklärungen ausdenken zu müssen woher Raniel von Jamila weiß, und vor allem wo sie als nächstes zuschlagen wird, lässt er den Gerechten einen auf Geheimnisvoll tun und John quasi dumm sterben. Dafür dürfen die beiden viel unnützes Zeug reden, ohne dass die Handlung nennenswert weitergebracht wird. Jamilas Auftritt im Landschulheim sorgt dagegen für einen kurzzeitigen Spannungsschub. Die erste Begegnung zwischen dem Geisterjäger und Raniel auf der einen und Jamila auf der anderen Seite ist auch von einer gewissen Dramatik geprägt. Doch dass der Leser dann unbedingt auf knapp sechs Seiten dabei sein muss, wie John palavernd versucht die Schüler und ihren Lehrer zu beruhigen, erweckt den Eindruck von Zeilenschinderei. Als Lilith schließlich persönlich erscheint und sogar eine ganze Armee von Dämoninnen mitbringt scheint der Roman noch einmal an Qualität zu gewinnen. Allerdings schafft Dark es auch dieses Mal nicht, ein würdiges Finale zu kreieren. Plötzlich wird Raniel als abtrünniger Verräter gebrandmarkt, der nichts von seinem Sohn Elohim wissen will, was in dieser Form absolut nicht stimmt. Tatsächlich hat Raniel den Jungen unter seine Fittiche genommen und bereits mehrfach mit ihm Seite an Seite gekämpft. Von der eigentlichen Mission der beiden Engel, die Vernichtung der Kreaturen der Finsternis, wird schon lange nicht mehr gesprochen. Auch Barbelo und die vier Engeln der Hurerei werden mit keiner Silbe erwähnt, so dass die Befürchtung wächst, dass auch aus dieser Richtung nichts mehr kommen wird. Liliths Urgestalt, der riesige Krake, wird genauso wenig erwähnt und besonders ärgerlich ist das Ende, bei dem John das Kreuz aktiviert und völlig entsetzt ist, dass es nicht reagiert. "Ich hatte die Aktivierung gesprochen und erlebte plötzlich etwas, was noch nie zuvor da gewesen war. Mein Kreuz gehorchte mir nicht mehr." Das stimmt einfach nicht. Gerade wenn es gegen die uralten, dunklen Engel ging hat die reine Aktivierung bereits mehrfach versagt. Geholfen hat dann meistens die Anrufung der vier Erzengel, so wie auch in diesem Fall. Nur muss John dieses Mal nicht mal mehr die Namen rufen, seine Beschützer reagieren von ganz allein. Ziemlich einfallslos und vorhersehbar. "... und ich hoffte, dass Lilith nicht die Stärke besaß, es (das Kreuz) zu manipulieren, wie es Luzifer mal geschafft hatte."
FALSCH. Gerade Lilith war es, die das Kreuz eine Zeit lang dadurch enorm geschwächte hatte, indem sie die Zeichen in der Mitte stahl und durch ein großes L ersetzte. Und auch später erwies sie sich immer wieder als immun gegen das Kreuz. Doch statt der Hölle durch Raniels Vernichtung endlich wieder einen Überraschungserfolg zu gönnen, verpulvert Dark das Potenzial in einem unterdurchschnittlichen Roman. Fazit: Logikfehler, leere Phrasen und ein vorhersehbares Finale trüben den Lesespaß. Lediglich der längst überfällige Auftritt von Lilith vermag zu gefallen.


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Lilith nach acht Jahren. Zuletzt war sie aktiv in dem Taschenbuch 73271 "Hexenbräute" dabei (November 2003).


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Das kunstvolle Titelbild zeigt Jamila wie im Roman mehrfach beschrieben. Ein wirklich schönes und gefälliges Cover, das durch den schwarzen Rahmen und den Serienschriftzug perfekt zur Geltung kommt.


Coverbewertung:
4 Kreuze