John Sinclair Nr. 1716: Assungas Hexensturm
Elaine klemmte den Messergriff quer zwischen ihre Zahnreihen und duckte sich
noch tiefer, bevor sie bis zum Rand des flachen Dachs vorrobbte. Von dieser
Stelle aus hatte sie einen perfekten Blick über den Garagenhof, der
zum Gelände eines Supermarkts gehörte. Sie blieb auf dem Bauch
liegen und lauschte. Ja, sie hatte sich nicht geirrt, es waren die harten
Geräusche von Schritten zu hören, die bereits zuvor an ihre Ohren
gedrungen waren und sie zu dieser Handlung gezwungen hatten. Und jetzt sah
sie auch die Person, deren Schrittechos so laut klangen. Sie erreichte eine
Laterne und geriet für einen Moment in ihren Lichtschein, sodass sie
gut zu erkennen war
von Jason Dark, erschienen am 31.05.2011, Titelbild: Griffin
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Auf dem Gelände eines Supermarktes wird eine Halbvampirin von Assunga
und ihren Hexen vernichtet. Ein Hobby-Fotograf hat die Szene gefilmt und
zeigt sie John und Suko. Die gehen davon aus, dass der Parkplatz vor dem
Supermarkt nicht umsonst ausgewählt wurde und befragen den Filial-Leiter
Mike Gentry. Der bestätigt den Geisterjägern, dass die Halbvampirin
Elaine bei ihm als Aushilfe gearbeitet hat, doch näher gekannt hat er
sie nicht. John und Suko wollen gerade unverrichteter Dinge abziehen, als
der Chinese meint Justine Cavallo gesehen zu haben. Tatsächlich ist
der blonden Bestie die Flucht aus Avalon gelungen. Jetzt will sie von Mike
Gentry wissen von wem die Halbvampirin getötet wurde. Als er ihr keine
Auskunft geben kann und will beißt sie ihn. Ehe sie ihn jedoch komplett
aussaugen kann erscheinen John und Suko auf der Bildfläche, die gerade
die Mitarbeiter befragt haben. Es kommt zum Kampf, den die Geisterjäger
verlieren. Justine nutzt die Gelegenheit den bewusstlosen John Sinclair
mitzunehmen. Der angeschlagene Suko muss tatenlos mitansehen, wie sein Freund
entführt wird, ohne zu wissen wohin. Justines Triumph scheint unabwendbar
Meinung:
In der Gewalt der blonden Bestie! Es ist wie in alten Zeiten, als Justine
gerade erst die Serienbühne betreten hatte. Und irgendwie hat man auch
das Gefühl all die Szenen und Ereignisse so ähnlich schon mal gelesen
zu haben. Trotzdem ist dieser Roman lesenswert, denn die Handlung wird flott
erzählt und vor allem das Gefühlsleben der Protagonisten (John
Sinclair, Suko) wird anschaulich und authentisch beschrieben. Insbesondere
Johns Hilflosigkeit und Sukos Scham werden glaubhaft herausgearbeitet. Obwohl
es schon seltsam ist, dass sich weder John, noch Justine darüber Gedanken
zu machen scheinen, dass der Geisterjäger niemals als Vampir
zurückkehren kann. Wenn die blonde Bestie sein Blut trinken würde,
würde Sinclair sofort durch sein eigenes Silberkreuz vernichtet werden.
Dem Roman zugute kommt außerdem, dass Johns Gefangenschaft dieses Mal
nicht so ausgewalzt beschrieben wird, wie weiland in dem
Gruselstar-Fünfteiler (Band 1213 bis 1217). Dafür wirkt die
Rivalität zwischen den Vampiren und Hexen in diesem Fall sehr konstruiert.
Es lohnt auch nicht, sich Gedanken darüber zu machen, weshalb die Hexe
Nora ausgerechnet über den Parkplatz des Supermarktes läuft in
dem Elaine arbeitet. Es sei denn die Halbvampirin hätte die Stelle dort
angetreten, um Nora unter Kontrolle zu haben. Doch es wird mit keiner Silbe
erwähnt, dass die Hexe ebenfalls im Supermarkt oder in der Nähe
arbeiten würde. In diesem Fall wäre die Aktion der Halbvampirin
auch viel zu umständlich gewesen. Immerhin scheint das Thema Halbvampire
für Jason Dark noch nicht passé zu sein, und wie der Fall Gentry
zeigt, scheint auch die Cavallo mittlerweile in der Lage zu sein Halbvampire
zu erschaffen. Früher hat übrigens ein Biss ausgereicht, um den
Keim des Vampirs zu legen. Der Anfang der Szenerie wurde leider auch sehr
langatmig und stilistisch mangelhaft geschrieben. Folgender Dialog soll
stellvertretend für den hanebüchenen Unfug stehen, den der Leser
auf den ersten Seiten über sich ergehen lassen muss:
"Du hast es gehört", flüsterte Elaine. "Ich werde mir dein Blut
holen. Daran gibt es nichts zu rütteln. Ich habe nicht grundlos auf
dich gewartet. Ich bin leer, aber du bist voll. Verstehst du das?" "Ja, ja,
aber das Blut ..." "Ich brauche es, verdammt noch mal. Ich will es haben,
und ich werde es bekommen."
Und so geht es munter weiter. Die Szenen ziehen sich wie Kaugummi in die
Länge, ehe es zum langersehnten Schnitt kommt, Elaine das Blut trinkt
und erkennen muss, dass Nora eine Hexe ist. Immerhin hat die Schattenhexe
Assunga wieder einen ihrer langersehnten Auftritte, wenngleich solche Aktionen
ebenfalls alles andere als neu sind. Ein wenig mehr hätte Jason Dark
aus Justines Avalon-Trip herausholen können. Die lapidare Erklärung,
dass sie es geschafft hat, John Sinclair aber nicht verraten will, wie, ist
irgendwie unbefriedigend. Wie hat beispielsweise Nadine Berger die Begegnung
mit Justine überstanden? Trotz ihrer Heimat Avalon ist die Berger doch
immer noch ein Mensch, oder nicht? Der Kampf zwischen John, Suko und der
blonden Bestie wurde packend beschrieben, auch wenn es reichlich beschämend
für die Geisterjäger ist, wie sie eins auf die Mütze bekommen.
Das gab es nun auch schon ziemlich oft. Hier muss der Autor höllisch
aufpassen sich nicht zu oft zu wiederholen. Dann nutzt sich auch so eine
schillernde Figur wie Justine Cavallo schnell ab. Schließlich stellt
sich noch die Frage woher John eigentlich weiß, wie Justine auf
Silberkugeln reagiert, immerhin musste sie noch nie eine wegstecken. Irgendwann
wurde mal behauptet sie wäre dagegen immun, plötzlich aber könnte
man sie auch vernichten, indem man ihr den Schädel mit geweihtem Silber
vollpumpt. Hier scheint sie eine Gemeinsamkeit mit Chandra zu haben.
Offensichtlich erschöpft sich Jason Darks Fantasie, wenn er sich vorstellen
muss, dass ein dämonisches Geschöpf Kopfschüsse übersteht.
Das Finale ist trotz seine Vorhersehbarkeit recht dramatisch und es bleibt
offen, ob es vielleicht zu einer Art Zweckbündnis zwischen Assunga und
Justine kommt. Erstaunlich ist jedoch, dass man plötzlich vor dem
aktivierten Kreuz weglaufen kann!
Fazit: Trotz seines schleppenden Anfangs und der konstruierten Handlung liest
sich der Roman recht flott und spannend. Das Geschehen lebt vor allen Dingen
durch die intensive Beschreibung des Seelenlebens der Protagonisten.
Besonderheiten:
Justine Cavallo ist aus Avalon zurückgekehrt.
Die blonde Bestie kann ebenfalls Halbvampire erschaffen.
Assunga will nicht, dass Justine Cavallo zu mächtig wird.
Assunga rettet Justine Cavallo vor dem aktivierten Kreuz.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt Assunga, wie sie im Roman beschrieben wird. Leider wirkt
das Motiv ein wenig unscharf und ist auch sonst nicht sonderlich
beeindruckend.
Coverbewertung: