John Sinclair Nr. 1694: Das Horror-Bett

John Sinclair Nr. 1694: Das Horror-Bett


Vor der Tür blieb Norman Randall stehen. Er legte einen Finger auf die Lippen, bevor er Claire Cramer anschaute. Seine Augen schielten dabei auf die Tür. "Dahinter steht es", flüsterte er, "das Bett, das irre Ding, das nicht von dieser Welt ist!" "Bist du sicher?" "Hätte ich dich sonst hergebracht? Ich kenne mich aus. Den Job im Museum habe ich seit zwei Jahren, und ich konnte mich in der Zeit hier genau umsehen." Er tippte mit der Fingerspitze gegen das dicke Holz der Tür. "Keiner darf dort hinein. Besucher werden an der Tür vorbeigeführt. Aber ich weiß, was sich dahinter befindet …"


von Jason Dark, erschienen am 28.12.2010, Titelbild: Dale
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Als der Museumswärter Norman Randall seine Freundin Claire Cramer ein uraltes Bett zeigt, welches in einem abgeschlossenen Raum des Museums steht und nicht besichtigt werden darf, wittert die Journalistin eine große Story, denn angeblich besitzt dieses Bett magische Kräfte. Die bekommt Claire Cramer am eigenen Leib zu spüren, denn als sie sich auf die Schlafstätte legt umklammern plötzlich dämonische Klauen ihre Hand- und Fußgelenke und ziehen die Frau in das Bett hinein. Aber es ist nicht der Tod, der die Journalistin erwartet, denn das Bett fungiert als Dimensionstor und plötzlich sitzt Clair Cramer auf einem Sessel aus Menschenknochen. Dieses Artefakt steht im Kloster der Templer in Alet-les-Bains und Godwin de Salier staunt nicht schlecht, als er sieht, dass er einen unangemeldeten Besucher bekommen hat. Währenddessen ist Norman Randall zu Scotland Yard gegangen und hat John Sinclair und Suko von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt. Die untersuchen das Bett, können aber keine schwarzmagischen Aktivitäten feststellen. Erst als sich Norman Randall auf das Bett legt, reagiert das Möbelstück und transportiert auch den Mueumswärter nach Südfrakreich. John Sinclair ist fest entschlossen ebenfalls die Reise anzutreten und übergibt daher sein silbernes Kreuz Suko, der im Museum bei dem Horror-Bett die Stellung halten soll. Tatsächlich wird auch John auf den Knochensessel transportiert. Doch auch der ursprüngliche Besitzer des Bettes, ein Henker namens Hugo Farina, der einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat, ist in Alet-les-Bains eingetroffen und beginnt eine mörderische Jagd auf den Geisterjäger …


Meinung:
Ein Roman der nicht viel zu bieten hat, obwohl die Idee an sich wieder einmal nicht schlecht ist. Insgesamt hapert es mal wieder an der Umsetzung und leider überwiegen die negativen Aspekte. Aber der Reihe nach.
Die Story: Mitten in einem Londoner Musuem steht das Bett eines Henkers aus dem 14. Jahrhundert, der dem Satan diente und in eben diesem Bett den Tod fand. Sein eigentlicher Auftrag war die Verfolgung und Hinrichtung der Templer. Kein Wunder also, dass er keine Ruhe fand und wieder zurückkehrte. Allerdings auch ziemlich hanebüchen, denn nur weil der Henker in dem Bett starb hat dieses angeblich die Schwarze Magie gespeichert. Um dem Nonsens die Krone aufzusetzen gibt es eine magische Verbindung zu dem Knochensessel, der aus den Gebeinen eines Jacques de Molay gefertigt wurde, dem letzten Großmeister der Templer. Dieser wurde von Hugo Farina, dem Henker, gejagt und schließlich wohl auch gestellt, obwohl er schlussendlich auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde. Nichtsdestotrotz ist die Verbindung der beiden Möbelstücke wirklich haarsträubend. Ebenso wie der Anfang der Geschichte. Welche Story verspricht sich eine ehrgeizige Journalistin von einem alten, modrigen Bett? Selbst wenn es bestimmte magische Kräfte besitzt, wie will Claire Cramer daraus eine glaubwürdige Reportage basteln? Zugegeben, dass die Journalistin im Bett nicht ihr Leben verliert ist eine Überraschung, allerdings auch eine recht langweilige, denn wieder wird eine Menge Zeit und Raum mit langgestreckten Dialogen und Telefonaten verschwendet. Der Umstand, dass Claire und ihr Freund Norman nach ihrer Reise nach Alet-les-Bains zu reiner Staffage verkommen, macht die Szene nur umso ärgerlicher.
Wiederkehrende Charaktere/Roter Faden: Nach langer Zeit bekommen Godwin de Salier du Sophie Blanc endlich wieder einen großen Auftritt. Der letzte Fall mit dem neuen Großmeister der Templer liegt bereits einige Zeit zurück, siehe Band 1666. Um die neue Baphomet-Bedrohung geht es in diesem Band aber leider nicht. Der Roman ist allerdings ein guter Beweis für die fehlende Serienkonzeption. Was weiß der der Leser nach über 1000 Romanen, seitdem die Templer in der Serie eine Rolle spielen, über das Kloster und den Orden in Alet-les-Bains? Das Kloster ist ziemlich groß, mit einem nicht minder großen Garten, auf dem eine Kapelle steht, in der unter anderem Abbe Bloch beerdigt wurde und die Gebeine der Maria Magdalena liegen. In dem Kloster haben Godwin und Sophie eine eigene Wohnung, in deren Arbeitszimmer der Knochensessel steht. Unter dem Dach steht eine hochtechnisierte Überwachungsanlage, die rund um die Uhr besetzt ist. Über die Anzahl der Templer gibt es bis dato keine genauen Angaben. Zwar sind schon etliche von ihnen gestorben, doch die Anzahl scheint sich nicht nennenswert reguliert zu haben. Einen Wiedererkennungswert gibt es ebenso wenig, denn Jason Dark zaubert für jeden Fall einen neuen Bruder aus dem Hut. Dieses Mal ist es ein junger Mann namens Phil, der nichts Besseres zu tun hat, als die ganze Zeit über vor irgendwelchen Monitoren zu sitzen und Godwin zu melden, dass etwas nicht in Ordnung sei. Auf die Nachfrage seines Anführers gibt er lediglich zur Antwort:
"Das kann ich dir nicht sagen. Bei uns schlagen einige Messgeräte aus. Es kann sein, dass sich etwas Fremdes dem Kloster nähert oder sich ihm schon genähert hat. Zu sehen ist es jedenfalls nicht. Es könnte eine fremde Kraft aus dem Unsichtbaren sein."
Welche Messgeräte das sein sollen wird natürlich nicht erwähnt. Offensichtlich scheint die technische Abteilung des Templer-Klosters aber besser ausgestattet zu sein, als die Brücke des Raumschiffs Enterprise. Hätte Godwin die Gefahr über den Würfel des Heils gespürt wäre es schlüssiger gewesen, aber der magische Gegenstand wird nicht einmal erwähnt. Dafür erinnert sich Godwin daran, dass Bill Conolly angeblich den Knochensessel in New York ersteigert hat und ruft diesen sogar an, ob er wüsste, ob auch ein Bett versteigert worden sei. Ersteigert wurde der Sessel allerdings von John Sinclair und Abe Douglas. Bill hat nur sein Vermögen zur Verfügung gestellt. Godwin de Salier indes lebte zu dieser Zeit noch in der Vergangenheit. Ein ärgerlicher Fehler, den Jason Dark hätte umgehen können, wenn er einen Blick in das Lexikon geworfen hätte. Das gesamte Telefonat mit Bill Conolly stellt sich als reine Zeilenschinderei heraus, das hätte man in einem Nebensatz abhandeln können. Als Leser interessiert es mich in diesem Moment auch herzlich wenig, ob Sheila irgendeine Freundin besucht, die gerade eine Blinddarm-OP hinter sich hat. Godwin selbst steht natürlich wieder unter dem Schutz der Unsterblichkeit von Hauptfiguren, denn wie anders ist es zu erklären, dass Hugo Farina ihn einfach niederschlägt und darauf wartet, dass John und Sophie in den Garten kommen?
Die Gegner: Ein Henker und sein Bett! Über die merkwürdigen Fähigkeiten des Bettes und woher es diese Kräfte hat, wurden oben bereits einige Worte verloren. Der Henker selbst stellt sich als überraschend bedrohliche und gefährliche Gestalt heraus, die gerne einen längeren Feldzug durch das Kloster hätte starten können. Das wäre eine optimale Chance für einen Zweiteiler gewesen, in den man auch den Baphomet-Diener hätte einbinden können, der sich mit dem Henker verbündet. So gerät John zwar mächtig in Bedrängnis, aber mehr auch nicht. Immerhin musste er sein Kreuz bei Suko lassen, um die Reise überhaupt antreten zu können.
Der Museumsdirektor Fielding, der sich mal eben als Hüter des Bettes berufen fühl und daher auch einen Revolver mit Schalldämpfer griffbereit hat, erfüllt keine nennenswerte Funktion, außer, dass Suko ihm den Kopf gerade rückt, beziehungsweise tritt. Für das Finale spielt er indes keine große Rolle. Auch hier hätte man den Platz für Hugo Farina nutzen können, dann hätte der Henker auch noch das eine oder andere Opfer gefunden.
Das Finale (Achtung: SPOILER): Der einzige positive Aspekt des Romans. Ab Seite 50 geht es mit der Story sichtlich aufwärts. Während John sich einen packenden Kampf mit dem Henker liefert, der sogar gegen Silberkugeln immun ist, und nicht mal eben sein Kreuz zücken kann, wie er es gewohnt ist, muss Suko zusehen, dass er das Bett in den Griff bekommt. Das Kreuz reagiert nicht auf das Bett, also aktiviert der Chinese den Talisman mit der Formel. Die Zweifel, ob das Kreuz ihn akzeptieren würde, sind allerdings völlig absurd, denn immerhin hat er vor Kurzem erst in Band 1685 schon einmal das Kreuz aktiviert. Von früheren Fällen einmal ganz abgesehen.
Schreibstil: Für einen schnell heruntergetippten, nicht lektorierten Heftroman eigentlich ganz okay. Über Sätze wie folgenden sollte man den Mantel des Schweigens hüllen: "Er hätte ihm gern geholfen, aber konnte er sich nur an den Knochensessel erinnern und nicht an irgendein Bett, das ebenfalls zur Versteigerung angeboten wurde." Immerhin zeigt der Autor Humor als Suko versucht seinen Freund John Sinclair dezent darauf hinzuweisen versucht, weshalb das Bett nicht bei ihm funktioniert. Schön zu lesen, dass auch ein Geisterjäger mal auf dem Schlauch steht.
Fazit: Lahmer Anfang, gelungenes Finale. Aber auch diese Woche reicht es gerade mal für den Durchschnitt. Der Roman ist in erster Linie etwas für Fans von Suko.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover übt allein durch seine grelle Farbgebung einen gewissen Reiz aus. Amüsant ist Jasons Versuch die Szene in den Roman einzubauen. Auf dem Bild soll Claire Cramer zu sehen sein. Das Nachthemd der Figur ist im Roman ein Sommerkleid mit tiefem Ausschnitt. Auf jeden Fall bietet das Cover eine angenehme Abwechslung zu den düsteren Titelbildern der vorrangegangenen Romane.


Coverbewertung:
3 Kreuze