John Sinclair Nr. 1688: Der Killer mit den Mandelaugen
Shao war froh, dass es nicht regnete. So schaffte sie es, ihre Einkäufe
trocken bis zum Wagen zu bringen. Suko hatte ihr den BMW überlassen,
der jetzt auf dem Parkplatz des Supermarkts stand. Sie erreichte das Fahrzeug,
stellte beide Tüten ab - und hörte hinter sich eine Stimme. Sie
klang wie ein Schrei, als sie ihren Namen rief. "Shao
!"
von Jason Dark, erschienen am 16.11.2010, Titelbild: McGrath
Rezension von
Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
Nach einem Einkauf trifft Shao auf die verängstigte und verletzte Anita
Huen, eine Frau, die vor dem Killer mit den Mandelaugen auf der Flucht ist.
Zwar entschließt sich Shao, die junge Frau mitzunehmen, aber kurz darauf
wird sie selbst von dem Killer, der eine Frau ist und Marcia Gay heißt,
entführt. Diese will mit Shaos Hilfe den Fächer der Amaterasu in
ihren Besitz bringen. Anita Huen flüchtet währenddessen zu Johns
und Sukos Apartmenthaus. Die beiden Geisterjäger sind bereits auf der
Suche nach Shao und beschließen, mit Huen, die als Tänzerin in
einem fahrenden Theater, das im Hide Park seine Zelte aufgeschlagen hat und
von Marcia Gay geleitet wird, zu ihrem Arbeitsplatz zu fahren und Shao zu
retten.
Doch vor ihrem Haus lauern bereits Marcia Gay Helfer, zwei Ninjas. Nach hartem
Kampf töten sich die beiden selbst, da sie die Schmach ihrer Niederlage
nicht ertragen können.
Inzwischen wurde Shao von dem Killer mit den Mandelaugen in ihren Wohnwagen
in der Nähe des Theaterzeltes gebracht, wo sie von Marcia Gay mit einer
Riesenschlange, die sie sofort angreift, allein gelassen wird.
Als Suko, John und Anita Huen den Theaterplatz erreichen, treffen sie auf
Anitas Freundin Xing, die sie zu Marcias Wohnwagen bringen will. Doch daran
werden sie von den restlichen sieben Tänzerinnen des Theaters gehindert,
die unter Marcia Gays Einfluss stehen. Sie greifen die Gruppe mit Nadeln
an, wobei Xing getötet und Anita verletzt wird. Durch den Stab des Buddha
und mit gezielten Schlägen gelingt es John und Suko schließlich,
die Beeinflussten auszuschalten.
Kurz bevor Shao von der Schlange erwürgt wird, greift erneut Marcia
Gay ein. Sie fordert von Shao, ihr den Weg zu dem Fächer der Amaterasu
zu weisen, doch da die Chinesin dazu nicht in der Lage ist, will Gay sie
mit ihrem Mordwerkzeug, ebenfalls ein Fächer, töten. Da greift
Amaterasu ein, deren rote Sonne auf Marcia Gay Fächer erscheint, und
vernichtet den Killer mit den Mandelaugen, kurz bevor John und Suko
eintreffen.
Meinung:
Dieser Roman zeigt mal wieder, dass Romane um die asiatische Mythologie
(meistens) Jason Dark besonders gut liegen - leider werden sie in den letzten
Jahren derart selten eingestreut, dass sich daraus kein komplexes Ganzes
mehr bilden kann, wie früher zu den Zeiten, als Shao noch als Phantom
aus dem Jenseits in Erscheinung trat. Shao selbst ist mittlerweile selbst
zu einem Serien-Phantom verkommen, das allenfalls noch am
Frühstückstisch in Erscheinung tritt. In diesem Roman erhält
sie aber wieder eine Hauptrolle, auch wenn sie erst im letzten Drittel des
Romans ihre Kampfkraft unter Beweis stellen darf.
Dass der Fächer der Amaterasu wieder eine Rolle spielt, lässt die
Herzen von Altfans sicher höher schlagen, auch wenn recht schnell klar
wird, dass man auch diesmal nichts über seinen derzeitigen Aufenthaltsort
erfährt. Dafür finden alte Bekannte wie der Goldene Samurai, Shimada,
Susanoo und Amaterasu Erwähnung, während die Ninjas ein kurzlebiges
Sinclair-Comeback feiern dürfen - und man sich automatisch fragt, wo
denn der Jugendschutz heutzutage geblieben ist, der für das Verschwinden
dieser Gruppe aus der JS-Welt verantwortlich war.
Die Story selbst ist unterhaltsam und flüssig geschrieben, mit Action
wird wahrlich nicht gegeizt und die Sorgen von Shaos Freund Suko werden
eindringlich beschrieben, auch wenn ich mir die ein oder andere aus Sukos
Sicht erzählte Szene mehr gewünscht hätte.
Ein kleiner Logikfehler, der den Lesefluss nur minimal stört, findet
sich auf S. 58: Dort sind Shaos Fesseln plötzlich verschwunden, obwohl
sie sich kurz zuvor wegen eben diesen noch nicht gegen die Riesenschlange
wehren konnte.
Am Ende bleibt erneut die Hoffnung, dass dies nicht wieder für Jahre
der einzige Beitrag zum Thema asiatische Mythologie und Magie bleiben wird.
Dass Jason Dark dieses Thema immer noch gut umsetzen kann, zeigt dieser Roman
allemal.
Besonderheiten:
Yancey Parker (aus JS 1687
'Leibwächter der Halbvampire') ist an seinen schweren Verletzungen
gestorben.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Keine Szene aus dem Roman, aber Marcia Gay wird - bis auf die Bemalung -
genau so beschrieben. Ihr puppenhaftes Wesen und die darin wohnende
Gefährlichkeit kommen sehr gut zur Geltung.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Shao wird auf dem Parkplatz eines Supermarktes von einer jungen Asiatin
angesprochen, deren Oberkörper von unzähligen kleinen Wunden
verunstaltet wird. Die Frau stellt sich Shao als Anita Huen vor, die auf
der Flucht vor dem Killer mit den Mandelaugen ist. Shao beschließt
Anita mitzunehmen, denn die fühlt sich nur in Shaos Nähe vor dem
Mörder und seinen Schergen sicher. Auf der Fahrt in die Wohnung der
Chinesin bemerkt Anita, dass sie verfolgt werden. Ein Lastwagen der
Theatergruppe, der Anita angehört, ist ihnen dicht auf den Fersen. Als
sie im Stau stecken bleiben, nutzt Shao die Gelegenheit, um den LKW genauer
unter die Lupe zu nehmen. Auf der Ladefläche erblickt sie den Killer
mit den Mandelaugen, eine Frau namens Marcia Gay, die gleichzeitig Chefin
der Theatergruppe ist. Ehe Shao reagieren kann, wird sie von dem Beifahrer
des LKWs niedergeschlagen und auf der Ladefläche versteckt. Anita ergreift
die Flucht und orientiert sich allein zu der Wohnung von Shao, in der Hoffnung
dort deren Lebensgefährten Suko anzutreffen. Der wurde bereits informiert,
dass sein Auto führerlos auf einer belebten Londoner Straße gefunden
wurde. Gemeinsam mit John Sinclair stellt er den Wagen sicher und fährt
ihn in die Garage. Während Suko die Einkäufe in die Wohnung bringt,
in der Hoffnung, dass Shao dort eine Nachricht hinterlassen hätte, bleibt
John Sinclair unten und trifft dort auf Anita Huen, die von Passanten beschrieben
wurde, als sie aus Shaos BMW geflohen ist. Sie vertraut sich den
Geisterjägern an, die umgehend der Theatergruppe einen Besuch abstatten
wollen. Doch die Schergen von Marcia Gay haben bereits die Fährte von
Anita Huen aufgenommen und plötzlich sehen sich John und Suko zwei
gefährlichen Ninjas gegenüber. Währenddessen wurde Shao in
den Wohnwagen der Marcia Gay verfrachtet. Die fordert von Shao die Herausgabe
des Fächers der Sonnengöttin Amaterasu, andernfalls würde
sie von Marcia Gay langsam zu Tode gefoltert werden
Meinung:
Ein sehr zwiespältiger Roman, den Jason Dark diese Woche abliefert.
Dabei liest sich die Geschichte, trotz einiger Stilblüten ("Wir
beschäftigen uns um Fälle und Dinge, die oftmals außerhalb
des normalen Begreifens liegen"), erstaunlich flüssig und geizt auch
nicht mit Spannung. Dennoch ist die Story eher ein mystischer Krimi, als
ein Horror-Roman. Das erschreckendste ist eigentlich der alberne, ja beinahe
schon rassistische Titel. Zumal es unwahrscheinlich ist, dass Asiaten einem
Mörder den Titel "Der Killler mit den Mandelaugen" geben. Immerhin widmet
sich Dark erneut der fernöstlichen Mythologie, wenngleich auf einem
sehr oberflächlichen Niveau. Einerseits ist es schön, mal wieder
Namen, wie Shimada, Susanoo oder der Goldene Samurai zu lesen, andererseits
vermisst man die Söhne Nippons oder das Auge der Amaterasu, die mit
keiner Silbe erwähnt werden. Wenigstens erinnert sich der Autor daran,
dass der Goldene Samurai in Shimadas Todesarena vernichtet wurde. Irgendwo
ist es sogar erfrischend, dass Marcia Gay offensichtlich eine
Einzelgängerin ist und keiner Sekte angehört und auch keinem
Dämon dient. Andererseits täte es der Kontinuität gut, wenn
offene Handlungsfäden weitergeführt werden, zumal Romane über
die asiatische Mythologie ohnehin sehr selten sind. Dass es Marcia Gay gelingt
eine Riesenschlange zu manipulieren und diese zu lenken, kann man ja noch
verschmerzen. Immerhin dient der Roman der leichten Unterhaltung und ist
keine biologische Abhandlung, obwohl die Art und Weise, wie Shao von der
Schlange eingewickelt wird, wirklich hanebüchen beschrieben wird. Doch
gerade die Todesangst von Shao wird an dieser Stelle sehr eindringlich und
nachvollziehbar beschrieben. Dass es aber das erste mal sein soll, dass sich
die Chinesin mit den Themen Tod und Ersticken derart intensiv auseinandersetzen
muss, ist schlichtweg falsch. Dafür war Sukos Freundin schon zu oft
in lebensgefährlichen Situationen. Positiv zu bewerten ist John und
Sukos Auseinandersetzung mit den Ninja-Kämpfern, sowie das Finale. Vor
allen Dingen die Bedrängnis der beiden Geisterjäger durch die
Tänzerinnen sorgt für ein böses Erwachen. Natürlich stellt
sich die Frage, warum die Killerin mit den Mandelaugen Anita Huen nicht gleich
kalt gestellt hat. Schließlich wusste die auch erst durch das Dossier
von Marcia Gay von Shao, so dass die Begründung, dass Anita ihre Feinde
zu der Chinesin führen sollte, nicht greift. Merkwürdig ist
außerdem, dass Suko nicht einmal den Versuch startet Shao über
Handy zu erreichen. Es muss zwar nicht jede Kleinigkeit explizit beschrieben
werden, doch in anderen Romanen hält sich der Autor auch gerne mal mit
solchen Nebensächlichkeiten auf. Nichtsdestotrotz hält der Leser
mit diesem Band einen durchschnittlichen Sinclair-Roman in Händen, in
dem man übrigens erfährt, wie es mit Yancey Parker, dem
Leibwächter der Halbvampire weitergeht.
Fazit: Durchwachsener Gruselkrimi mit nostalgischem Touch. Schlecht recherchiert,
stilistisch unterdurchschnittlich, aber spannend in Szene gesetzt. Absolute
Fan-Lektüre.
Besonderheiten:
Yancey Parker, der Leibwächter der Halbvampire, erliegt im Krankenhaus
seinen Verletzungen.
Die Sonnengöttin Amaterasu rettet Shao vor dem Killer mit den
Mandelaugen.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Marcia Gay, der Killer mit den Mandelaugen, wie er, beziehungsweise sie,
im Buche steht. Ein sehr stimmungsvolles und schauriges Motiv. Insbesondere
die Augen wurden perfekt getroffen. Farbgebung und Titelschrift sind optimal
auf das Layout abgestimmt.
Coverbewertung:
Rezension von
VoXpOpZ:
Kurzbeschreibung:
Die chinesische Mörderin Marcia Gay, wegen ihrer Brutalität nur
der "Killer mit den Mandelaugen" genannt, hat es auf den sagenumwobenen
Fächer der Amaterasu abgesehen. Sie entführt Shao als letzte Nachkommin
der Sonnengöttin, um an den Fächer zu gelangen, doch Amaterasu
kommt Shao zu Hilfe und tötet Marcia Gay.
Meinung:
Ein vielversprechender Titel, der den hohen Erwartungen des Lesers aber letztlich
nicht gerecht wird. Der immer wieder als äußerst brutal beschriebene
"Killer mit den Mandelaugen" entpuppt sich als chinesische Puppenspielerin,
die im ganzen Roman nicht einmal mordet und deren angeblich so gefährlicher
Fächer eher wie ein billiges Requisit denn wie ein brutales Mordwerkzeug
wirkt.
Der Spannungsbogen der Geschichte um die Frage nach Shaos Verbleib ist gut
überlegt, aber die Idee, den Plot dabei in zwei Stränge aufzuteilen
und parallel laufen zu lassen, funktioniert nur zu 50 Prozent. Denn es ist
zwar interessant, John und Suko auf ihrer Suche nach Shao zu begleiten, aber
leider liest sich der B-Strang um die entführte Shao weitaus weniger
spannend. Die endlosen Gespräche von ihr und Marcia Gay drehen sich
im Kreis und die plötzlich auftauchende Riesenschlange ist nicht nur
lang, sondern auch ziemlich langweilig. Hier hätte definitiv mehr passieren
können. Der chinesische Zirkus mit seinen kuriosen Tänzerinnen
ist ein toller Ort, an dem Shao einiges hätte erleben können. So
aber verbringt sie ihre Zeit gefesselt im Wohnwagen und darf sich mit Marcia
und einer Boa herumschlagen.
Das schlussendliche Finale ist wieder ganz gut gelungen, hätte aber
auch noch ein bis zwei Seiten länger sein können. Das Auftauchen
der Sonnengöttin Amaterasu gibt einfach mehr her als die endlose Diskussion
über ihren Fächer. Dass John und Suko erst im Wohnwagen auftauchen,
als alle Messen schon gesungen sind, ist absolut inakzeptabel. Zwar kann
es für die Dramaturgie manchmal ganz gut sein, dass John seine Grenzen
aufgezeigt bekommt, aber hier erweist sich die Lösung als dysfunktional,
weil der A-Handlungsstrang im Ergebnis überflüssig wird. Der Autor
hätte beide Plots besser zusammenführen müssen.
Auch in Punkto Figurenzeichnung muss er sich einige Kritik gefallen lassen.
Marcia Gay wirkt an keiner Stelle auch nur annähernd so gefährlich
wie sie in den Ausführungen der panischen Anita Huen dargestellt wird.
Damit verpufft nicht zuletzt die Bedrohung, die sie für Shao darstellen
soll. Auch der Versuch, einen dämonischen Hintergrund zu suggerieren
("Es war [Anita] manchmal vorgekommen, als wäre [Marcia] kein Mensch,
sondern eine erwachsene Puppe, die zwar alles unter Kontrolle hielt, aber
selbst von anderen Kräften gelenkt wurde.") läuft ins Leere, da
letztendlich nicht aufgelöst wird, ob Marcia tatsächlich von fremden
Mächten gesteuert wurde oder gar eine lebendige Puppe war. So funktioniert
die puppenhafte Killerin allenfalls als Metapher, aber als Metapher
wofür?!
Größte Schwachstelle des Romans ist Sukos Anspannung, die sein
Motor auf der Suche nach seiner Partnerin sein soll. Sie bleibt in ihrem
emotionalen Kern unaufgespalten. Zwar verweist der Autor immer wieder darauf,
wie schwer alles für Suko ist, aber er lässt Sukos Angst nicht
zwischen den Zeilen spürbar oder erlebbar werden. Auch hier verschenkt
er großes Potenzial.
So bleibt ein Roman zurück, den man liest und besser schnell vergisst.
"Der Killer mit den Mandelaugen" ist definitiv keine Geschichte, die begeistert.
Toller Rahmen (Titel, Settings, grober Plot), aber leider schlecht
ausgefüllt. Puppenstubenunterhaltung.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Also ich weiß nicht. Definitiv besser als die Billo-Bilder der vergangenen
Wochen, aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Es passt zum Roman
an sich: schnell wegpacken und nicht unbedingt bald wieder aus dem Schrank
holen.
Coverbewertung: