John Sinclair Nr. 1666: Baphomets Rächer
Luc de Fries stand vor dem kleinen Fenster und schaute hinaus in die Dunkelheit,
als gäbe es dort etwas Besonderes zu sehen. Er sah nichts. Nur die
Finsternis, in der sich schwach irgendwelche Umrisse abzeichneten, aber diese
waren nicht mehr als Schatten, die sich nicht bewegten. Doch genau darauf
wartete de Fries. Auf eine Bewegung in der Finsternis. Auf jemanden, der
sich dem Haus nähern würde, in dem er stand und Wache hielt
von Jason Dark, erschienen am 15.06.2010, Titelbild: Fournier
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In einem kleinen Ort in Frankreich werden drei Männer ermordet. Ein
Zeuge hat eine grauenhafte Gestalt mit einem Totenschädel gesehen, die
sich Baphomets Rächer genannt hat. Godwin de Salier holt nicht nur John
Sinclair nach Frankreich, sondern engagiert auch einen Privatdetektiv. Mit
dieser Unterstützung besetzt er die Häuser der Opfer in der Hoffnung,
dass sich Baphomets Rächer dort zeigt. Tatsächlich wird der Detektiv
Luc de Fries von der untoten Gestalt besucht und getötet. Bald müssen
John Sinclair und Godwin de Salier feststellen, dass Baphomets Rächer
nicht alleine ist, denn der unbekannte Milliardär, der mit Baphomets
Hilfe eine neue schlagkräftige Organisation aufbauen will, schickt zwei
gefährliche Killer, die den untoten Rächer unterstützen sollen
Meinung:
Titel, Cover und ja, auch die Bandnummer wecken die Hoffnung auf einen
herausragenden Roman. Die Vorschau ließ sogar darauf hoffen, dass hier
wichtige Ereignisse für den Serienverlauf ihren Anfang nehmen würden.
Doch die Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten. "Baphomets
Rächer" ist eine schluderig heruntergeschriebene, äußerst
schlecht durchdachte 08/15-Story, die vor Logiklöchern nur so strotzt.
Das fängt bereits zu Beginn an, wo Godwin de Salier einen relativ "normalen"
Privatdetektiv engagiert, um den untoten Rächer zu stellen. Das Argument,
dass zu viele seiner Templer-Brüder bereits im Kampf gestorben sind,
ist zwar nobel und irgendwie nett, aber schließlich kennen sie das
Risiko und spätestens seit den Übergriffen von Justine Cavallo,
Vincent van Akkeren und Saladin wissen die Templer was auf sie zukommt. Weshalb
aber die beiden erfahrenen Geisterjäger zusammen in einem Haus hocken,
während Luc de Fries allein bleibt ist wohl nur damit zu erklären,
dass der Autor versucht glaubhaft zu erklären, weshalb er zum Opfer
des Rächers wird. Dieser kann als Gegner übrigens gar nicht
überzeugen. Ein Skelett mit einer Kutte und einer Sense auf einem Pferd
entlockt dem Leser wohl nur noch ein müdes Gähnen. Die Henkersschlinge
wurde sicherlich lediglich wegen des Titelbildes in die Handlung eingebaut.
Darüber hinaus bleibt der Rächer ein Bösewicht ohne Hintergrund
und Profil. Eine namenlose Gestalt, die man bereits beim Lesen des nächsten
Bandes vergessen haben wird. Zudem bleibt es vollkommen ungeklärt, wieso
der Dämon zu den Häusern seiner ersten drei Opfer zurückkehrt,
anstatt auf die Suche nach neuen zu gehen. Die Ankündigung, dass der
Unbekannte neue Baphomet-Vertreter die Fäden zieht, erweist sich ebenfalls
als Windei. John Sinclair und die Leser erfahren nicht mehr, als sie sowieso
schon wissen. Immerhin wird der Söldner Drax wieder erwähnt und
führt sogar ein Telefongespräch mit John. Dabei wird die Hoffnung
genährt, dass er auch weiterhin mitmischen und eventuell sogar einen
aktiveren Part erhalten wird. Doch bereits das Finale ist alles andere als
erhebend. Wieder mal werden zwei finstere Killer geschickt, mit so klangvollen
Rufnamen wie "Der Glatte" und "Höckernase". Natürlich werden sie
unsympathisch und klischeehaft dargestellt und am Ende vom Baphomet-Diener
hingerichtet. Ohne erkennbares Motiv. Auch die Vernichtung des Monsters der
Woche vermag nicht mal ansatzweise zu überzeugen, mal abgesehen davon,
dass Baphomet mal wenigstens ein paar Sätze sprechen durfte. Da hilft
es auch nicht wenn im Zusammenhang mit dem unbekannten Feind im Hintergrund
der Name Logan Costello fällt. Die Erinnerung an Akim Samaran, Vincenct
van Akkeren und Saladin läge ja viel näher. Begriffe und Namen,
wie Baphomets Bibel, Würfel des Heils oder Sophie Blanc werden im Roman
überhaupt nicht erwähnt. Ein glatter Schuss in den Ofen.
Fazit: Langweilig, unlogisch und unoriginell. Nichts Neues an der
Baphomet-Front.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Düster, bizarr und unheimlich. Im Vergleich zum schnöden Inhalt
des Roman ist das Titelbild ein kleines, gruseliges, Meisterwerk.
Coverbewertung:
Rezension von
VoXpOpZ:
Kurzbeschreibung:
Godwin de Salier bittet John nach Frankreich, weil eine blutige Mordserie
an der Atlantikküste wahrscheinlich auf Baphomet zurückzuführen
ist. Tatsächlich will sich der Dämon an den Nachfahren jener Menschen
rächen, die seine Anhänger - die abtrünnigen Templer - vor
vielen Hundert Jahren in dem kleinen Küstenort La Paul niedermetzelten.
Baphomet schickt den Geist des einzigen Überlebenden, ein Skelett mit
Schlinge und Sense, das drei Menschen und schließlich Saliers
Privatdetektiv nebst einem weiteren Zeugen aus dem Weg räumt.
Schlußendlich richtet Baphomet den gescheiterten - weil zu schwachen
- Rächer selbst, bevor John ihn bei einem Showdown am nächtlichen
Strand mit seinen Silberkugeln töten kann.
Meinung:
Der Roman macht mit einer unheimlichen und vielversprechenden Szene auf.
Die Schilderung vom auftauchenden Skelett, das den Privatdetektiv Luc de
Fries auf brutale Weise stranguliert, gehört zu den Highlights dieses
Bands. Leider flacht die Handlung danach ab, die Dramatik der Einstiegssequenz
erreicht der Roman an keiner weiteren Stelle. Vielmehr verliert er sich darin,
einen vergangenheitslastigen Background zu bemühen. Doch die
Hintergründe um die ermordeten Templer wollen sich nicht so recht in
die Geschichte fügen. Der Rückschluss auf sie bleibt ebenso
unbefriedigend wie der weitere Verlauf der Handlung.
Tatsächlich ist der Roman nicht mehr und nicht weniger als eine unkonkrete
Andeutung, ein schwammiger Verweis auf einen vermutlich großen Paukenschlag
in naher Zukunft: Immer wieder wird der mysteriöse Milliardär im
Dunkeln erwähnt, der sich mit Baphomet verbinden will. Leider verschenkt
Dark über dieses ständige Anteasen viel Potenzial, die Geschichte
im Hier und Jetzt kommt viel zu kurz. Das brutale Skelett wird auf seinen
Racheauftrag reduziert und schlussendlich einer dramaturgischen Wendung mit
der Halbwertszeit einer Romanseite geopfert. Schade! Den namenlosen
Baphomet-Rächer hätte ich gern noch öfter erlebt.
So bleibt ein Band 1666 zurück, der durchaus gute Momente hat, als Roman
aber kaum überzeugt: weder als Einzelabenteuer noch als für die
Rahmenhandlung der Serie erkennbar relevanter Stoff.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Tolles, unheimliches Cover, wie ich es mir für jeden Band der Sinclair-Serie
wünsche.
Coverbewertung:
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Godwin de Salier hat von drei Morden an der bretonischen Küste erfahren
und als auch der Name Baphomet fiel, John Sinclair informiert. Zusammen mit
dem Privatdetektiv Luc de Fries überwachen Godwin und John die Gegend
um das Dorf La Paul. Tatsächlich erscheint der Mörder, ein reitendes
Skelett mit einer Sense, und tötet de Vries.
Vom Vater ihres Pensionswirtes erfahren die Geisterjäger, dass vor
Jahrhunderten Baphomet-Templer von den Dorfbewohnern getötet wurden.
Einer von ihnen konnte jedoch fliehen und wurde nun von Baphomet geschickt,
um sich an den Nachfahren der Dörfler zu rächen.
Dann erscheinen noch zwei Männer im Dorf, die von dem Unbekannten geschickt
wurden, der vor einigen Monaten schon Baphomets Diener in Schottland rekrutieren
wollte (s. Band 1646 Baphomets
Diener'). Sie sollen Baphomets Rächer auf ihre Seite ziehen, werden
aber ebenfalls von ihm getötet, da er sich keinem anderen Herrn als
dem Dämon mit den Karfunkelaugen unterordnen will.
Als sich John schließlich dem Knochenmann stellt, wird der von Baphomet
selbst vernichtet, bevor er John unterliegen kann.
Meinung:
Nach einem spannenden Auftakt wirft dieser Roman leider einige Fragen auf,
den Lesespaß trüben. Das geht schon damit los, dass John und Godwin
zusammen ein Haus beziehen und Luc de Fries alleine lassen; noch dazu ohne
ihm wirkliche Informationen über den Fall zu geben. Im Grunde haben
sie damit fahrlässig seinen Tod in Kauf genommen. Wie die beiden Freunde
überhaupt auf die Idee gekommen sind, dass das Skelett wieder bei den
Häusern seiner Opfer auftaucht, wird auch nicht klar.
Gut gefallen hat mir dafür die Erwähnung des Söldners Drax
und der Geschehnisse um Baphomets Diener und mit Martine Ducasse und ihrem
Großvater hat Jason Dark sympathische Figuren geschaffen. Im Gegensatz
dazu stehen die beiden Gangster, die wie immer grobschlächtige Dumpfbacken
sind.
In diesem Zusammenhang fand ich es auch sehr schade, dass in diesem Roman
die Chance vertan wurde, etwas mehr über den unbekannten Baphomet-Fan
zu verraten. Ich kann nur hoffen, dass da bald noch etwas mehr kommt als
eine Erwähnung alle zwanzig Hefte...
Besonderheiten:
Zweite Erwähnung des unbekannten Baphomet-Anbeters.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover macht Lust auf den Roman, ist düster und unheimlich. Besonders
gut gefällt mir die perspektivisch vergrößerte Klaue mit
der Henkersschlinge.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Dieses Motiv befand sich auch auf dem Cover der Heavy-Metal CD Gallows End
- Nemesis Divine aus dem Jahr 2010: