John Sinclair Nr. 1655: Die "Heiligen" von London

John Sinclair Nr. 1655: Die "Heiligen" von London


Der Geruch erreichte mich bereits, als ich die Kellertür nur spaltbreit geöffnet hatte. Ich holte automatisch Atem, was ich einen Lidschlag später bereute, denn was mir aus der Tiefe entgegenwehte, das war einfach nur widerlich. Ich schloss die Tür nicht sofort, trat nur zur Seite bis an die Flurwand, um durchzuatmen. Auch das war nicht so einfach. Irgendwie klebte mir der eklige Gestank im Gaumen, aber das ließ sich nicht ändern. Ebenso wenig wie der Gang über die Treppe in die Tiefe des Kellers. Was ich dort unten im Keller finden würde, wusste ich nicht. Spaß würde das nicht machen. Ich ließ mir auch Zeit, um mich innerlich darauf einzustellen. Um mich herum war es still. In dieser Stille gingen meine Gedanken zurück, und ich dachte daran, wie alles begonnen hatte …


von Jason Dark, erschienen am 30.03.2010, Titelbild: Bondar
Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
John Sinclair erhält einen Anruf von einem Mann, der sich selbst als einen Heiligen bezeichnet und ankündigt, zusammen mit seinem Partner Menschen töten zu werden, die ein Verbrechen begangen haben ohne dafür verurteilt worden zu sein. Tatsächlich findet John die Leiche eines Paul Sanders, der zu Tode gequält wurde. Bei ihm liegt ein Zettel, auf dem Sanders als Pädophiler bezeichnet wird.
Während der folgenden Nachforschungen gerät auch Derek Sanders ins Visier von John und Suko, der Bruder des Toten, der über dessen Neigungen bescheid gewusst hat. John kann allerdings nicht verhindern, dass auch Derek für seine Mitwisserschaft von den beiden "Heiligen" getötet wird.
Von Dereks Ex-Frau erfahren John und Suko, dass Paul Sanders ein Waisenhaus regelmäßig mit hohen Geldsummen unterstützt wurde und er dafür als Gegenleistung mit einigen Jungen zusammen sein durfte. Die Geisterjäger wollen den Leiter des Heimes, Terence Hale, befragen und treffen erneut auf die Heiligen, bei denen es sich um junge Liliputaner namens Greg und Gory handelt. Suko kann die beiden Mörder ausschalten, doch dann lösen sich zwei Geister aus den Körpern. Sie bezeichnen sich selbst als Engel, die die Jungen des Heimes vor dem Pädophilen schützen wollen, doch dann stellt sich heraus, dass die Geistwesen auf der Seite der Hölle stehen und die jungen Seelen verderben wollen.
John konfrontiert die Geistwesen mit dem Kreuz, an dessen Enden die Anfangsbuchstaben der Erzengel rot aufglühen und die Geister der "Heiligen" verbrennen.


Meinung:
In dieser Woche hat sich Jason Dark als Aufhänger ein brisantes Thema ausgesucht, das durch die Vorgänge in der katholischen Kirche eine besondere Aktualität gewonnen hat. Dass dabei in einem Sinclair-Roman keine wirkliche Tiefe erreicht wird, ist jedem Leser klar und wird schon dadurch deutlich, dass kein einziges Kind in dem Roman mitspielt. Die Handlung ist trotzdem spannend und dass John praktisch mit ansehen muss, wie die "Heiligen" Derek Sanders umbringen, wird erneut deutlich, dass der Geisterjäger kein Superheld ist und auch Niederlagen einstecken muss.
Nicht ganz klar geworden ist mir, warum die Höllengeister ausgerechnet die Körper von Liliputanern übernehmen mussten und inwieweit die beiden Männer selbst Opfer waren oder sich bewusst für diesen Weg entschieden haben. Ich gebe dem Roman zwei Kreuze.


Besonderheiten:
Letzter Roman, der im Jahr 2009 spielt.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt die beiden "Heiligen", wie sie im Roman beschrieben werden und soll wohl die Szene darstellen, in der sie über die Dächer vor John und Suko fliehen. Das fliegende Monster in der linken oberen Ecke kommt im Roman nicht vor.


Coverbewertung:
3 Kreuze