John Sinclair Nr. 1576: Die Leichengasse
"Das ist eine meiner letzten Fahrten", erklärte Jack Benson. Er schlug
die Heckklappe des Leichenwagens zu und nickte. Sein Kollege Brian Penn warf
die Kippe zu Boden. Er trat sie aus und grinste. Die Sprüche kannte
er, und die Fragen, die er dann stellte, ähnelten sich auch. "Hast du
keine Lust mehr?" "Das ist es nicht. Ich mag den unregelmäßigen
Dienst nicht. Wie oft müssen wir in der Nacht raus und Tote abholen.
Das ist nicht mehr mein Ding, verdammt." "Was willst du dann?", fragte Penn.
"Weiß ich nicht genau. Außerdem stört mich die beschissene
Bezahlung, wenn ich ehrlich bin. Und für einen zweiten Job nebenbei
fehlt mir die Lust. Ich will nicht kellnern so wie du." "Musst du auch nicht."
Penn grinste seinen Kollegen an. "Aber heute Nacht fährst du noch -
oder?" "Ja. Und morgen auch."
von Jason Dark, erschienen am 23.09.2008, Titelbild: E.J. Spoerr
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
John Sinclair erhält in seinem Büro Besuch von der Vampirin Justine
Cavallo, die ihm erzählt, dass Jane Collins verschwunden ist. Die Detektivin
hat gerade an einem Fall von Leichdiebstahl gearbeitet. John und Suko befragen
den Firmeninhaber des Bestattungsinstitutes Aaron Grant, der Jane engagiert
hat, aber nichts über ihren Verbleib zu berichten weiß. Im Büro
überrascht Glenda die beiden Geisterjäger mit der Nachricht, dass
Aaron einen Zwillingsbruder hat, der als Mitinhaber der Firma eingetragen
ist. Eine Mitarbeiterin des Bestattungsinstitutes gesteht den Polizisten,
dass sie den Räubern behilflich war und als Aaron behauptet, dass sein
Bruder tot sei, bezichtigt sie ihn der Lüge. John und Suko setzen den
Mann unter Druck und dieser bringt sie zu der Wirkungsstätte seines
Bruders. In der Werkstatt finden sie ein Dimensionstor, dass die
Geisterjäger mitten hinein bringt in die Leichengasse, wo Jane Collins
mit einem mörderischen Ghoul um ihr Leben ringt
Meinung:
Welch hanebüchener, undurchdachter Schwachsinn. Zu Beginn des Roman
bekommt man leicht den Eindruck, dass der Autor an seinen Erfolgsroman "Luzifers
Angriff" anknüpfen will. John steht noch vollkommen unter dem Eindruck
des Erlebten und macht sich Sorgen um die Zukunft, denn mit dem abtrünnigen
Matthias ist ein neuer starker Gegner erwachsen, der gegen die meisten Waffen
des Sinclair-Teams immun ist. Kurz darauf hat Justine Cavallo einen starken,
wenngleich kurzen, Auftritt. Aber hier beginnt bereits der Abstieg der
Geschichte. Die Vampirin erzählt John frech, dass sie ihm lediglich
den Hinweis über Jane Collins gegeben hat, weil sie es sein will, die
der Detektivin etwas antut. O-Ton: "Ihr Blut ist für mich das
Höchste der Gefühle. Und das bewahre ich mir auf." Und was
macht der hehre Geisterjäger? Er bleibt Stumm und lässt die blonde
Bestie ziehen. Da wird eine seiner besten Freunde indirekt bedroht und John
Sinclair lässt eine Kreatur, die zu seinen ärgsten Feinden
gehört, einfach gehen. Soweit ist er also gesunken. Leider ist die
eigentliche Handlung ebenfalls von Ungereimtheiten durchzogen. Aaron Grant,
ein klischeehaft beschriebener Typ, engagiert eine bekannte Londoner Detektivin
um Leichendiebstähle aufzuklären, die er selbst inszeniert hat.
Wie dämlich ist das eigentlich? Die Erklärung, dass sein Bruder
junges und frisches Fleisch haben will ist einfach unglaubwürdig. Statt
die Toten einfach klammheimlich aus der Leichenhalle zu entwenden wird mal
eben ein Transport auf offener Straße gestoppt, die Fahrer
niedergeschlagen, als Zeugen natürlich am Leben gelassen und die Leiche
mitgenommen. Hier könnte man noch argumentieren, dass dies geschah,
um den Verdacht von ihm selbst abzulenken. Gleichzeitig macht Grant aber
erst auf sich aufmerksam. Er hätte die Toten einfach heimlich verschwinden
lassen können, die Särge wären mit Steinen beschwert beerdigt
worden und fertig. Den Beweis, dass Jason Dark selbst keine Ahnung hatte,
wie seine Story im weitern Verlauf endet, bekommt der Leser, als die
Mitarbeiterin Dinah Parker behauptet, die Räuber gegen Geld eingelassen
zu haben, um ihrem Chef eins auszuwischen. Darüber hinaus führt
der Autor seine eigenen serieninternen Gesetzmäßigkeiten ad absurdum,
indem er behauptet ein Mensch würde zu einem Ghoul mutieren, weil einer
der Leichenfresser ihn großgezogen hat. Eigentlich haben die Ghouls
ihren Ursprung auf dem Planeten der Magier, wo sie aus einem See voller Schleim
entstehen. Wie es der Leichenfresser schlussendlich geschafft hat, als
rangniedriger Dämon eine eigene Dimension aufzubauen, ist dem Autor
dann auch egal. Einziger Lichtblick ist der Kampf der Detektivin Jane Collins
gegen den Ghoul. Der rettet den Roman aber ebenfalls nicht vor dem
Totalausfall.
Fazit: Unlogisch und verworren aufgebauter Roman, den man sich ersparen
sollte.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein schreckliches Machwerk, bei dem mit einfachsten Mitteln versucht wurde,
den Titel optisch darzustellen. Die Qualität des Covers spiegelt jene
des Romans perfekt wider.
Coverbewertung:
Rezension von
René:
Kurzbeschreibung:
Eine mehr oder weniger besorgte Justine Cavallo weist John auf das Verschwinden
von Jane Collins hin. Gemeinsam mit Suko folgt John einer Spur, die zu einem
undurchsichtigen Leichenbestatter führt. Dieser hatte Jane als Detektivin
angeheuert, nachdem ihm einige Leichen gestohlen worden sind. Jane erwacht
derweil in der titelgebenden Leichengase, umgeben von einer tödlichen
Gefahr.
Meinung:
Erwartet habe ich Dutzendware, bekommen habe ich doch sehr ansprechende Kost.
Nachdem ich den vorangegangen Roman zwar als wichtig empfinde, aber auch
als etwas langweilig, wartet dieser hier mit einer durchweg interessanten
Handlung auf und vereint darin verschiedene Person wie John, Suko, Glenda,
Justine und Jane. Auch, dass auf den letzten Roman noch einmal Bezug genommen
wurde, hat mir gefallen, und der rote Faden wird somit ein Stück
weitergesponnen. Okay, ein paar Ungereimtheiten haben sich eingeschlichen
und auch ein paar (herbe) stilistische Schnitzer. Aber dem gegenüber
standen so einige Schmunzler, größtenteils realistisch agierende
Charaktere und auch einige kleinere Überraschungen, so dass sich der
Roman gut an einem Stück lesen ließ. Besonders gefallen hat mir
die Location der Leichengasse. Schön stimmungsvoll umschrieben. Und
speziell Jane war mir in diesem Roman sehr sympathisch.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Der linke Teil wirkt zu aufpoliert, den hätte man sich ganz sparen
können. Dafür mehr von der Leichengasse, die aber vor allem aufgrund
des blauen Himmels noch viel zu freundlich wirkt.
Coverbewertung:
Rezension von
neo09:
Kurzbeschreibung:
Jane Collins ermittelt in Sachen Leichenraub beim Bestattungsunternehmen
Grant. Obwohl sie den Tätern schnell auf die Spur kommt, wird sie
überwältigt und in eine Dämonendimension entführt, in
der ein Ghoul seinen Schrecken treibt. Durch Justine Cavallo auf den Plan
gerufen erstattet John Sinclair Aaron Grant, dem Besitzer des
Bestattungsunternehmens Besuch und gelangt im Zuge der Ermittlungen in die
so genannte Leichengasse, sozusagen in die Speisekammer des Ghouls.
Meinung:
Autsch! Autsch und nochmals Autsch! Zwar lassen sich die ersten Seiten des
vorliegenden Heftes noch genussvoll lesen, der Bärenteil des Heftes
ist aber ein eindeutiger literarischer Ausfall. Gar nicht mal, was den
Schreibstil bzw. die Dramaturgie betrifft, vielmehr ist die inhaltliche
Entwicklung ein absoluter Griff ins Klo! Aber der Reihe nach! Die ersten
Seiten des Heftes lassen sich gut mit der Überschrift "Wunden lecken"
beschreiben, John Sinclair sinniert nochmals über die erlittene Pleite
gegen Matthias aus dem Vorgängerroman - diese wenigen Zeilen machen
Lust auf mehr, denn es zeigt sich, dass JD wohl tatsächlich mit Matthias
einen neuen starken Widersacher aufbauen möchte. Doch mit der Schilderung
des aktuellen Falls um die Leichengasse verstrickt sich der Autor in einem
solchen Knäuel von Widersprüchen und logischen Brüchen, wie
ich es bis dato selten gelesen habe. a) Warum wird Jane Collins von einem
Bestattungsunternehmen engagiert, wenn eben dieses Unternehmen doch selbst
die Leichenraube zu verantworten hat? b) Wie kann es sein, dass die Mitarbeiterin
Parker behauptet, eine Komplizin der Räuber zu sein, und zwar mit dem
Motiv, dem Vorgesetzten aus Antipathiegründen einen auswischen zu wollen?
c) Und wieso bitteschön lässt das Sinclair-Team mal eben diese
Dinah Parker einfach ziehen, nachdem sie ihre Mittäterschaft eingestanden
hat, anstatt sie sofort festzunehmen? d) Wie kann der Zwillingsbruder Aaron
Grants zu einem Ghoul mutieren - doch nicht nur aus strengen
Erziehungsgründen (sorry, aber das liest sich echt naiv und
lächerlich)? e)Und allzu plötzlich mutiert Aaron Grant vom Saulus
zum Paulus, als er mit seinen letzten Atemzügen Sinclair bittet, seinen
Bruder unbedingt zur Strecke zu bringen? Ach Mensch, diese Liste ließe
sich noch ohne weiteres verlängern. Zwar liest sich dieser Roman relativ
gut (nicht zu viele Dialoge und Wiederholungen), aber leider lässt sich
der Eindruck nicht vermeiden, dass nicht nur Jane Collins und John Sinclair
zwischen den Dimensionen hin und her hopsen, sondern auch Jason Dark
während des Verfassens dieses Romans. Ach ja... f) habe ich auch noch!
Welchen Zweck hat eigentlich die Dimension des Ghouls? Konkret: Wieso wird
der Tatort nicht einfach in den Keller des Bestattungsunternehmens
verlegt...wäre sinniger, oder? Zum Schluss noch ein positiver Aspekt:
Es wird nach längerer Zeit mal wieder ein Bezug zu Jane Collins latent
vorhandenen Hexenkräften hergestellt.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Richtig schlecht! Typisch Spoerr! :o(
Coverbewertung:
Rezension von
"Kritiker / Das
Gleichgewicht":
Kurzbeschreibung:
Die Vampirin Justine Cavallo sucht John in seinem Büro auf und hat eine
Bitte an ihn. Jane Collins, die einen Auftrag des Leichenbestatters Aaron
Grant erhalten hat, ist spurlos verschwunden. John soll doch mal nachforschen.
Der Geisterjäger und Suko befragen den Mann. Aaron Grant kann nichts
Informatives berichten. Doch Glenda hat in der Zwischenzeit herusgefunden,
dass Aaron einen Bruder hat. Eine erneute Befragung bringt ans Licht, dass
der Bruder ein Ghoul ist. Und Jane soll sein nächstes Opfer sein. Gemeinsam
mit Aaron Grant begeben sich John und Suko in die Leichengasse, um Jane zu
retten. In dieser Zwischenwelt versucht die Detektivin derweil ihrem Tod
durch den Ghoul zu entrinnen. John und Suko kommen gerade noch Rechtzeitig,
um den Dämon mit einer Silberkugel zu vernichten.
Meinung:
Ich persönlich fand den Roman auch gut. Die namensgebende Leichengasse
wurde stimmig beschrieben. Es gab keine ellenlangen sinnlosen Dialoge und
langweilig war der Roman erst recht nicht. Logische Ungereimtheiten sind
mir beim Lesen kaum aufgefallen. Nur auf Seite 51 habe ich eine solche entdeckt.
"Die gleiche Frisur, das gleiche Gesicht. Nur einen Unterschied gab es. Auf
dem Kopf des Ghouls wuchs kein einziges Haar mehr".
Der einzige große Kritikpunkt, der den einen oder anderen vielleicht
stören könnte, ist das die Story des Romans sehr vorhersehbar ist.
Aber das geht mir auch bei den meisten guten Horrorfilmen so.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover ist mal wieder ein typisches Spoerr-Cover. Der Ghoul sieht aus,
als würde auf seinem Gesicht eine Moosschicht wachsen. Und die Frau,
die sicher Jane Collins sein soll, hat braune oder rote Haare. Das Bild der
Leichengasse ist stimmig, obwohl es mir zu eindeutig reinkopiert wurde.
Coverbewertung:
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Justine Cavallo informiert John Sinclair, dass Jane Collins spurlos verschwunden
ist, nachdem sie einen Auftrag des Bestattungsunternehmers Aaron Grant angenommen
hat. In Grants Unternehmen sind Leichen verschwunden, und Jane sollte
herausfinden, wer die Toten gestohlen hat. Bei einer ersten Befragung scheit
Aaron Grant nichts Brauchbares über die Vorfälle zu wissen, doch
Dinah Parker, Grants Sekretärin teilt John und Suko in einem unbeobachteten
Moment mit, dass sie mit den Leichendieben unter einer Decke steckt, um ihrem
Boss, einem Menschenschinder, eins auszuwischen. Die wahren Hintermänner
kennt sie allerdings auch nicht.
Glenda Perkins hat inzwischen herausgefunden, dass Aaron Grant noch einen
Zwillingsbruder namens Elias hat, doch Grant behauptet, der sein inzwischen
verstorben. Dinah Parker ist allerdings der Meinung, dass Elias noch lebt
und als John und Suko Aaron Grant zwingen, ihnen Elias' Werkstatt zu zeigen,
findet John ein Dimensionstor. Mit Aaron Grant durchqueren die Geisterjäger
das Tor und gelangen in eine Dimension, die nur aus einer schmalen Gasse
mit alten, kleinen Häusern besteht - die Leichengasse. Hierhin hat sich
Elias zurückgezogen, denn es handelt sich bei ihm um einen Ghoul.
Es stellt sich heraus, dass Aaron Grant selbst der Initiator der
Leichendiebstähle ist, um seinen Bruder mit Nahrung zu versorgen. Um
den Verdacht von sich abzulenken, hatte Grant Jane Collins engagiert, die
dann von Grants Helfern überwältigt und die Leichengasse gebracht
wurde, weil der Ghoul Elias statt der alten Leichen auch mal "Frischfleisch"
verzehren will.
Nachdem die Helfer Grants ausgeschaltet wurden - einer hat dabei versehentlich
Aaron Grant erschossen - kann John Sinclair den Ghoul, in dessen Klauen sich
Jane Collins befindet, mit Silberkugeln vernichten. Die Leichengassendimension
vergeht daraufhin und die Geisterjäger finden sich in der normalen Welt
wieder.
Meinung:
Grundsätzlich kann man das komplette Konstrukt dieser Geschichte in
Frage stellen - angefangen von der Tatsache, dass sich ein Mensch (auch wenn
er von Geburt an "anders" war) in einen Ghoul verwandelt, über den Umstand,
dass Grant überhaupt Helfer für die Leichendiebstähle engagiert
hat, anstatt die Toten selbst in die Leichengasse zu bringen, bis hin zum
Auftrag von Jane Collins, was ja erst eine wirkliche Spur zu den Geschehnissen
war. Irgendwie ist das alles ziemlich hirnrissig.
Trotzdem kann ich nicht sagen, dass ich den Roman wirklich mies fand, denn
die einzelnen Szenen waren spannend geschildert und auch die düstere
Atmosphäre der Leichengasse hat mir sehr gefallen. Es wäre vielleicht
noch ganz schön gewesen, wenn kurz über die Entstehung dieser Dimension
berichtet worden wäre. Durch das permanente, wabernde Dimensionstor
hatte ich den Eindruck, dass diese kleine Welt eventuell durch ein magisches
Ritual geschaffen wurde.
Wie dem auch sei, durch die negativen Punkte ist dies natürlich kein
wirklich guter Roman, aber zwei Kreuze hat er meiner Meinung nach verdient.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Der Autor der Rezension möchte für dieses Titelbild keinen Kommentar
abgeben
Coverbewertung:
Der Autor der Rezension möchte für dieses Titelbild keine Bewertung
abgeben
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Sybille Nathalie Taube:
Das Titelbild ist eine spiegelverkehrte Nachzeichnung eines Motives aus dem
Film "Das Phantom der Oper" mit Gerad Butler und Emmy Rossum. Zwar wurden
Gesicht und Frisur geändert, doch selbst die Lichtspiegelungen auf der
Haut sind gleich.