John Sinclair Nr. 1545: Vampir-Tränen
Die Männer kamen im letzten Licht des Tages, und sie waren schwer bewaffnet.
Sie trugen Knüppel und Messer bei sich, und sie hatten lange, spitz
zulaufende Eichenpflöcke geschultert. Sie waren zu viert, und vor jeder
Männerbrust hing ein Kreuz aus Holz. Sie machten sich nicht die Mühe,
den normalen Weg zum Haus zu nehmen, sie gingen durch den Garten und brachten
den alten und morschen Lattenzaun endgültig zum Einsturz, indem sie
dagegen traten. Jetzt waren sie da!
von Jason Dark, erschienen am 19.02.2008, Titelbild: Storkes
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Nach einem entspannten Abend mit John Sinclair wird Jane Collins von der
Vampirin Clara überfallen, die ein Treffen mit Justine Cavallo fordert.
Die blonde Bestie befindet sich zufällig gerade im Haus und so erfahren
sie und Jane, dass Clara aus der Vampirwelt kommt und ihr Will Mallmann alias
Dracula II geraten hat sich an Justine zu wenden. Vor 100 Jahren wurde Galina,
die Ziehmutter Claras und ebenfalls eine Vampirin, von vier Vampirjägern
vernichtet. Clara musste dabei tatenlos zusehen und will sich nun an den
Nachkommen der Jäger rächen. Ein erster Versuch in diese Richtung
hätte fast mit Claras Vernichtung geendet; im letzten Moment wurde sie
von Mallmann gerettet und in die Vampirwelt gebracht. Jetzt wünscht
sie sich die Unterstützung der Cavallo bei ihrem Vorhaben. Justine sieht
sich allerdings weiterhin als Einzelgängerin und will sich schon gar
nicht von Mallmann benutzen lassen und lehnt die Bitte der Vampirin ab.
Als Clara dann das Blut von Jane Collins trinken will, greift Justine ein
und schmeißt die andere Blutsaugerin aus dem Haus. Für Jane ist
der Fall damit allerdings noch nicht erledigt, und zusammen mit John Sinclair
fährt sie am nächsten Morgen nach Stoneway, dem Ort, aus dem Clara
stammt. In dem kleinen Dorf hat Clara schon ihr Zeichen hinterlassen, denn
als John und Jane dort ankommen, hat sie den Wirt des örtlichen Pubs
zu einem Vampir gemacht. John erlöst ihn mit Silberkugeln. Am folgenden
Abend wollen die beiden Geisterjäger die Vampirin auf dem Friedhof stellen,
und zwar an der Stelle, an der einst die Überreste von Galina verscharrt
wurden. Es gelingt Clara zwar erneut, Jane Collins zu überwältigen,
doch sie kann das Blut der Detektivin nicht trinken, weil sie die
Hexenkräfte darin spürt. John Claras Überraschung und vernichtet
auch sie mit Silberkugeln.
Meinung:
Mit diesem Band hat Jason Dark mal wieder einen Vampirroman abgeliefert,
der ihm gut gelungen ist. Die Geschichte ist spannend und besonders die ersten
Seiten, als die Vampirjäger die alte Galina aufspüren und vernichten
sind wirklich gruselig und packend. Auch das kleine Dorf und die Szene als
Sarah Redgrave und Donald Hurley auf den zum Vampir gewordenen Wirt treffen
sind gut beschrieben worden. Und als Clara so kurzerhand von Justine abgefertigt
worden ist, hat sie mir fast schon leid getan
Eigentlich ist diese Geschichte ein Vier-Kreuze-Roman, aber folgende Punkte
führen zu einem Abzug: es ist völlig unverständlich, warum
Jason Dark zwischen Galinas Vernichtung 100 Jahre vergehen lässt. Warum
hat Clara so lange mit ihrer Rache gewartet? Oder hat sie das gar nicht?
Es wird ja davon gesprochen, dass ihr erster Versuch gescheitert ist, und
sie von Will Mallmann gerettet wurde. Doch wenn sie ihre Rache vor 100 Jahren
begonnen hätte, hätte Mallmann sie nicht retten können, da
er ja "erst" seit 19 Jahren ein Vampir ist - und die Vampirwelt existiert
noch nicht mal so lange. Aber wenn sie in der heutigen Zeit schon mal einen
vergeblichen Versuch gestartet hat - warum wissen Donald Hurley und Sarah
Redgrave nichts davon? Außerdem sagt Hurley - der ja scheinbar nach
seiner Pensionierung nach Stoneway gezogen ist, dass er die Geschichte von
Galina nicht kennt. Dann kann er John und Jane aber zeigen, wo ihre
Überreste begraben liegen
Und die titelgebenden Vampirtränen - die zwei Mal fließen, wobei
jedes Mal behauptet wird, dass Clara etwas Besonderes sein muss - spielen
später im Roman überhaupt keine Rolle mehr
Darum geben ich
statt vier "nur" drei Kreuze. Schmunzeln musste ich, als Clara von Justine
aus dem Haus geworfen wird und Jane dies als "Clara war die Flucht gelungen"
bezeichnet
;o) Und dass John Sinclair als Engländer Spiegeleier
zum Frühstück zum ersten Mal in Deutschland kennen gelernt hat,
kann ich auch nicht glauben
Besonderheit:
John denkt zum ersten Mal darüber nach, ob Justine "nur" eine Halbvampirin
ist.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein interessantes Cover, wenn auch nicht sehr gruselig. Aber das Gesicht
der Vampirin wirkt sehr faszinierend. Auf dem Cover heißt der Roman
übrigens "Vampir-Tränen", während in der Vorschau und auf
der Seite 3 "Vampirtränen" steht.
Coverbewertung: