John Sinclair Nr. 1474: Der Schnitter
"Können Sie aufstehen? Können Sie aufstehen, Monsieur?" Da hatte
man mir eine gute Frage gestellt. Ich hörte die Stimme der Frau nah
und trotzdem so fern. Ich wollte aufstehen, aber es war so verdammt schwer,
wenn nicht sogar unmöglich. Das Blut in meinen Adern schien sich in
flüssiges Metall verwandelt zu haben. Es strömte durch meinen
Körper und ließ auch den Kopf nicht aus. Deshalb war ich auch
froh, ihn nicht anheben zu müssen. Kurz gesagt: Mir ging es schlecht!
Ich lag nicht nur am Boden, ich war auch am Boden. Die Schuld daran trug
ein verdammter Pfeil mit vergifteter Spitze. Abgeschossen durch ein Blasrohr.
Und dieser Pfeil hatte mich am Hals erwischt, wo er nicht stecken geblieben,
sondern abgefallen war, doch er hatte seine Wirkung leider nicht
verfehlt...
von Jason Dark, erschienen am 10.10.2006, Titelbild: E.J. Spoerr
Rezension
von Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
Die wiedererwachten John Sinclair, Dagmar Hansen und Harry Stahl verfolgen
die Spur von Mama Rosa und Sandrine Perrot bis nach Paris, wo sie mit dem
örtliche Kommissar Jean Voltaire zusammentreffen. Dabei erfahren sie
von einem Killer, der nur der Schnitter genannt wird und bereits fünf
Menschen getötet hat. Alle Opfer wurden in der Körpermitte zerteilt
und hatten meist etwas mit dem Drogenmilieu zu tun. Durch eine Kontaktperson
Voltaires erfahren sie, dass der Schnitter in einem Park, in denen eher
zwielichtige Gestalten verkehren, gesichtet wurde. Dieser unheimliche Killer,
eigentlich eine Art Zombie, der durch ein magisches Wasser gestählt
wurde, arbeitet für niemand anderen als Mama Rosa. In dieser Nacht soll
er zwei örtliche Drogenbosse töten, die sich auf einer kleinen
Insel auf einem See nahe des Parks treffen wollen, um ein Bündnis
einzugehen. Dies will Doc Alesi, ein senegalesischer Rauschgiftchef, verhindern
und hat dazu Mama Rosa angeheuert. Doch auch unsere Helden, die inzwischen
deren Leibwächter wieder überwältigt und ausgequetscht haben,
finden den Weg zu der Insel und trennen sich. Während Voltaire und John
die beiden Gangsterbosse retten können, deren Leibwächter jedoch
von dem Schnitter getötet werden, bekommen es Harry und Dagmar am Ufer
mit Mama Rosa und Sandrine Perrot zu tun. Doch die Deutschen können
die beiden mit den Beutewaffen der Leibwächter in Schach halten. Als
der Schnitter wieder auftaucht, schiessen sie auf ihn. Einge Kugeln treffen
ihn am Kopf, wodurch der Killer irritiert wird. Das nutzt der wieder
zurückgekehrte Geisterjäger aus und nimmt ihm die Sense ab, mit
der er den Schnitter vernichtet. Mama Rosa jedoch gibt nicht auf und greift
John mit einer magischen Schädelkette an. Als Sinclair sie mit dem Kreuz
attackiert, gehen die Totenköpfe in Flammen auf, wodurch die
Voodoo-Meisterin stirbt.
Meinung:
Hier eine Beschreibung des Schnitters aus der Vorschau zu diesem Heft: 'Ein
Geschöpf aus dem grausamen Panoptikum einer schwarzmagischen Voodoo-Welt.'
Soso, allerdings findet sich davon nun nichts mehr hier wieder. Dennoch ist
der Schnitter, der ja eigentlich so etwas wie ein Superzombie ist, ein
unheimlicher und interessanter Gegner, der diesmal auf eine etwas ausgefallene
Art vernichtet wird. Jetzt aber zum Roman selbst, der zwar nicht allzu
weltbewegend ist, den Vorgängerband aber meilenweit hinter sich lässt.
Dabei kommt die Handlung jedoch erst so richtig nach der 'Leserseite' in
Tritt, dann aber wird es doch, besonders auf und vor der Insel, recht
atmosphärisch und spannend. Zudem gibt es noch einige für
Sinclair-Verhältnisse recht harte Morde. Was den Pariser Kommissar angeht,
so hoffe ich doch, dass der noch einmal mitspielt, denn JD hat ihn ziemlich
sympathisch eingeführt. Tja, was wäre allerdings eine Rezi zu einem
JS-Roman, wenn es keine Logikfehler gäbe? Richtig, viel kürzer.
Denn zunächst einmal geht der Anschluss an den ersten Teil komplett
in die Hose: Während Pauline Perrot am Ende des letzten Bandes von Mama
Rosa und Konsorten auf die Kühlerhaube genommen und wieder auf die
Straße geschleudert wird, ist sie hier putzmunter und von der kurzen
Luftreise wird kein Sterbenswörtchen erwähnt. Schließlich
hätten wir noch Mama Rosa, die zwei Leibwächter hat und passenderweise
sogar als Voodoo-Mutter bezeichnet wird. Warum zum Henker (ja, ich weiß,
das hatte ich in der letzten Rezi schon mal...) wird dann nicht einmal in
einem Nebensatz Erzulie erwähnt? Warum führt der Autor so eine
neue Figur überhaupt ein, wenn er sie sofort wieder verschwinden
lässt? Das ist mir dann doch etwas übel aufgestossen. So bleibt
es diesmal bei drei Kreuzen, denn an die letzten beiden Zweiteiler reicht
dieser Doppelband nun wirklich nicht heran. Bleibt nur die Frage offen, ob
wir nochmal etwas von Sandrine Perrot hören werden, denn ihr Schicksal
dürfte jetzt etwas kontrovers werden. Ach ja, und wie wärs mal
wieder mit einer Trilogie - oder mehr?
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Nun ja, genauso wie auf dem Cover dargestellt wird der Schnitter beschrieben.
Unheimlich ist es jedoch nicht sonderlich und der Spoerrsche Stil sagt mir
eben einfach nicht zu...
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Mama Rosa und Sandrine Perrot sind entkommen und haben John Sinclair, Harry
Stahl und Dagmar Hansen durch Gift ausgeschaltet. Mit Hilfe von Sandrines
Mutter kommen die drei wieder auf die Beine. Über das Internet finden
sie heraus, dass eine Mama Rosa in Paris Hilfe in besonderen Lebenslagen
anbietet. Der Begriff "Schnitter" in diesem Zusammenhang lässt John
stutzig werden. Durch Interventionen von Seiten seines Chefs Sir James Powell
erfährt Sinclair, dass in Paris mehrere Morde verübt wurden, die
auf das Konto des sogenannten "Schnitters" gehen, einem Phantom, dass seine
Opfer in der Mitte durchschneidet. In Paris wendet sich John an den
französischen Kollegen Jean Voltaire, der die Fälle bearbeitet.
Ein V-Mann des Kommissars sieht den Schnitter zusammen mit einer Frau in
der Nähe eines Parks, der für Treffen von Gangstern bekannt ist.
John, Harry, Dagmar und Kommissar Voltaire treffen auf die beiden
Leibwächter, die sie schon aus Südfrankreich her kennen und
können diese überwältigen. Von einem der Muskelpakete erfahren
sie, dass der Schnitter zwei Drogenbosse töten soll, damit jemand die
Herrschaft über die Drogenszene an sich reißen kann. Voltaire
und Sinclair machen sich auf den Weg zu dem Treffpunkt, während Dagmar
und Harry als Rückendeckung zurückbleiben. Schon bald kommt es
zur ersten Konfrontation mit dem Schnitter, einem lebenden Toten, der selbst
gegen Kopfschüsse gefeit ist ...
Meinung:
Der zweite Teil schlägt eine komplett neue Richtung ein, was allein
durch den Schauplatzwechsel offenkundig wird. Es ist bereits geraume Zeit
her, dass John einen Fall in Paris lösen musste, um so interessanter
ist dieser Tatort, gehört Paris doch zu den interessantesten Städten
Westeuropas. Sandrine Perrot und der Voodoo-Zauber spielen nur noch eine
untergeordnete Rolle und werden im Prinzip nur am Rande erwähnt. Den
Hauptteil bestreiten Mama Rosa und ihr Geschöpf. Der Schnitter als
Überzombie ist ein recht interessanter Charakter, auch wenn seine
Vorgeschichte kaum bekannt wird. Die Morde sind für einen Sinclair-Roman
schon sehr brutal, obwohl die Opfer nach dem üblichen Schema
ausgewählt werden und wie so oft in den Romanen von Jason Dark dienen
die Leibwächter als Kanonenfutter. Im Sinclair-Universum ist der Beruf
des Bodyguards die undankbarste Aufgabe und endet fast immer mit dem Tod.
Eine Erfahrung die auch Purdy Prentiss' Lebensgefährte Eric LaSalle
machen musste. Dass John die Spur Mama Rosas über das Internet aufnimmt
ist alles andere als neu und wenig originell. Man muss sich wundern, wie
oft der Autor auf das Medium Internet zurückgreift, um die Protagonisten
auf die richtige Fährte zu bringen, obwohl Jason Dark oft genug betont,
dass er selbst keinen Computer besitzt. Wünschenswert wäre es gewesen,
wenn mehr Gewicht auf den weiteren Lebensweg von Sandrine gelegt worden
wäre, immer hin drehte sich der gesamte erste Teil um ihre Person. Der
Puppenzauber wird überhaupt nicht mehr angewendet und auch der Unfall
von Sandrines Mutter, die am Ende des ersten Teils von dem Auto angefahren
wurde, wird mit keiner Silbe erwähnt. Die Szenerie zum Ende hin, als
John und sein Kollege die Drogenbosse beschatten und die Leibwächter
von dem Scnitter angegriffen werden wurde sehr gruselig und unheimlich
beschrieben und schockt durch die brutale Tötungsart des Untoten. Der
Begriff "Zombie" wird im Zusammenhang mit dem Schnitter auch kein einziges
Mal erwähnt. Die Dialoge sind zum Teil gelungen zum anderen Teil aber
auch sehr abgehackt und stockend und wirken einfach deplaziert. Dass der
V-Mann des Kommissars eine Tunte ist, ist mal etwas neues. Als unnötig
erwies sich aber die Beschreibung der Tunte zum zweiten Mal, als Mama Rosa
sie befragte, denn der Leser wusste schon mit wem er es zu tun hat und Mama
Rosa kannte sie auch. Reine Zeilenschinderei. Leider nur ein sehr
durchschnittlicher Abschluss des Doppelbandes. Hätte man die
Charakterisierung der Sandrine Perrot noch etwas ausgeweitet und auch den
Feldzug des Schnitters verlängert wäre ein spannender Dreiteiler
aus der Story geworden, so reicht es insgesamt zu einem durchschnittlichen
bis guten Zweiteiler. Sehr sympathisch war Kommissar Voltaire, der in diesem
Roman hoffentlich nicht seinen letzten Auftritt hatte.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Jean Voltaire, Kommissar in Paris.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein sehr unheimliches und gruseliges Titelbild von Spoerr. Die Zweiteilung
des Gesichtes und der Blick der geschlitzten Pupille vermitteln ein echtes
Gänsehaut-Gefühl.
Coverbewertung: