John Sinclair Nr. 1472: Wahnsinn in Manhattan
Allmählich verlosch an den Seitenwänden das Licht. Dunkelheit breitete
sich in dem bis auf den letzten Platz besetzten Theatersaal aus. Gespannt
warteten die Zuschauer auf den Beginn des Stücks. Ein leichter Windhauch
fuhr durch den Saal. Vorn, auf der breiten, erhöhten Bühne, bewegten
sich die Falten des dunkelroten Vorhangs. Noch blieb er geschlossen, aber
das allmähliche Verlöschen des Lichts hatte den Menschen angezeigt,
dass es nicht mehr lange dauern würde, bis das Stück begann...
von Jason Dark, erschienen am 26.09.2006, Titelbild: Maren
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Als John Sinclair und Suko mit der U-Bahn zur Arbeit fahren, macht der Zug
eine Notbremsung, und die beiden Geisterjäger erfahren, dass der
Zugführer etwas auf den Schienen gesehen hat: eine junge Frau, eine
Skelettgestalt und im Hintergrund das Panorama von New York mit dem abgeschlagen
Kopf der Freiheitsstatue auf der Straße. Kurz darauf sehen auch John
und Suko dieses Bild in einem U-Bahntunnel und bevor die Frau wieder
verschwindet, teilt sie John noch mit, dass sie Susan Walters heißt.
Glenda Perkins findet heraus, wo Susan wohnt und von deren Mitbewohnerin
erfahren die Geisterjäger, dass die junge Frau ein Theaterstück
namens Wahnsinn in Manhattan' sehen wollte und seitdem verschwunden
ist. Doch noch während sich John und Suko in der Wohnung aufhalten,
taucht Susan dort auf und will ihre Mitbewohnerin Dora mit in die Welt des
Todes nehmen, in der sie sich nach ihrer Aussage aufgehalten hat. Als John
sie mit dem Kreuz berührt, fällt sie in Ohnmacht und hat außerdem
noch ein entstelltes Gesicht. Am Abend besuchen John und Suko das Theater,
in dem der Wahnsinn in Manhattan aufgeführt und treffen auf einen jungen
Australier, dessen Freundin ebenso wie Susan Walters verschwunden ist. Im
Theater taucht dann vor dem apokalyptischen Bühnenbild, das eher wie
ein Hologramm wirkt, der Tod auf und erklärt John, dass der Blick auf
die zerstörte Freiheitsstatue ein Blick in die Parallelwelt der Engel
ist. Bisher hat der Tod fünf Frauen entführt, denen er so zeigen
wollte, was Luzifer mit unserer Realität vorhat. John schließt
das Tor mit dem Silberkreuz und vernichtet anschließend auch den Tod.
Meinung:
Also, grundsätzlich war dies wieder mal ein spannender Roman mit einer
phantasievollen Handlung. Ein Theaterstück, bei dem Menschen in eine
andere Dimension entführt werden, erinnert dazu noch stark an den Klassiker
"Kino des Schreckens"
(Band
61). Allerdings - und das fällt bei Jason Darks Romanen öfter
auf - ist hier das Motiv mal wieder sehr fragwürdig. Da geben sich die
Dämonen die Mühe, ein Theaterstück zu initiieren, dass einen
Blick in ihre Parallelwelt zeigt, in der die Freiheitsstatue zerstört
wurde, nur um zu zeigen, was in unserer Welt noch passieren soll? Mit dem
gleichen - oder wahrscheinlich noch viel weniger - Aufwand könnten sie
doch in unserer Welt für den Schrecken sorgen, den sie für die
Zukunft geplant haben. Besonders schade finde ich, dass meiner Meinung nach
die Thematik der Parallelwelt nicht richtig ausgenutzt wurde. Es wird zwar
in einem Halbsatz erwähnt, dass John schon mal so seine Erfahrung mit
dieser Welt gemacht hat, aber trotzdem wirkt es auf mich, als habe er noch
nie groß mit der Parallelwelt zu tun gehabt. Aber da mich der Roman
ansonsten gut unterhalten hat und besonders die Szene mit der Notbremsung
sehr gut geschildert wurde, gibt es auf jeden Fall gute drei Kreuze.
Übrigens, die Abteilung Alzheimer hat auch wieder zugeschlagen: auf
Seite 33 heißt es: "Ich stellte mich vor und vergaß auch Suko
nicht." Das gleiche macht er dann eine Seite später, nämlich auf
Seite 34: "Damit es nicht so unpersönlich blieb, nannte ich unsere Namen."
Interessant ist auch, dass Susan Walters einen "geblühten Rock" getragen
hat. Ob man den von irgendeiner Pflanze pflückt? ;o)
Besonderheiten:
Zeitpunkt der Handlung: Sommer 2006, keine konkrete Angabe.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt den Tod vor dem Kopf der Freiheitsstatue. Mir gefällt
das Cover sehr gut, auch wenn es wirkt, als sei der Skelettmann einfach vor
den Hintergrund gepappt worden.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Als Suko und John mit der U-Bahn zur Arbeit fahren leitet der Zugführer
eine Notbremsung ein. Angeblich habe er den abgeschlagenen Kopf der
Freiheitsstatue auf den Schienen liegen sehen, davor stand ein Skelett.
Panikerfüllt rennt der Mann in den Schacht. Die Geisterjäger folgen
ihm und treffen ebenfalls auf die bizarre Szenerie. John trifft dabei auf
eine Frau, die zu diesem Bild gehört und sich als Susan Walters vorstellt.
Nachforschungen ergeben, dass Susan sich ein Theaterstück mit dem Titel
"Wahnsinn in Manhattan" angesehen hat. John und Suko sehen sich das Theater
an und treffen auf einen jungen Mann, der seine verschwundene Freundin sucht.
Scheinbar hat sich das Skelett schon mehrere Frauen aus dem Publikum geholt.
Er braucht sie für die Parallelwelt, um ihnen zu zeigen, welche Macht
Luzifer hat, und wie er die Welt der Menschen verändern wird. John macht
dem Spuk mit seinem Kreuz ein schnelles Ende.
Meinung:
Warum der Wahnsinn in Manhattan nicht leibhaftig in New York spielt, ist
wohl am ehesten mit dem heiklen Thema zu erklären. Da der Roman unmittelbar
nach dem 11. September erschienen ist, war es dem Autor wohl zu riskant,
den Kopf der Freiheitsstatue in den Dreck zu schmeißen, auch wenn es
nur im Roman und dort in einer Parallelwelt geschieht. Schade nur, dass somit
auch ein weiterer Auftritt von Abe Douglas verloren geht, der kaum noch mitspielt
und schon fast so vergessen wurde wie Mandra Korab. Die Story selbst erinnert
stark an
Band
61 "Kino des Schreckens", nur dass jenes Heft damals ungleich spannender
war. John und Suko halten sich einmal mehr mit sinnlosen Spekulationen auf
und auch das Verhör der Freundin von Susan Walters und die Aktion im
U-Bahntunnel wurden zu sehr in die Länge gezogen. Dem Leser eröffnen
sich zudem mehr Fragen als beantwortet werden. Mehr noch, die Herren Polizisten
scheinen sich gar nicht zu wundern, weshalb die Szene in der U-Bahn erscheint.
Auch die Motivation des Skeletts ist hanebüchen wie selten. Er will
den Frauen zeigen, wie ihre Zukunft nach Luzifers Vorstellung aussehen wird.
Dazu braucht man sich nur die Nachrichten anzusehen, dann weiß man
was Sache ist. Die Idee mit der Parallelwelt, die scheinbar schon vergessen
wurde, ist gar nicht schlecht gewesen, auch wenn es letztendlich an der Umsetzung
haperte. Mit dem Skelett, der ständig als Tod tituliert wird, tritt
sogar ein reinrassiger, wenn auch namenloser Dämon auf, wobei ich das
Erscheinungsbild als Skelett, schon als sehr einfallslos einstufe. Weshalb
nur Frauen entführt wurden wird genauso wenig offenbart und das Finale
ist als solches gar nicht vorhanden. Kreuz raus, alles vorbei. Positiv sind
allein einige Kommentare von John die richtig erfrischend wirken. Vor allem
als er ins Büro kommt und zu Suko und Glenda sagt, dass ein Typ von
der Stadt bei Sir James anrief, wegen der Aktion in der U-Bahn und John ganz
trocken meint, was für eine "Pfeife" der Typ war. Solche Worte aus dem
Mund des biederen Oberinspektors zu hören ist schon ungewöhnlich.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt genau die Szene, wie sie auch im Theaterstück zu sehen
war. Vom Stil her sehr ordentlich und atmosphärisch. Der Hintergrund
wurde wohl dem Film "Die Klapperschlange" entnommen, wo auf einem Plakat
ebenfalls das Motiv der gestürzten Freiheitsstatue zu sehen ist. Allerdings
wirkt der Tod wie nachträglich eingefügt.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Der Hintergrund des Titelbilds des John Sinclair Nr. 1472 wurde stark vom
Film "ESCAPE FROM NEW YORK" mit Kurt Russel in seiner Rolle als Snake Plissken
inspiriert. Die Szenerie, die Gebäude, bis hin zu den Strassenlaternen
sehen fast gleich aus wie auf dem Cover der DVD zum Film, selbst die Bruchstellen
am Hals der Freiheitsstatue sind identisch: