John Sinclair Nr. 1470: Der Wechselbalg
Das Gewitter hatte die Welt in eine Hölle verwandelt! Blitze zuckten
wie Speere aus einem Himmel, der aus einer kochenden und brodelnden Masse
bestand. Die heißen, schwülen Tage waren schrecklich gewesen.
Menschen und Tiere hatten gleichermaßen darunter gelitten, und jetzt
öffnete die Natur ihre Schleusen. Selbst gläubige Menschen hätten
dieses Unwetter für ein Strafgericht Gottes halten können, das
über die Welt kam, um den Beginn des Jüngsten Gerichts
anzukündigen. Die Welt war zu einer grauen, krachenden und heulenden
Hölle geworden. Durch den starken Regen verschwamm alles. Starke
Orkanböen wuchteten die langen Regenschleier heran, und obwohl die Nacht
noch längst nicht angebrochen war, hatte die Dämmerung das Regiment
übernommen. Nur die starken Blitze hatten noch die Kraft, diesen Hexenkessel
zu durchdringen. Ansonsten existierten keine Unterschiede mehr...
von Jason Dark, erschienen am 12.09.2006, Titelbild: Natale
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
John Sinclair und Suko werden von einem Kollegen, dem Polizisten Wayne Rooney,
zum Gut seiner Eltern gerufen, weil dieser dort ein seltsames Wesen vorgefunden
hat: einen Jungen, der Flügel auf dem Rücken hat! Gedanken an Carlotta
und das Labor des Professor Elax sind da ganz natürlich, doch dieser
Junge, der Seth heißt, hat einen ganz anderen Hintergrund: er ist ein
Wechselbalg und wurde vom Engel Metatron geschaffen. Danach wurde er einer
menschlichen Familie untergeschoben, die ihn großgezogen hat. Nun will
Metatron ihn zurück in sein Reich holen, doch Seth ist vor ihm und seinen
gesichtslosen Helfern geflohen. John testet den Jungen mit dem Kreuz. Die
weißmagische Waffe vernichtet Seth zwar nicht, hinterlässt aber
einen Abdruck auf seiner Handfläche. Dann taucht Metatron persönlich
auf, um Seth mit sich zu nehmen. John stellt sich ihm entgegen, als
plötzlich Seth auf ihn zuspringt und ihn mit dem Kreuzabdruck in seiner
Hand attackiert. Metatron spürt, dass er seine Schöpfung verloren
hat und verbrennt Seth mit magischem Feuer. Danach lässt sich der ehemalige
Erzengel auf keinen Kampf mit John mehr ein und verschwindet.
Meinung:
Auch wenn dieser Roman kaum Handlung aufweist, hat er mir sehr gut gefallen.
Es ist kein Gruselroman, sondern eher ein Mysterythriller, bei dem zuerst
die Frage nach Seths Herkunft und seines Schöpfers im Vordergrund steht.
Dabei gibt es wirklich unheimliche Szenen, z.B. das Gespräch mit Wayne,
als Seth seine Verfolger spürt und zu dem Polizisten sagt: "Ich kann
sie spüren. Sie übernehmen das Haus'. Was besonders unheimlich
wirkt, weil man als Leser zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung von Metatron
hat. Wo ich gerade bei Metatron bin - wenn ich mich nicht irre, war dies
sein dritter Auftritt in der Serie nach dem
Band
1221 Geschäft mit der Angst' (04.12.2001) und dem Taschenbuch
286
Der Blutengel' (Februar 2005). Und nachdem er in Band 1221 in einer
menschlichen Tarngestalt und im Taschenbuch 286 nur als Stimme aufgetaucht
ist, erscheint er in diesem Roman zum ersten Mal in seiner wahren Gestalt.
Die Begegnung mit dem ehemaligen Erzengel ist gut inszeniert, und einen ganz
besonderen Pluspunkt gibt es für den Schluss als Seth sich mit dem
Kreuzabdruck auf Metatron stürzt. Jetzt hoffe ich nur, dass es nicht
wieder etwas mehr als drei bzw. eineinhalb Jahre dauert, bis er seinen
nächsten Auftritt hat. Bei dem Namen Seth denken John und Suko nur an
den ägyptischen Gott und bringen den Namen mit dem Bösen in Verbindung.
Dabei kommt der Name auch als dritter Sohn von Adam und Eva in der Bibel
vor. Einen kleinen Fehler gibt es in diesem Band auch: wie schon in
Band
1367 Serum des Satans' wird Professor Elax in diesem Band wieder
Ilax genannt.
Besonderheiten:
3. Auftritt von Metatron.
Zeitpunkt der Handlung: Sommer 2006, keine konkrete Angabe.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt Seth. Der Keuschheitsgürtel wird im Roman zwar erwähnt,
allerdings nicht erklärt. Die Mundfessel kommt im Roman nicht vor. Das
Bild selbst gefällt mir gut, weil es so realistisch gemalt ist und durch
den Gesichtsausdruck des Jungen eine unheimliche Stimmung vermittelt.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Der Polizist Wayne Rooney findet in seinem Elternhaus nahe London einen
Waisenjungen mit Flügeln auf dem Rücken. Der Junge namens Seth
hat Angst vor namen- und gesichtslosen Verfolgern. Rooney informiert sogleich
John und Suko. Als diese Eintreffen haben auch schon die Gesichtslosen
angegriffen und sind im Begriff Rooney zu töten und den Jungen zu
entführen. John vernichtet eine der Gestalten mit dem Kreuz, während
die andere flüchtet. Als die erste Aufregung sich gelegt hat, berichtet
Seth, wer hinter ihm her ist: Nämlich niemand anderes als - Metatron
...
Meinung:
Der Roman beginnt sehr unheimlich mit einem richtigen sommerlichen Unwetter
und erinnert damit stark an das Taschenbuch "Belial", dass ebenso anfing.
Die dunklen Engel scheinen ein Faible für Gewitter zu haben, was John
später ja auch betont. Die Begegnung zwischen Seth und Rooney wurde
allerdings viel zu langatmig geschildert. Das sprachliche Geschick des Autors
lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Abgesehen von seinen sonstigen
Lieblingswörtern "verdammt" und "perfekt", wird im Zusammenhang mit
Seth das Nomen "Phänomen" gleich neunmal verwendet. Besonders
auffällig wird es wenn dieses Wort viermal innerhalb von drei Spalten
zu lesen ist. Die Dialoge wirken oftmals abgehackt und künstlich,
darüber hinaus verwendet Dark sehr seltsame Beschreibungen. So schildert
er die schwarzen Wolken über dem Bauernhaus folgendermaßen: "Sie
passten nicht ins Bild. Sie waren einfach anders. Sie sahen aus, als wären
aus den Wolken Rollos nach unten gezogen worden." Der Auftritt Metatrons
hingegen ist ein echtes Highlight, auch wenn Johns Kreuz wie so oft zu
allmächtig ist. Als Engel, der einst auf Gottes Seite stand, könnte
Metatron ruhig resistenter gegen den Talisman sein. Das Schicksal des zweiten
Jungen, der gegen Seth getauscht wurde, wurde zu lapidar behandelt. König
bei einem Eingeborenenvolk im Dschungel gehört in die untere Schublade
der Trivialität. Dieser Umstand wird allerdings durch ein bitteres und
überraschendes Ende wettgemacht.
Besonderheiten:
Dritter Auftritt von Metatron.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Sehr realistisch und atmosphärisch gezeichnet. Der triste Hintergrund
wirkt dabei in keinster Weise einfallslos. Einzig das Motiv ist absolute
Geschmackssache und trifft den meinen nicht vollends.
Coverbewertung: