John Sinclair Nr. 1468: Tanz im Totenreich
Wie schön kann der Tod sein - wie schön... Ich sehe die Wiese,
ich rieche den Duft der Blumen, ich genieße die klare Luft, und ich
kann tanzen - tanzen - tanzen... Marietta war glücklich in dieser
wunderbaren Umgebung, in die sie hineintanzte. Wenn sie ihr Gefühl für
diese Umgebung hätte beschreiben müssen, wäre stets das Wort
Frieden herausgekommen. Diese Welt war erfüllt mit Frieden, und sie
tanzte hinein. Aber das konnte nicht sein. Ich bin tot!, dachte sie. Ich
lebe nicht mehr. Und trotzdem kann ich tanzen und die Welt genießen.
Es war ein schöner Tod, der sie tanzen ließ und sie in eine besonderes
Welt gebracht hatte, wobei sie plötzlich an das Paradies dachte...
von Jason Dark, erschienen am 29.08.2006, Titelbild: E.J. Spoerr
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Auf dem Nachhauseweg nach einem Kneipenbesuch erscheint John Sinclair eine
junge Frau in einem weißen Kleid, die ihn auf einen Vergewaltiger
aufmerksam macht. John kann die Vergewaltigung verhindern, doch die junge
Frau ist verschwunden. Kurz darauf erscheint sie in seiner Wohnung und offenbart
dem Geisterjäger etwas Unglaubliches: Marietta Abel, so ist der Name
der jungen Frau, war eine Tänzerin, die vor einigen Monaten von einem
Amokläufer getötet. Doch auf ihrem Weg ins Totenreich wurde sie
aufgehalten, und zwar von einer Gestalt, die auch John bekannt ist: Raniel,
der Gerechte! Er hat Marietta aufgehalten und als Geist auf die Erde
zurückgeschickt, damit sie John zur Seite steht und gleichzeitig von
ihm etwas über den Kampf gegen das Böse lernt. Am nächsten
Tag erscheint Marietta in Johns Büro und teilt dem Geisterjäger
mit, dass auch ihr Mörder, der Amokläufer Eric Walcott, der damals
von der Polizei getötet wurde, aus dem Jenseits zurückgekehrt ist.
Marietta befürchtet, dass Walcott sich an ihrer Familie vergreifen will,
die am folgenden Tag eine Gedenkfeier für die junge Frau abhalten will,
da ihr Todestag dann genau ein halbes Jahr her ist. Als John und Suko am
Landhaus der Walcotts auftauchen, war Walcott schon da und hat Brian Abel,
einen von Mariettas Brüdern getötet. Tom Abel, Brians Zwillingsbruder,
berichtet, dass Walcott auf der Suche nach Marietta war, die dann ebenfalls
erschienen ist. Walcott hat seine Maschinenpistole auf das Mädchen
abgefeuert - was Marietta allerdings nicht vernichtet hat. Daraufhin sind
beide Geister verschwunden. Dann taucht plötzlich eine neue, unbekannte
Gestalt auf: ein Skelettreiter auf einem Schimmel, der eine Sense mit einem
aufgespießten Totenkopf in der Hand hält
Meinung:
Grundsätzlich finde ich die Idee der "Geisterpraktikantin" durchaus
originell - doch leider wird dieser Einfall erst regelrecht tot geredet (bis
Seite 45, als Eric Walcott auftaucht, passiert praktisch gar nichts - es
wird immer nur alles wiederholt, was schon mal gesagt wurde). Allein das
Gespräch, als sich Marietta John vorstellt, wird endlos in die Länge
gezogen. Zuerst redet Marietta von "Wesen", die sie zurückgeschickt
haben, dann rückt sie irgendwann mit dem Begriff "Engel" raus - aber
bis sie dann zu Raniel kommt, vergehen nochmals endlose Zeilen. Dabei weiß
sie genau, wer John und ist, und dass er Raniel kennt. Aber dem
Geisterjäger gleich zu sagen, wer sie geschickt hat, wäre ja auch
zu einfach
Dass Marietta dann nur geschickt wurde, um Walcott auszuschalten
- also ein persönliches Motiv - macht in meinen Augen die
"Geisterpraktikantin" sofort wieder zunichte. Denn die Rückkehr von
Geistern aus persönlichen Gründen ist doch schon ein klassisches
Gruselmotiv, dass mit der augenzwinkernden Idee eines Lehrlings aus dem Jenseits
nicht mehr viel zu tun hat. Raniel selbst taucht in diesem Roman nicht auf
- mal sehen was noch kommt. Und wieder komme ich zu einem Fazit, dass ich
schon öfter gezogen habe: aus dem Thema hätte man bestimmt einen
interessanten Einzelroman machen können, doch für einen Zweiteiler
wurde alles wieder zu sehr ausgewalzt. Auch der Titel "Tanz im Totenreich"
ist total daneben. Um ihn zu rechtfertigen, wurden wohl die ersten beiden
Seiten geschrieben - meiner Meinung nach völlig
überflüssig
Besonderheiten:
Erster Auftritt der "Geisterpraktikantin" Marietta Abel.
Zeitpunkt der Handlung: Sommer 2006, nach dem Ausscheiden der englischen
Fußballmannschaft in der WM.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
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Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das E. J. Spoerr-Motiv wurde auch auf dem Gaslicht-Taschenheft Nr. 33 verwendet.
Allerdings fehlte dort die Reflektion des Gesichts im Wasser: