John Sinclair Nr. 1416: Blutrausch
Er spürte noch immer den messerscharfen Wind in seinem Gesicht, der
ihm beinahe die Haut von den Knochen gefressen hätte. In seinen Ohren
klang das triumphierende Lachen des Vampirs nach, und in seiner Nase hielt
sich weiterhin der eklige Leichengestank der beiden Monsterghouls. Das war
Vergangenheit. Kein Flugwind, auch kein Lachen, und es gab diesen widerlichen
Geruch ebenfalls nicht mehr. Das war vorbei, das lag hinter ihm. Nur
allmählich kam Marek, der Pfähler, zur Ruhe.
Teil 3 von Jason Dark, erschienen am 29.08.2005, Titelbild: Del Nido
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Will Mallmann verschleppt Frantisek Marek aus der Vampirwelt wieder nach
Petrila, wo er den Pfähler schrittweise, durch mehrere Bisse zum Vampir
machen will. John und seine Freunde, die unverrichteter Dinge zurück
nach London gereist sind, vermuten ebenfalls, dass sich Dracula II nach
Rumänien abgesetzt hat. Sie fragen Justine, ob sie etwas von Mallmanns
Plänen weiß, doch die blonde Bestie muss passen. Also bleibt den
Gefährten nichts anderes übrig als sich von Glenda erneut teleportieren
zu lassen. Doch auch Assunga greift ein und versetzt Justine Cavallo nach
Petrila, um ihrem Erzfeind keinen Sieg zu gönnen und den Tod von Marlene
zu rächen. Der Kampf um das Dasein von Frantisek Marek beginnt...
Meinung:
Ein grandioses Finale für einen wirklich gelungenen Dreiteiler. Mallmann,
alias Dracula II, kehrt wieder zu alter Form zurück und auch der Pakt
mit Saladin gewinnt immer mehr an Bedeutung, auch wenn dessen Auftritt in
diesem Roman nur dazu diente Marek kurz abzulenken, in dem er ihn hypnotisiert,
damit er Saladin die Handschellen abnimmt, die ihm Suko verpasst hat. Für
alle, die den Roman nicht kennen und sich die Spannung nicht verderben lassen
wollen, gilt ab hier höchste SPOILERGEFAHR!!!
In diesem Roman endet nämlich der jahrelange Kampf des Pfählers
auf wirklich tragische Art und Weise. Für mich als Fan des sympathischen
Vampirjägers war es schon sehr mitreißend zu erleben, wie Mareks
schlimmste Angst Wirklichkeit wurde, denn durch Mallmanns Perfiden Plan musste
er bewusst miterleben, wie er selbst zum Blutsauger wurde. Als Fan des
Supervampirs allerdings gönne ich Dracula II den Sieg, der ihm endlich
wieder Auftrieb gibt und die Niederlagen der letzten Jahre wieder ein wenig
ausgleichen zumal er seine Vampirwelt ja wieder zurückerobert hat. Auch
für unseren Siegertypen John ist dieser Dreiteiler eine klare Niederlage,
da täuscht auch nicht die Vernichtung einiger blutleerer Vampire und
zweier Ghouls hinweg, denn die zwei Hauptziele dieser Aktion, Marek zu befreien
und Dracula II zu vernichten, hat er nicht erreicht. Leider weist auch dieser
Roman einen fetten Logikfehler auf, denn als John und Suko von den Helfern
Mallmanns attackiert wird und diese vernichtet werden, zerfallen sie zu Staub,
was bedeutet, dass es schon sehr alte Vampire waren. Es wird erwähnt,
dass sie aus der Vampirwelt stammen, was eigentlich nicht sein kann, denn
bei dem Angriff des Schwarzen Tods wurden schließlich alle Blutsauger
vernichtet, und selbst wenn noch welche entkommen wären, hätten
die Ghoulwürmer oder die Drachenvögel kurzen Prozess gemacht. Ich
kann mir höchstens vorstellen, dass sie Saladin aus irgendeinem entlegenen
Teil der Welt mitgebracht hat, aber besser hätte ich es gefunden, wenn
es Opfer des Supervampirs gewesen wären, die er in der Zwischenzeit
in Petrila gefunden hat. Ein dicker Pluspunkt dieses Romans gebührt
dem einbinden des Vampir-Pendels in die Geschichte und die Szenen, in denen
Marek erleben musste, dass ihn seine Waffe jetzt selbst als Vampir betrachtet,
ist schon ergreifend gewesen. Ebenso wie das tragische Finale, als John seinen
jahrelangen Freund als blutgierige Bestie erleben muss, und ihm nichts anderes
übrig bleibt, als ihn zu erlösen. Das tröstet selbst über
Johns künstliche, cholerische Anfälle gegenüber Justine hinweg,
wobei der letzte vollkommen gerechtfertigt war. Auf jeden Fall gehört
dieser Dreiteiler zu den Highlights der Serie und beendet damit das Kapitel
des Pfählers, den viele Leser in ihr Herz geschlossen hatten. Innerhalb
einer Zeitspanne von 1383 Heften jagte der ehemalige Schmied den Blutsaugern
hinterher. In 31 Heften und 11 Taschenbüchern erlebte der Pfähler
Siege und Niederlagen und insgesamt unterstützte er John und seine Freunde
in umgerechnet 29 Fällen (dabei wurden Zwei- und Dreiteiler als ein
Fall gerechnet). Bei einem Gesamtwerk von 1416 Heften und 293
Taschenbüchern kommt einem das plötzlich gar nicht mehr so viel
vor. Ein Beweis mehr dafür, wie einfühlsam Jason Dark diesen Charakter
beschrieben hat und wie gut die Figur des Pfählers bei den Lesern ankam.
Marek war eben ein Original und verkörperte in den John-Sinclair-Heften
den klassischen Vampirjäger. Für mich hat Marek ein tragisches,
aber kein unwürdiges, Ende gefunden. Denn an einem Gegner wie Mallmann
zu scheitern ist keine Schande, und schließlich war Marek nie der Typ
der in einem Bett an Altersschwäche sterben würde. Er hätte
immer wieder den Pfahl zur Hand genommen. So bleibt zum Abschluss nur zu
sagen:
Farewell, old friend.
Besonderheiten:
Frantisek Marek wird von Dracula II schrittweise zum Vampir gemacht.
Justine Cavallo übergibt John Sinclair Mareks Pfahl.
John nimmt das Vampir-Pendel an sich.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Mit viel Fantasie könnte man die Gestalt als Dracula II angehen, auch
wenn dieser nicht so eine Matte hat. Aber dieses Cover ist unbestritten genial,
deshalb volle Kreuzzahl, auch wenn in dem Roman gerade Halbmond ist und nicht
Vollmond.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Als Vorlage für die Figur vom Titelbild wählte sich Del Nido hier
den Charakter Eric Draven aus dem Film "The Crow" (USA, 1994). Dargestellt
ist der Protagonist in der typischen Lederkluft und in der für diese
Filmfigur so charakteristischen Pose mit ausgespreizten Armen, welche an
die ausgebreiteten Flügel einer Krähe erinnern sollen. Del Nido
hat die Figur dann für das Titelbild-Motiv vor allem im Bereich des
Gesichts noch ein wenig abgeändert, trotzdem erkennt man den Ursprung
noch eindeutig: