Der Hexer Nr. 3: Cthulhu lebt
Necron erwachte. Seine Lider hoben sich, aber der Blick der dunklen, fast
pupillenlosen Augen dahinter blieb leer. Es dauerte lange, bis sich seine
Brust in einem ersten, mühsamen Atemzug hob. Während der letzten
Tage hatte er nicht geatmet. Sein Herz hatte nicht geschlagen, und seine
Haut war so kalt gewesen wie der Fels, auf dem er lag. Jeder Arzt hätte
seinen Tod festgestellt. Und doch - er lebte!
von Wolfgang Hohlbein, erschienen am 14.05.1985, Titelbild: Michael Whelan
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Necron findet sich nach fünftägiger Trance in einer Felsenkammer
unterhalb seiner Drachenburg wieder. Er hat die fremden Dimensionen jenseits
von Zeit und Raum bereist und wird vom Auftauchen einer Inkarnation Cthulhus
(des Obersten der GROSSEN ALTEN) überrascht. Dieser erklärt ihm,
dass er sich dessen sehr wohl bewusst ist, das Necron ihn zu betrügen
versucht, um seine eigene Macht zu vergrößern, und dass er das
sogar zum Teil in Ordnung findet. Von dieser Begegnung gezeichnet und beeindruckt
beschließt Necron mit zehn seiner besten Drachenkrieger nach England
aufzubrechen und dort endgültig mit Robert Craven Schluß zu machen.
Der Held (oder Antiheld) der Serie ist mittlerweile nach den aufreibenden
Ereignissen in Arkham und Innsmouth, nach England zurückgekehrt, um
dort endgültig das Erbe seines Vaters anzutreten. In diesem Fall das
finanzielle und eigentumsrechtliche Erbe, wobei Dr. Gray, seines toten Vaters
Anwalt, ihm hilfreich zur Seite steht. Robert bezieht das riesige und unheimliche
Haus seines verblichenen Erzeugers - am Ashton Place 9 gelegen - und wird
sogleich mit einer Reihe unheimlicher Ereignisse konfrontiert. Dröhnende
Laute, die offensichtlich nur er hören kann, herabstürzende
Kronleuchter, die ihn und Howard (der auch zugegen ist) beinahe zerschmettern,
ein geheimnisvoller Krieger mit Schwert, der aus dem Nichts aufzutauchen
scheint und noch einige andere Dinge, beanspruchen den Jung-Hexer praktisch
von der ersten Sekunde an. Hinzukommt, dass Robert seine Priscylla wieder
trifft, die immer noch unter den Auswirkungen ihrer Verschmelzung mit Lyssa
zu leiden hat, und deren Geisteszustand nach wie vor besorgniserregend ist.
Zu allem Überfluß ereilt Robert dann auch noch durch Howard eine
schlimme Kunde aus den USA. Die Miscatonic-Universität ist angegriffen
worden, Shannon verschleppt, Rowlf schwer verletzt und verantwortlich zeichnen
sich dafür Krieger, die ebenso geheimnisvoll gewandet waren, wie der,
der über ihn und Howard hergefallen ist. Für Howard ist offensichtlich
worum es geht.
Necron - von dem Robert bis dato noch nie etwas gehört hat - hat mit
seinen Kriegern die Universität angegriffen und versucht an die dort
aufbewahrte Abschrift des NECRONOMICON zu kommen. Der Angriff in London verfolgte
das Ziel Roberts Ausgabe in die Finger zu bekommen. Howard möchte das
Buch sichern, doch Robert erklärt ihm, dass er es bereits gut versteckt
hat und weigert sich, seinem Freund zu erklären wo dieses Versteck
liegt.
Am Abend erfolgt ein weiterer Angriff und wieder kann Robert sich nur
mühevoll gegen die Attacken eines Kriegers Necrons erwehren. Plötzlich
ist Rowlf da und rettet ihn, obwohl er doch schwerverletzt sein soll. Robert
ist konsterniert und dann erklärt ihm der hinzugekommene Howard auch
noch, dass Rowlf und er sich eigentlich eben noch in Arkham aufgehalten haben
und mittels eines TORES, wie es Andara aus gelegentlich nutzte, nach England
übergewechselt sind. Dieses Tor - eine häßliche alte Standuhr
im Andara-House am Ashton-Place - steht offen und plötzlich taucht ein
Doppelgänger Howards auf, der sie alle mit einer Waffe bedroht und die
Sache noch verfahrener und verwirrender macht. Doch der Höhepunkt der
Auseinandersetzung ist noch längst nicht erreicht. Die Situation kippt
endgültig ins chaotische Grauen, als ein gigantischer Shoggote sein
häßliches Haupt erhebt und ebenfalls in den Kampf eingreift.
Meinung:
Holla! Ich gebe zu, das hört sich alles kompliziert an, aber der Roman
liest sich gut weg und ist durch die Bank weg spannend. Wolfgang Hohlbein
mixt hier ein paar - evtl. zu viele - Zutaten zusammen, behält aber
die Übersicht und fertigt dann doch einen handwerklich gelungenen und
atmosphärischen Roman an. Endlich wird Andara-House am Ashton-Place
9 eingeführt, welches von diesem Band an das heimatliche Domizil des
Hexers werden soll. Auf einer späteren Leserbriefseite erklärt
Wolfgang Hohlbein ja, dass der Ashton-Place in London gar nicht existiert
und er mit dieser Adresse etwas schaffen wollte, dass der legendären
"Bakerstreet 221b" ähnelte. Ist ihm gelungen! Das Haus ist in den Ablauf
des Romans ebenfalls unmittelbar involviert, wie sich zum Ende hin klärt
und bildet eine düstere Kulisse für dieses Horror-Kammerspiel (wie
ich es mal nennen möchte).
Das Ende des Romanes (so viel kann ich ja mal verraten) bleibt offen, weshalb
hinter dem Wort "Ende" eigentlich ein "des ersten Teils" zu erwarten gewesen
wäre, aber irgendwie scheint das untergegangen zu sein. Egal, saubere
Arbeit, die den Siegeszug dieser Serie fortführt.
Besonderheiten:
- Robert bezieht Andara-House am Ashton Place 9 in London
- Robert wird nun offiziell Erbe seines Vaters
- Erster Auftritt von Cthulhu
- Die alte Standuhr im Andara-House offenbart sich als Zugang ins Transportsystem
der GROSSEN ALTEN
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Oje, über das Cover möchte ich nicht allzuviele Worte verlieren.
Es passt überhaupt nicht zum Roman (wohl eher zu einer Sci-Fi-Story)
und hat auch nichts mit der darin beschriebenen Handlung zu tun. Das Monster
könnte (eventuell, mit ganz viel gutem Willen und stark zusammengekniffenen
Augen) Cthulhus winzig kleiner, unbedeutender Bruder "Cthuli" sein. Nichts
von der Brillanz des Romans kommt darin zu tragen. Sehr Schade!
Coverbewertung: