|
Der Kegel des Scheinwerfers erfasste Carlo Carisi, als er die Bühne
der Metropolitan Opera in New York City betrat. Sein Gesicht war bleich wie
das eines Toten, der Mund wirkte wie ein dünner Strich. Die Augen waren
blutunterlaufen und vermittelten den Eindruck tödlicher Erschöpfung.
An Skelettfinger erinnernde Hände umklammerten den Hals der Violine
und den Bogen. Sie zitterten so sehr, dass man kaum glauben konnte, dass
dieser Mann im Stande war, auch nur einen einzigen sauberen Ton auf seinem
Instrument hervorzubringen.Das Publikum hielt den Atem an. In diesem Augenblick
hätte man in der Met buchstäblich eine fallende Stecknadel hören
können. Carlo Carisi, der vielleicht größte Violinen-Virtuose
aller Zeiten, war auf die Bühne zurückgekehrt. Jahre der Abstinenz
lagen zwischen seinem letzten Auftritt und dem heutigen Tag. Dutzende von
Kritikern saßen mit gespitzten Bleistiften im Publikum, um das Spiel
Carisis zu zerreißen. Die meisten von ihnen glaubten, dass der große
Maestro seine besten Zeiten lange hinter sich hatte.
![]() |