Grusel-Schocker Nr. 8: Vögel des Todes
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"Ich hatte heute nacht eine grauenvolle Vision!" erzählte Julian Llagostera
seinen Freunden. Während er diese Worte sprach, gruben Furcht und Entsetzen
tiefe dunkelgraue Falten in das ausgetrocknete Gesicht des Hellsehers. Er
hatte nicht zum erstenmal eine Mitteilung "von drüben" - wie er zu sagen
pflegte - erhalten, doch keiner der in der kleinen, finsteren Hütte
Anwesenden konnte sich erinnern, daß den Alten eine Nachricht jemals
so tief getroffen hatte. "Was war das für eine Vision, Julian?" fragte
Luis Peralta, der Metzger, ein kerniger Mann mit roten Hängebacken und
riesigen Händen. Llagostera richtete seine dunkelbraunen Augen
ängstlich auf ihn. Sein Gesicht zuckte. Seine schmale Brust hob und
senkte sich rasch. Die Aufregung machte ihm zu schaffen. "Böse Dinge
werden geschehen, sage ich euch. Das Grauen wird in unser Dorf kommen. Es
wird sich hier niederlassen, wird sich ausbreiten und wird von hier aus ganz
Spanien überfluten!"
von A.F. Morland, erschienen am 07.12.1999, Titelbild:
Kandemiroglu
Dieser Roman erschien erstmals 03.12.1974 als GK
Band
64
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Tony Ballard wird von seinem Bekannten, dem Großindustriellen Tucker
Peckinpah gebeten, nach Spanien zu reisen, da dort dessen Frau Rosalind
während eines Urlaubs spurlos verschwunden ist. Tony macht sich in
Begleitung seiner Freundin Vicky Bonney - die gegen seinen Willen mitfliegt
- auf den Weg und stößt auf die Spur eines Dämons namens
Paco Benitez, der sich in einen Geier verwandeln kann. Er wird in den Legenden
des Dorfes Torroella Der Blutgeier' genannt. Benitez haust auf einer
Burg in den Bergen und sammelt dort in einem gläsernen Totem Menschenblut,
um sich der Gunst des Teufels zu vergewissern. Auch Rosalind Peckinpah wurde
sein Opfer und lebt nicht mehr. Ein erster Versuch, den Blutgeier zu stellen
schlägt fehl. Als schließlich fast alle Männer des Dorfes
zum Castell Montgri aufsteigen, um Benitez zu vernichten, richtet der Blutgeier
mit seinen sechs Vasallen, die er inzwischen geschaffen hat, ein schreckliches
Gemetzel unter ihnen an. Im Besitz des verstorbenen Hellsehers Julian Llagostera
findet sich ein Pergament, in dem Tony den Weg zur Vernichtung des Blutgeiers
sieht: er muss das gläserne Totem zerstören. Der Blutgeier
entführt Vicky Bonney, während Tony noch einmal zum Castell
hinaufsteigt, um den Dämonenjäger von seinem Vorhaben abzubringen.
Doch es gelingt ihm, Benitez abzulenken und das Totem zu zerstören.
Benitez wird von der riesigen Hand des Asmodi in die Hölle geholt.
Meinung:
Auch in diesem dritten Tony-Ballard-Abenteuer geht es ganz schön rund.
Dabei handelt es sich um einen reinen Actionplot, in dem wild gemetzelt wird,
damit der Blutgeier sein Totem mit Menschenblut füllen kann. Als fast
die gesamte männliche Einwohnerschaft des Dorfes vor dem Castell
getötet wird, konnte ich mir vorstellen, warum in den siebziger Jahren
schnell der Jugendschutz vor der Tür stand
:o) Dass der Blutgeier
unerkannt in Menschengestalt im Dorf Torroella gelebt hat, sollte vielleicht
ein rätselhaftes Element in die Geschichte bringen. Allerdings war für
meine Begriffe der "Aha-Effekt" nicht gegeben, als Benitez sich als Dr. Rivera
entpuppte, weil der bis dahin so gut wie gar keine Rolle spielte. Alles in
allem ein typischer Grusel-Roman "von früher"
:-)
Besonderheit:
Erster Auftritt von Paco Benitez.
Erster Tony Ballard-Roman in der Ich-Form.
Tony Ballard beschließt, den Polizeidienst zu quittieren und wird von
Tucker Peckinpah finanziell unterstützt.
Die Erstauflage dieses Romanes erschien erschien am 03.12.1974 als
Gespenster-Krimi
Band
64.
Ein weiterer Nachdruck dieses Romans erschien am 04.05.2004 in JOHN SINCLAIR
Special
Band
16.
2 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Im Gegensatz zur Erstausgabe dieses Romans im Gespenster-Krimi kann man bei
diesem Bild wenigstens einen Zusammenhang mit dem Roman herstellen... :o)
Paco Benitez verwandelt sich ja in einen riesigen Geier, allerdings gibt
es kein Skelett, das auf den Geiern fliegt. Ansonsten finde ich das Bild
gut gezeichnet; es strahlt eine gewisse Atmosphäre aus.
Coverbewertung:
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Der Hellseher Julian Llagostera warnt die Bewohner und Freunde aus dem kleinen
spanischen Ort Torroella de Montgri vor der Rückkehr des Teufelsdiener
Paco Benitez. Dieser wurde einige hundert Jahre zuvor von einem furchtlosen
Priester - der selber dabei ums Leben kam - vertrieben. Tatsächlich
hat Llagostera recht, denn besagter Benitez dringt in derselben Nacht noch
bei dem verarmten Hellseher ein, tötet ihn und verbrennt dann sein Haus.
Tony Ballard ist zwischenzeitlich bei dem reichen Großindustriellen
Tucker Peckinpah zu Gast. Peckinpah berichtet, das seine junge Frau Rosalind
zur Zeit Urlaub in --- tada --- Torroella de Montgri macht, aber leider halten
ihn selber wichtige Geschäfte, die er nicht aufschieben kann, in England
fest. Rosalind Peckinpah geht in Spanien ihrer Abenteuerlust nach und besucht
das Castell Montgri, in welchem vormals Paco Benitez gehaust haben soll und
es kommt, wie es kommen muß. Benitez schnappt sich die junge Frau,
quält sie grausam und tötet sie, in der Gestalt eines gewaltigen,
pechschwarzen Blutgeiers. Ihr Blut läßt er in ein gewaltiges Glastotem
fließen, welches er vollständig füllen muß, wenn er
tatsächlich Satans vollkommene Anerkennung gewinnen will. Tucker Peckinpah
informiert Tony Ballard einige Zeit später vom Verschwinden seiner Frau
und der Inspektor beschließt der Bitte des Industriellen - sich dieser
Sache anzunehmen - sofort nachzukommen. Gemeinsam mit Vicky Bonney (grmpf!!)
fliegt er nach Spanien und beginnt Informationen zu sammeln. Währenddessen
geschehen weitere Morde! Unter anderem sterben die Tochter des
Bürgermeisters von Torroella de Montgri - Carmen Fuente - und dessen
Freund, den Stierkämpfer Fernando Cordobes, den Benitez vorher noch
in den Wahnsinn treibt. Auch ihr Blut füllt das Totem mehr und mehr.
Tony startet einen Versuch das Castell gewissermaßen zu erstürmen,
doch Benitez magische Kräfte trocknen ihn beinahe vollkommen aus und
zerschunden stürzt er den Berghang hinab. Er überlebt zwar, kann
aber nicht verhindern, daß fast alle Männer des Ortes sich
zusammenfinden und das Castell abbrennen wollen. Dieser Plan schlägt
fehl. Sieben Geier - Benitez hat sich mittlerweile Verstärkung beschafft
- stürzen sich auf die Männer und töten viele von ihnen. Tony
Ballard ist niedergeschlagen und läßt sich in der Bar des Hotels
vollaufen, wo er auf Manuel Alvarez, einen Freund des toten Hellsehers trifft.
Dieser zeigt ihm eine Metallkassette, in der Llagostera die letzten
Aufzeichnungen des mutigen Priesters aufbewahrte. Diese offenbaren - in
lateinischer Schrift - wie Benitez zu vernichten ist. Tatsächlich muß
man das Totem vernichten, um dieses zu erreichen. Mit neuem Mut gewappnet,
begibt sich Tony Ballard abermals ins Castell, nachdem die Geier davongeflogen
sind, um sich neue Opfer auf einem Volksfest in einem Nachbarort zu suchen.
Benitez, der sich einen jungen Arzt im Ort, als Wirtskörper ausgesucht
hat, entführt Vicky (grmpf!!) und im Gewölbe unterhalb des Castells
kommt es zum Endscheidungskampf mit Tony Ballard. Ballard kann das Totem
natürlich zerklopfen und Benitez, sowie seine sechs Gefolgsleute, die
sich gerade auf einen Menschenmenge stürzen wollen, werden vernichtet.
Eine gigantische Teufelsklaue aus Rauch und Dampf durchbricht den Boden und
reißt den toten Benitez mit sich in die Tiefe. Zurück in London
bietet der erschütterte Tucker Peckinpah Tony seine Partnerschaft an.
Er soll seinen Dienst bei der Polizei quittieren und - unterstützt vom
Vermögen und den Beziehungen des Industriellen - den Kampf gegen das
Böse weiterhin aufnehmen und noch ausdehnen. Tony Ballard willigt ein!
Meinung:
Beginnen wir mal mit dem Positiven! Die Rahmenhandlung wird vorangetrieben.
Endlich erreichen wir den Punkt, in dem Tony Ballard und Tucker Peckinpah
ihre erfolgreiche Partnerschaft begründen. So, das war es dann auch
schon, denn was uns A. F. Morland (upps, damals ja noch Mortimer!) hier
unterbreitet ist ehrlich gestanden, harter Tobak. Zwar schreibt er hier zum
ersten Mal in der Ich-Form, was sehr zu begrüßen ist, aber die
mangelnde Qualität des Romans nicht wettmachen kann. Zugegeben der Anfang,
in dem Llagostera seine Warnung verkündet und der Teil in dem Rosalind
Peckinpah gefangengenommen und getötet wird und auch die Idee Benitez'
den armen Fernando Cordobes in den Wahnsinn zu treiben, ehe er ihm das
Lebenslicht ausbläst, sind gelungen, aber dafür sind die Teile,
in denen es um Tony und Vicky (die wieder einmal nichts besseres vor hat,
als als Geisel herhalten zu müssen, deswegen: grmpf!) echte Rohrkrepierer.
Die Sache, wo Benitez den wackeren Tony mit einer Art magischer Sonnenhitze
zu rösten versucht ist zwar mal was anderes, aber irgendwie will es
mir einfach nicht gefallen. Außerdem empfand ich die Szene, in der
Tony sich mit Tequila vollaufen läßt, sternhagelvoll den armen
Manuel Alvarez beschimpft und später sogar verbal gegen Vicky vorgegangen
sein soll, verstörend und trug nicht gerade dazu bei das Sympathiebild
dieses - noch jungen - Romanhelden zu untermauern. In Ordnung, auch ein
Dämonenjäger hat seine Schwächen, aber irgendwie fehlte dem
Autor damals noch der entscheidende Griff, um die Charakterisierung Ballards
voranzutreiben, weshalb er wahrscheinlich etwas experimentierte, was aber
schiefging. Tony Ballard als volltrunkenen Prollmotzer, ne Danke, darauf
kann man echt verzichten. Überhaupt wurde in diesem Roman von Seiten
Mr. Ballards dem Alkohol ziemlich häufig zugesprochen. So berichtet
Tony auf Seite 16: "Ich rauche zwar nicht (wissen wir, Tony, wissen wir!),
aber das Trinken finde ich lebenswichtig, ohne deshalb gleich Anspruch auf
den Titel Säufer erheben zu wollen." Na ja, vielleicht willst du nicht
gerne diesen Titel erheben, aber andere könnten schon auf die Idee kommen.
- Seite 19: Nach der Ankunft im Hotel "...die Hotelbar aufzusuchen, um in
aller Ruhe einen Drink zu nehmen...." --- es stellt sich heraus, daß
es sich dabei um Sangria handelt (Seite 21).
- Seite 22: Tony bestellt nach dem ersten Angriff Bentiez zwei Barcadi...ohne
Eis!
- Seite 23: Tony und Vicky kippen zwei Drinks bei Dr. Jess Rivera.
- Dieselbe Seite: Tony und Vicky trinken mit Fernando Cordobes Tequila.
- Seite 24: nach einem Essen mit Manuel Alvarez gibt es leichten Rotwein
für alle.
- Seite 48: Nach dem Tod der mutigen Männer, die das Castell stürmten,
läßt Tony sich mit Tequila richtig vollaufen.
- Seite 52: Tony ißt ein Sandwich, um bei Kräften zu bleiben und
trinkt hinterher....Wein aus der Flasche.
Dabei belasse ich es mal! Ich selber bin zwar auch kein Kostverächter
in Bezug auf alkoholische Genüsse, aber wenn ich wüßte, daß
ich eventuell einem Dämon im Kampf begegnen werde, würde ich mich
mit diesem Teufelszeug, egal ob es sich um Tequila, Sangria oder einfachen
Wein handelt, schwer zurückhalten. Allein das, was Tony von Seite 19
bis 24 verkonsumiert (wir reden hier von nicht mal einem Tag) würde
ausreichen, um mich, zumindest bei der Witterung, in Tiefschlaf zu versetzen
oder wie einen Idioten lallend und wankend herumtaumeln zu lassen. Ich denke,
Mortimer hätte gut daran getan, seinen (noch so unerfahrenen) Helden
etwas abstinenter auftreten zu lassen. Aber mal im Ernst, der Roman verliert
nicht nur wegen dieser vielen Drinks an Qualität, sondern er ist einfach
zu unausgegoren und streckenweise zu vorausberechenbar. Hier ist lediglich
eine durchschnittliche Bewertung fällig.
Besonderheiten:
Tony Ballard und Tucker Peckinpah werden Partner.
Erster Tony Ballard-Roman in Ich-Form.
2 von 5 möglichen Kreuzen:

Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Der Großindustrielle Tucker Peckinpah vermisst seine im Urlaub verschollene
Frau Rosalind und bittet Inspektor Tony Ballard um Hilfe. Der macht sich
mit seiner Freundin Vicky Bonney sofort auf die Reise nach Torroella de
Montgri/Spanien. Dort ist der einst verfluchte Teufelsdiener Paco Benitez
in seinem Castell Montgri erwacht und schafft sich anhand des Blutes menschlicher
Opfer eine Armee von 'Blutgeiern', um zum großen Schlag gegen die Menscheit
auszuholen. Während Tony sich zu dem magisch gesicherten Castell
abkämpft, fasst Benitez schon ein neues Opfer ins Auge: Vicky Bonney!
Meinung:
Ich finde es immer wieder ungewohnt, wenn in einem südlichen Land ein
Gruselroman spielt. Irgendwie passt das nicht! Doch vielleicht ist gerade
das der Reiz an diesem Roman, der sehr flüssig zu Lesen ist und mit
dem Gegner Paco Benitez doch eine Figur mit Ausstrahlung aufweisen kann.
Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum Vicky Bonney eigentlich mitgereist
ist, da sie in bisher jedem TONY-BALLARD-Roman in Gefahr geriet und doch
spätestens nach dem letzten Abenteuer
(GS 4) bedient sein dürfte. Ist
das die berühmte Liebe, die Vicky immer mit Tony ziehen lässt?
Besonderheiten:
Subserie: Tony Ballard 03
- erster Auftritt von Tucker Peckinpah, einem Großindustriellen
- Rosalind Penkinpah, Tuckers Frau, wird vom Blutgeier Paco Benitez
getötet
- Tony und Tucker gehen einen Pakt ein, um gegen alles dämonische
anzukämpfen
4 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Hier stimmen die Geier und die Ruine gut mit dem Roman überein, auch
das flüchtende Päarchen passt sowie die Coveratmosphäre. Doch
was soll der Sensenmann auf dem einen Geier?
Coverbewertung: