Gordon Black Nr. 5: Eine Braut für Dracula
Sie hatten ihn in eine Falle gelockt und ihm einen bezahlten Killer geschickt.
Als er starb, hatte er dennoch das beste Geschäft seines Lebens gemacht
und andere Art von Unsterblichkeit erlangt. Der Preis dafür erschien
ihm lächerlich gering. Jede Woche eine Braut für den Fürsten
der Blutsauger. Das war annehmbar. Dafür besaß er das Wohlwollen
seines unheimlichen Gönners und hatte Muße, sich seiner
fürchterlichen Rache an jenen hinzugeben, die ihm den Killer geschickt
hatten. Er fühlte sich sicher, er war ein gehorsamer Diener Draculas.
von Horst W. Hübner, erschienen 1982
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Der Streifenpolizist Ed Sheldon wird bei seiner nächtlichen Patrouille
in Greenwich Village durch ein schauerliches Heulen auf das verlassene Haus
des Wissenschaftlers Prentiss aufmerksam. Als er das Gebäude betreten
will, wird er von einer Fledermaus attackiert, die nicht nur die
Größe eines Menschen besitzt, sondern auch den Kopf eines Mannes.
Sheldon entkommt dem Angriff mit knapper Not und einer leichten Verletzung.
Im Haus selbst findet er die Leiche der bekannten Broadway-Tänzerin
Debbie Brian, die beinahe wie mumifiziert aussieht. Am Schrecklichsten ist
jedoch, dass sie zu leben und Ed Sheldon anzusehen scheint. Der Streifenpolizist
ist dem Wahnsinn nahe und flüchtet in die gegenüberliegende
Theaterkneipe von Hank Watkins. Der ist zufälligerweise ein guter Bekannter
von Gordon Black, den er sofort anruft. Während Sheldon bei der alarmierten
Mordkommission seine Aussage macht, trifft der erfolgreiche New Yorker Anwalt
bei Hank Watkins ein. Sheldon macht am Fundort der Leiche eine weitere
grauenhafte Beobachtung. Er sieht wie die Polizeiärztin Dr. Pamela Womack
der Toten ihr Blut zu trinken gibt. Black erklärt Sheldon schließlich,
dass Debbie Brian bereits die dritte Frauenleiche ist, die in einer solchen
Verfassung aufgefunden wurde. Die ersten beiden toten Frauen, sind nach kurzer
Zeit spurlos aus dem Leichenschauhaus verschwunden und wurden danach mehrfach
lebendig gesehen. Allerdings wussten die ermittelnden Polizeibeamten auch
zu berichten, dass mit den Frauen eine seltsame Veränderung vor sich
gegangen ist. Sie seien lichtscheu gewesen und hätten ihre Wohnungen
komplett abgedunkelt. Ed Sheldon findet heraus, dass in allen Fällen
Dr. Womack die zuständige Polizeiärztin gewesen ist. Gordon Black
stattet ihr im Polizeihauptquartier einen Besuch ab. Dr. Pamela Womack reagiert
mit blankem Hass und attackiert ihren Gegner ohne Umschweife mit Schwarzer
Magie. Black entgeht dem Angriff nur durch sein Hexenmesser, mit dem er
weißmagische Beschwörungen durchführt. Nun weiß Gordon
Black, wer sein Gegner ist. Doch Dr. Pamela Womack ist auch nur die Handlangerin
eines weitaus mächtigeren Teufels. Blad muss Gordon Black feststellen,
dass er und seine Partnein Hanako Kamara auf der Abschussliste von Dracula
stehen
Meinung:
Bislang ist es Gordon Black immer gelungen seine Gegner am Ende unschädlich
zu machen. In diesem Roman nun wurde der Versuch unternommen dem New Yorker
Anwalt und Geisterjäger einen wiederkehrenden Erzfeind gegenüber
zu stellen. Dass hierfür ausgerechnet der omnipräsente König
der Vampire, Dracula, herhalten musste, ist nicht unbedingt ein Ausbund an
Kreativität, birgt andererseits jedoch eine Menge Potenzial, das
bekanntermaßen nicht genutzt werden konnte, weil die Serie letztendlich
eingestellt wurde. Obwohl der Roman vor Worthülsen und Stilblüten
nur so wimmelt ("Ed Sheldon strauchelte und stürzte längelang hin"),
gelingt es Horst W. Hübner dennoch eine düstere Atmosphäre
zu entwickeln. Allein die Szene, in der Debbie Brian aus ihrer Leichenstarre
erwacht und Ed Sheldon voller Gier ansieht, ist von spürbarer, gruseliger
Dichte. Ein riesiges Manko ist allerdings die fehlende Dramaturgie, denn
um Gordon Black und Hanako Kamara bangt man in keiner einzigen Sekunde. Kommt
einer der beiden in Schwierigkeiten wird irgendein obskures Hexenmesser oder
ein Dogu gezückt. Wenn das nicht hilft wird noch schnell eine
weißmagische Formel gemurmelt oder ein Amulett mit Wolfskraut angefertigt.
Und schließlich gibt es ja noch die Dämonenpeitsche, diese ultimative
Waffe, deren Einsatz selbst für ihren Anwender eine erhebliche Gefahr
darstellt. Da der Autor aber offensichtlich nicht gewillt war, seine Helden
mit Silberkugeln und Holzpfählen auszustatten muss eben jene Peitsche
herhalten. Mühe gegeben wurde sich mit der Hintergrundgeschichte, die
wirklich originell ist. Allerdings harpert es auch hier mit der Umsetzung,
denn wirklich große Probleme stellt die Beseitigung der Untoten nicht
dar. Immerhin schaffen es Gordon Black und Hanak Kamara nicht, alle Gegner
unschädlich zu machen. Unheimlich und beinahe schon klassisch ist auch
jene Szene, in der Gordon und seine Freundin im Keller des Prentiss-Hauses
auf die Polizeiärztin Dr. Pamela Womack treffen und den Leib Draculas
in einer Kühltruhe finden. Leider bleibt der titelgebende Fürst
der Vampire blaß und farblos und entwickelt keinerlei Profil. Seine
Bräute wirken da ungleich bedrohlicher und ernstzunehmender. Die
Anschläge auf die Größen der New Yorker Unterwelt und die
Verbindungen zwischen den Vampir-Bräuten und den Gangsterbossen vermitteln
ein gewisses Krimi-Flair. Gerade hier wurden bedauerlicherweise, wohl aufgrund
des begrenzten Umfangs, jede Menge Möglichkeiten verschenkt.
Fazit: Dracula in New York. Die Allianz zwischen dem König der Vampire
und der Mafia wurde interessant und stimmungsvoll umgesetzt, wirkt aber
stellenweise viel zu konstruiert, um gänzlich überzeugen zu
können und besitzt deutliche Schwächen in der Dramaturgie.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover ist eine schluderige Fotomontage, ohne jeglichen künstlerischen
Anspruch, geschweige denn Atmosphäre.
Coverbewertung:

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Dieses Motiv stammt ursprünglich vom Titelbild des Vampir-Horror-Romans
Nr. 383: