Gespenster-Krimi Nr. 587: Bücher, die der Satan schrieb

Gespenster-Krimi Nr. 587: Bücher, die der Satan schrieb


Das Licht der Petroleumlampe warf flackernde Muster an die Wände und schuf Leben, wo keines war. Ein muffiger Geruch hing in der Luft, und unter den Schuhsohlen der beiden Männer knirschten Unrat und staubfein zermahlene Glassplitter. Ein Spinnennetz wehte wie ein grauer Vorhang im Wind, und aus der Tiefe des Gebäudes drangen unheimliche, rasselnde Geräusche. Laute, die in der überreizten Phantasie Tremayns zu einem mühsamen schweren Atmen wurden. Er blieb stehen. Die Lampe in seiner Hand zitterte, und für einen Moment mußte er mit aller Gewalt gegen den immer stärker werdenden Zwang ankämpfen, einfach herumzufahren und zu laufen, so schnell und so weit er konnte, nichts wie weg; weg aus diesem verwunschenen, finsteren Haus, das ihm mit jedem Moment mehr wie ein gewaltiges feuchtes Grab vorkam ...


von Robert Craven, erschienen am 11.12.1984, Titelbild: Les Edwards

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Zwei junge Männer folgen einer eigenartigen Spur und finden ein altes Gebäude, in dem sie einen grausam entstellten Toten vorfinden, welcher an einem Tisch sitzt, auf dem sich ein Buch befindet. Tremayn nimmt dieses Buch an sich und beginnt darin zu lesen, obwohl es in einer Art von Schrift verfasst wurde, die er eigentlich nicht hätte kennen dürfen. Er beginnt sich auf erschreckende Weise während der nächsten Tage zu verändern und in den Bann dieses merkwürdigen Wälzers zu geraten. Sein Freund Gordon bekommt fürchterliche Angst um ihn und vor ihm. Inzwischen befinden sich Robert Craven, H. P. Lovecraft und Rowlf immer noch in Durness. Die zurückliegenden Ereignisse, bei denen es Roberts Vater - Roderick Andara -, unter dem Einfluß Yog-Sothoths stehend, gelang die Truhe mit den Büchern aus dem Wrack der LADY OF THE MIST an sich zu nehmen, zehren noch immer an dem jungen Hexer und Niedergeschlagenheit macht sich breit. In einer Kneipe in Durness erhoffen sie sich Informationen über geheimnisvolle Geschehnisse der letzten Tage und treffen auf einen Mann namens Sean, der ihnen von einer Witwe berichtet, deren Tochter auf rätselhafte Weise erkrankt ist. Die drei Männer folgen Sean, der vor kurzem erst nach Durness zog, zur Behausung der beiden Frauen und Robert muss erkennen, dass die Tochter von Mary Winden besessen ist. Obwohl er nicht genau weiß wie, kann er das Mädchen von seiner Besessenheit befreien und kehrt danach auf das Boot zurück, in welchem sie seit den zurückliegenden Ereignissen hausen. Wenig später führt Sean Gordon zu Robert und seinen Freunden, weil dieser sich einfach keinen anderen Rat mehr wußte, als sich jemandem anzuvertrauen. Er berichtet von der nächtlichen Exkursion, bei der Tremayn das Buch an sich nahm und von der entsetzlichen Metamorphose, die dieser durchmacht, seit er darin liest. Howard ist sich sicher, dass das erwähnte Buch eines aus der Kiste Andaras ist. Wahrscheinlich das Gefährlichste von ihnen. Das NECRONOMICON! Sofort wollen sich die Männer dorthin begeben, doch von See her werden sie von unbeschreiblichen Kräften angegriffen. Gordon stirbt dabei auf entsetzliche Weise und Sean führt Robert und seine Freunde zur Behausung Tremayns, wo sie diesen auch tatsächlich stellen können. Tremayn befindet sich mittlerweile vollkommen im Bann des NECRONOMICONS und berichtet den entsetzten Freunden, dass er die Großen Alten mittels dieses Buches in die Gegenwart zu holen gedenkt. Robert entfesselt Kräfte in seinem Inneren, die Tremayn töten und ihn befähigen das Buch an sich zu nehmen, doch dabei brennt das Haus ab. Aufgebrachte Bürger wollen daraufhin die Freunde lynchen und verfolgen sie zu ihrem Boot, wo Robert, Howard und Rowlf von der Menge überwältigt und unter Deck verbrannt werden sollen. Ihnen gelingt die Flucht vom vom Untergang geweihten Boot und nachdem sie an Land gelangen - Robert hat immer noch das NECRONOMICON bei sich - entpuppt sich Sean, der sie dort erwartet als Roderick Andara, der ihnen offenbart, dass er überhaupt nicht im Bann Yog-Sothoths stand, sondern dieses nur vortäuschte, um den Großen Alten zu täuschen und seinem Sohn eine Möglichkeit zu verschaffen, das gefährliche Nachschlagewerk in seinen Besitz zu bringen. Andara entschwindet kurz darauf mit dem Hinweis, dass er jetzt, da dies vollbracht ist, seinem Sohn vorerst nicht mehr direkt beistehen kann.


Meinung:
Auch dieses Mal kann Hohlbeins Weiterführung des Storybogens um Robert Craven überzeugen. Wiederum entführt der Meister der Phantastik den Leser wieder in einen wilden, aber sehr unterhaltsamen und atmosphärisch Dichten Mix aus Grusel, Action und Horror. Die Szenen, in denen Robert das .... Ding aus Sally vertreibt oder in denen er sich Tremayn stellt, sind dermassen intensiv geschrieben, dass es einen wirklich eiskalt den Rücken herunterläuft. Nur zwei Sachen gefielen mir nicht so recht. Zum einen das erneute Auftreten Roderick Andaras in einer anderen Gestalt. Zum anderen der Umstand, dass Andara seinen Sinneswandel im letzten Band nur vortäuschte. Die Sache mit der Verkleidung bzw. Verwandlung in die Gestalt des Sean erweckte so ein bißchen den Eindruck, dass Andara sich nach seinem Tod in so etwas wie einen sphärischen T-1000 verwandelt hat, der immer dann zur Stelle ist, wenn man ihn dringend benötigt. Und die Sache mit seinem vorgetäuschten Sinneswandel wollte mir nicht so recht gefallen, weil ich mir irgendwie nicht vorstellen kann, dass ein derart mächtiges Wesen wie Yog-Sothoth oder irgend ein anderer Großer Alter, sich so leicht täuschen lassen. Na ja, etwas haben diese beiden Punkte die Bewertung des Romans doch ausgebremst, doch dafür brilliert er mit einer tollen Eingangssequenz, in der Gordon und Tremayn auf diesen merkwürdigen Toten(?) treffen und mit dem ersten konkreten Auftritt des NECRONOMICONS innerhalb der Hexer-Romane.


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Mary Winden!
Erster Auftritt des NECRONOMICONS.
13 Große Alte werden in die diesseitige Sphäre gerufen!


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Eigentlich gefällt mir das Bild schon, doch Robert (oder ist es doch Andara) wirkt darauf m. E. zu alt. Der Hintergrund macht keinen besonders nachhaltigen Eindruck auf mich und deswegen vermittelt es keine nachhaltige Atmosphäre. Ist nicht mehr drin als


Coverbewertung:
2 Kreuze
Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Robert Craven befindet sich mit seinen Freunden Howard und Rowlf noch immer in Durness und kann es nicht verwinden, dass der Geist seines Vaters nun in Diensten des GROSSEN ALTEN Yog-Sothoth steht und die wertwollen Bücher verloren sind (s. Gespenster-Krimi Band 583 ‚Im Schatten der Bestie'). Darüber hinaus scheint es in Durness nicht mehr ganz geheuer zu sein, man hört von unheimlichen Vorfällen und seltsamen Erkrankungen in der Stadt. In einer Kneipe wollen der Hexer und seine Freunde mehr erfahren und treffen auf einen Mann namens Sean Moore, der sie zu seiner Vermieterin Mary Winden führt, deren Tochter auch eine der Erkrankten ist. Howard erkennt, dass sie von einem Teil Yog-Sothots besessen ist und Robert kann sie von dem GROSSEN ALTEN befreien, auch wenn er nicht genau weiß, wie das vonstatten ging. Kurz darauf macht Sean Robert und die anderen mit einem Mann namens Gordon bekannt, der berichtet, dass er und sein Freund Tremayn in einem unheimlichen Haus ein Buch gefunden haben, das in einer fremden Schrift geschrieben ist, Tremayn aber sofort in seinen Bann gezogen hat. Er behauptet, das Geschriebene verstehen zu können und hat dabei eine unheimliche Verwandlung durchgemacht, scheint mehr tot als lebendig zu sein. Howard befürchtet, dass es sich bei dem Buch um das sagenumwobene Necronomicon handelt, das in der Kiste Andaras war. Nach einem Angriff Yog-Sothoths, bei dem Gordon ums Leben kommt, erreichen Robert, Howard, Rowlf und Sean das Haus von Tremayn, der tatsächlich in den Bann des Necronomicons geraten ist. Er will mithilfe des magischen Buches einen Tunnel zwischen der Welt der GROSSEN ALTEN und der Gegenwart schaffen, damit die grausamen Götter die Erde wieder in Besitz nehmen können. Wie schon im Haus von Mary Winden handelt Robert nun mit einer ungeahnten Kraft und ohne wirklich zu wissen, was er tut. Er vernichtet Tremayn und nimmt das Necronomicon an sich. Dabei gerät das Haus in Brand und alle Bewohner sowie die der Nachbarhäuser erkennen die "bösen Zauberer", die seit einiger Zeit in Durness wohnen und verfolgen Robert und seine Freunde zum Hafen, wo das Boot ankert, auf dem sie seit der Flucht aus dem Hotel (s. Gespenster-Krimi Band 583 ‚Im Schatten der Bestie') leben. Es kommt zu Handgreiflichkeiten, in deren Verlauf einige Menschen aus Durness verletzt werden und als Höhepunkt das Wasser im Hafenbecken mit Petroleum angezündet wird, um Robert und die anderen zu töten. Plötzlich erstarrt alles Leben für einen Moment - selbst das Feuer und das Wasser - als sich ein Riss in der Wirklichkeit öffnet und den Weg für die GROSSEN ALTEN frei macht. Robert sie die schrecklichen Monster, die riesigen Tentakel und die unbeschreiblichen Wesen - doch dann schließt sich der Riss und der Hexer und seine Freunde stehen vor Sean. Der gibt sich nun zu erkennen - er ist niemand anderes als Roderick Andara. Er erklärt, dass er nie wirklich in der Gewalt Yog-Sothoths war, sondern den GROSSEN ALTEN nur getäuscht hat. Er war es auch, der Robert die Kraft gab, Sally Winden zu retten und das Necronomicon an sich zu bringen, weil nur so die Invasion der GROSSEN ALTEN, deren Beginn Robert kurz zuvor beobachtet hat, verhindert werden konnte. Allerdings haben es dreizehn der bösen Götter geschafft, die Zeiten zu überbrücken und in die Gegenwart zu gelangen. Diese dreizehn GROSSEN ALTEN gilt es nun zu finden und zu vernichten. Dabei muss Robert Craven ab sofort allerdings ohne die Hilfe seines Vaters auskommen, der Geist Andaras werde für längere Zeit nicht mehr eingreifen können.


Meinung:
Die gruseligen Szenen innerhalb des Romans sind wie gewohnt sehr gelungen; z.B. gleich zu Beginn, als Gordon und Tremayn das Necronomicon finden, oder als Robert die besessene Sally Winden rettet, aber so richtig konnte mich dieser Roman nicht überzeugen. So frage ich mich, wer der Tote war, bei dem das Necronomicon lag, wenn es von Roderick Andara dort platziert wurde. Außerdem scheint sich niemand mehr für den Verbleib der Kiste und der restlichen Bücher zu interessieren - der Titel spricht immerhin von ‚Büchern', auch wenn es hier im Roman nur um das Necronomicon geht. Wie Andara die Invasion der GROSSEN ALTEN stoppen konnte, wird auch nicht ganz klar, denn immerhin sollte das Necronomicon den Weg für die finsteren Götter öffnen und nicht verschließen. Und wenn Andara selbst so mächtig ist, wie er hier scheint, hätte er doch auch spielen mit Yog-Sothoth fertig werden können. Wenn er ihm schon vormachen kann, dass er in dessen Gewalt ist… 3 Kreuze sind aber auf jeden Fall drin, vor allem da man als Leser auch nun weiß, wohin der Weg der Serie geht.


Besonderheit:
Sechster Hexer-Roman.
Erster Auftritt von Mary Winden.
Der Seitenwechsel von Roderick Andaras Geist war nur eine Täuschung.
Eine Invasion der GROSSEN ALTEN wurde verhindert.
Dreizehn GROSSE ALTE haben den Übergang in die Gegenwart geschafft.
Dieser Roman wurde von Wolfgang Hohlbein geschrieben.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Tja, ist es Robert oder Andara? Das Gesicht sieht ja relativ alt aus. Durch den Schriftzug geht ein wesentliches Element des Bildes unter - der Geist der jungen Frau, die allerdings auch nicht im Roman vorkommt.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Dasselbe Bild wurde spiegelverkehrt für den Vampir Roman Nr. 427 aus dem Pabel-Verlag verwendet:

Vampir Horror-Roman Nr. 427: Der Dämonenjäger von Rom