Gespenster-Krimi Nr. 516: Der Psycho-Gigant
Um 22.37 Uhr bestiegen die drei Männer den Zug der Central Line. Von
Notting Hill Gate bis Oxford Circus war es fünf Stationen weit. Die
Männer wählten den Waggon unmittelbar hinter dem Triebwagen. Ihr
Platz war so ausgesucht, daß sie den gesamten Waggon überblicken
konnten. Um diese Uhrzeit waren nicht mehr sehr viele Menschen unterwegs.
Arthur Rotten, ein untersetzter Mittvierziger mit einem feisten Babygesicht,
beugte sich vor und warf einen Blick auf die übrigen
Fahrgäste.Abgesehen von seinen beiden Begleitern befanden sich acht
weitere Personen in dem Waggon. Gerade verließen sie Lancaster Gate.
Bis Oxford Circus würde sich die Zahl gewiß noch
verändern.
von Damian Fox, erschienen am 02.08.1983
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Drei Männer kidnappen einen U-Bahn-Waggon und stellen eine
Lösegeldforderung über 10 Millionen Pfund. Fred Stamper und Arthur
Rotten sind eigentlich nur kriminelle Kleinlinge, doch in Vrbindung mit dem
dritten Mann im Bunde - Humphrey Dumpey - werden sie zu einer echten Bedrohung,
denn Dumpey ist auch bekannt als "der Psycho-Gigant". Dumpey verfügt
über immense paranormale Fähigkeiten - allen voran Psychokinese
- mit der es ihm gelingen kann Menschen auf qualvolle Weise zu töten,
ohne sie anfassen zu müssen. Die Polizei ist ratlos und alle Versuche
zu intervenieren scheitern. Letztlich stirbt ein Polizeibeamter, der sich
selber mit dem Übernatürlichen beschäftigt hat und zumindest
ein wenig Gegenenergie zu Dumpey Macht aufzubringen in der Lage
war.
Inspector Foster von Scotland Yard besinnt sich jedoch eines Mannes, der
auf dem Gebiet des Okkulten noch bewanderter ist. Coogan, der Jäger
genannt, muss herangeschafft werden, um die Situation zu bereinigen. Der
Londoner Privatdetektiv hat soeben einen gefährlichen Fall beendet,
in dem es darum ging eine alleinerziehende Frau, deren Tochter und auch deren
Mutter vor einem Satansanbeter und dessen Anhängern zu schützen.
Coogan und sein Partner Caruso erklären sich bereit gegen Dumpey vorzugehen.
Foster wird gezwungen das Lösegeld persönlich zu übergeben,
weil Rotten den Polizeibeamten von früher her kennt und hasst, während
Coogan sich per Selbsthypnose darauf vorbereitet Dumpey gegenüberzutreten.
Auf diese Weise hofft der Detektiv in seinem Inneren ähnliche - wenn
auch bedeutend schwächere - Kräfte wie die Dumpeys zu erwecken.
Tatsächlich kann Coogan Dumpey wenig später davon überzeugen,
er sei ähnlich wie er und hofft so, weiteres Blutvergießen zu
verhindern. Er tut so, als wolle er sich Dumpey anschließen, dessen
Hass aus jahrzehntelanger Qual darüber erwachsen ist, dass er von anderen
verspottet und verhöhnt wurde. Tatsächlich scheint alles glatt
zu gehen. Dumpey lässt die Geiseln in der U-Bahn in Ruhe und will mit
Coogan und Foster zusammen die unterirdischen Schächte verlassen. Doch
es kommt anders!
Meinung:
Wenn ich bereits in meiner ersten
Coogan-Rezension geschrieben habe,
dass der Romanheld wie ein verkappter James Bond im
Dämonenjägermilieu daherkommt, so unterstreiche ich das in dieser
Rezi noch. Coogans Einstieg in diesen Roman erinnert an jene Teile der Bondfilme,
in denen 007 vor dem Vorspann einen Auftrag erfüllt, um sich danach
der eigentlichen Mission zu widmen. Sein Kampf gegen Martin Manray und seine
Anhänger ist lediglich das Vorkapitel zur Auseinandersetzung mit Dumpey
und steht in keinem Zusammenhang dazu. Spannend geschildert sind diese Ereignisse
aber dennoch und somit unterhält auch der zweite Coogan-Roman vortrefflich
bis
ja bis auf eine Kleinigkeit. Das der Autor Damian Fox aka Hauard
A. Weber auf die letzten 14 Seiten noch eine Zeitreise ins Jahr 1587
miteinbeziehen muss, wirkt recht verkrampft und dämpft den Lesefluss
etwas. Auch Dumpey merkwürdige Vorgehensweise in der Vergangenheit,
zunächst einen Mob auf Coogan und seine Freunde zu hetzen, diesen
später mit Golddublonen abzuspeisen und sich dann persönlich um
seine Gegner kümmern zu wollen, erscheint etwas planlos und vermittelt
den Eindruck, als hätte der Autor selber nicht so genau gewusst, was
er nun in der "guten alten Zeit" passieren lassen wolle. Auch der Umstand,
dass Coogan durch "Sammeln seiner geistigen Energien" die Zeitreise aufzuheben
und alle Beteiligten (außer Dumpey) in die Gegenwart
zurückzuführen vermag, enttäuscht ein klein wenig. Alles in
allem ist der Roman von einem spannenden Beginn, einem nicht minder aufregendem
Mittelteil und einem etwas "herbeigezauberten" Ende geprägt und fällt
im Verhältnis zum Erstling
ab.
Besonderheiten:
Martin Manrays erster (letzter) Auftritt?
Humphrey Dumpeys erster (letzter) Auftritt?
Erster Auftritt von Inspector Ben Foster.
Coogan entwickelt nach einer Selbsthypnose kurzzeitig psychokinetische
Kräfte.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Also dieses Machwerk gefällt mir irgendwie gar nicht so richtig. Es
passt nicht zum Roman, scheint einfach so aus irgendeiner redaktionellen
Mottenkiste hervorgeholt und somit in Ermangelung eines besseren Bildes als
Cover gewählt worden zu sein. Wenn es für einen Werwolf-Roman benutzt
worden wäre, hätte ich wenigstens noch zwei Kreuze gegeben. So
aber bleibe ich bei einem Kreuz.
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Titelbild des Gespenster-Krimi Romans wurde auch schon auf dem Cover
des spanischen Romans EL HORROR QUE NOS ACECHA von Robert Bloch verwendet:
Es war ausserdem auch schon auf dem Cover des spanischen Comics "FANTOM"
Nr. 19 abgebildet: