Gespenster-Krimi Nr. 147: Der Fluch des Pharao
Man schrieb das Jahr 1300 vor Christus. Die Stadt Theben bot im strahlenden
Licht der Augustsonne einen malerischen Anblick. Hier stand der prachtvolle
Palast des Arnenophis, des Zweiten. Als Pharao war er der absolute Herrscher
über Ägypten, dieses goldene Land an den Ufern des Nils, der ihm
Reichtum und Fruchtbarkeit bescherte. Eine unauffällig gekleidete Gestalt
löste sich aus dem Dunkel einer schützenden Hausmauer. Der
Ägypter mochte an die dreißig Jahre alt sein. Das dunkle,
sonnengebräunte Gesicht mit den scharf geschnittenen Zügen wirkte
ausdruckslos. Die stechenden, grauen Augen beobachteten falkengleich die
Umgebung. Seine Blicke schweiften hinüber zum Marktplatz, auf dem sich
viele bunt gekleidete Gestalten tummelten. Heiseres Geschrei der feilschenden
Händler wehte zu ihm herüber.
von Frederic Collins, erschienen am 06.07.1976
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
1300 v. Chr. Wollte der Hexer Tebuk Ench Dhabi die Herrschaft über
Ägypten erringen, wurde aber von den Häschern des Pharao gestellt
und getötet. Seine Leiche wurde von seinen Anhängern in der Wüste
in einem Mausoleum beigesetzt, bevor diese in der Wüste elendig
verdursteten. Der Pharao aber belegte Tebuk Ench Dhabi mit einem Fluch, der
besagte, dass der Hexer bis in alle Ewigkeiten in der Wüste umherwandeln
müsse. In der Gegenwart will der machthungrige Ägypter Baruch den
Gätzendiener Tebuk zu neuem Leben erwecken, um mit dessen Hilfe Macht
zu erringen. Um die Grabstätte des Unholds zu finden entführt er
den Ägyptologen Jim Ryan. Um den mächtigen Hexer im Zaum halten
zu können, hat sich Baruch das Medium Ramses gefügig gemacht. Doch
als die Mumie Tebuks sich aus dem Wüstensand erhebt, muss der alte Ramses
feststellen, dass seine Macht nicht ausreicht. So kommt Tebuk Ench Dhabi
frei und gemeinsam mit seiner Karawane des Schreckens bringt er Grauen und
Tod über die Frevler ...
Meinung:
Der vorliegende Roman ist keineswegs die übliche Massenware, in der
eine Mumie mordend durch die Gegend streift. Der Autor beweist Fantasie,
in dem der Bösewicht dieses Mal einzig die Sonne anbetet und daher seine
volle Macht bei strahlendem Sonnenschein ausüben kann und nicht wie
andere Satanswesen in der Nacht auf Jagd geht. Ein weiteres Novum ist die
auffällige Abwesenheit jeglicher Frauen. Noch nicht mal als Opfer darf
die holde Weiblichkeit herhalten, womit das Cover ad absurdum geführt
wird. Dennoch ist der Roman sehr kurzweilig, wenn auch mäßig spannend.
Die Story liest sich recht flott, vermag den Leser aber nicht in ihren Bann
zu ziehen, da die Handlung ohne große Höhen und Tiefen vor sich
hinplätschert. Selbst das Erscheinen der Karawane des Schreckens
verläuft eher belanglos. Einzig die Auferstehung Tebuks kann die zur
Spannung angepriesene Gänsehaut ansatzweise hervorrufen. Sprachlich
gesehen bewegt sich die Geschichte auf einem sehr einfach strukturierten
Niveau. Etwas enervierend ist das Arabisch, welches der Autor immer wieder
in die Dialoge mit einfließen lässt. Sorgfältige Recherche
sollte zwar immer gewürdigt werden, aber dem Lesefluss kommt dieser
Fremdsprachenexkurs nicht unbedingt zu gute, zumal der geneigte Leser nach
der Lektüre gewiss kein bessere Sprachverständnis für arabisch
hat, als vorher. Weniger wäre hier eindeutig mehr. Auch die
Charakterisierung fällt wie erwartet recht dünn aus. Professor
Jim Ryan, die Hauptfigur, ist natürlich alles andere als ein verstaubter
Gelehrter, sondern ein sportlicher, dynamischer Mann im besten Alter. Da
verwundert es einmal mehr, weshalb ein derartiges Prachtexemplar von Mann
kein weibliches Pendant zur Seite gestellt bekam. Allerdings darf der Held
schon weitaus mehr Nerven zeigen, als viele "Kollegen" der damaligen Zeit.
So übersetzt er die steinerne Tafel, welche Baruch zur Grabstätte
Tebuks führen soll, einzig aus Angst um sein Leben. Das macht Ryan direkt
sympathisch. Die restlichen Akteure lassen allerdings jeglichen Tiefgang
vermissen, sodass auch kein großes Verlustgefühl aufkommen mag,
wenn ein Opfer zu beklagen ist. Literarisches Kanonenfutter eben. Nach dem
Genuss dieses Romans ist man natürlich auf die moderne Umsetzung der
Geschichte als Hörspiel umso gespannter.
Besonderheiten:
Der Roman ist der Einzige, der von Michael Hrdinka unter dem Verlagspseudonym
Frederic Collins verfasst wurde.
Für die Reihe Gespenster-Krimi steuerte Hrdinka noch jeweils zwei Romane
unter den Pseudonymen Frank DeLorca (Nr.
103 und 285) und Brian Elliot
(Nr. 107 und
264) bei. Ansonsten schrieb er
hauptsächlich an der damals noch jungen Professor-Zamorra-Serie mit.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Sehr schönes und detailliert gezeichnetes Gruselcover der alten Schule.
Bemerkenswert ist die für den Gespenster-Krimi hohe Qualität. Leider
passt das Motiv nur in den Grundzügen zum Inhalt. So kommt die
hübsche, leicht bekleidete Dame im Roman überhaupt nicht vor.
Coverbewertung:
Die Mumie mit der bewußtlosen Frau wurde ebenfalls auf dem Titelbild
des Silber-Grusel-Krimi Nr. 454 verwendet.
Ein weiterer Zusatzhinweis kommt von Michael Schick:
Das Titelbild des Gespenster-Krimi Romans wurde auch schon auf dem spanischen
Magazin DOSSIER NEGRO Nr. 87 verwendet: