Gespenster-Krimi Nr. 126: Das Geisterschloß

Gespenster-Krimi Nr. 126: Das Geisterschloß


Als scharf gezeichnete Kontur hob sich die männliche Gestalt in der braunen Kutte gegen den fahigrauen Winterhimmel ab. Sie stand unbeweglich auf der Uferpromenade und ließ einen suchenden Blick über die träge dahinfließende Themse schweifen. Der Wind spielte mit dem Saum der Kutte und fing sich in der Kapuze, die der Unbekannte über den Kopf gezogen hatte. Tote Augen hinter dunklen Brillengläsern prüften aufmerksam die Umgebung. Der Blick saugte sich an der Bank fest, die in einiger Entfernung auf der Promenade stand.Die Bank war besetzt. Der Unbekannte sah etwas Weißes, offensichtlich Zeitungsseiten, unter denen sich die Gestalt eines Menschen abzeichnete. Ein teuflisches Grinsen glitt über das verwüstete Gesicht des Fremden.Ein Penner - das war genau das Richtige, was er zur Verwirklichung seines unheimlichen Planes brauchte.Sein Entschluß stand fest, das Opfer war ausgesucht. Das Schicksal konnte seinen unabwendbaren Lauf nehmen...


von Leo Brett, erschienen am 10.02.1976

Rezension von Frithjof:


Kurzbeschreibung:
Johnny Lestrade ist am Ende. Er hat alles verloren und ist nun ganz unten angekommen. Seit drei Wochen treibt er sich in der Londoner Hafengegend herum, bettelt und schläft bei winterlichen Temperaturen auf Bänken. Da tritt eines Tages ein, in eine Kutte vermummter, Unbekannter an in heran. Er bietet Johnny einen Job als Hausverwalter seines Schloßes in der Nähe von Innsbruck an. In seiner verzweifelten Situation nimmt Johnny den Job natürlich an, obwohl der Fremde im doch sehr unheimlich ist. Dieser gibt Johnny einen Vorschuss und verabredet mit ihm für den nächsten Tag. Johnny kleidet sich erst mal neu ein und verbringt die Nacht mit der Prostituierten Angelina. Die beiden verlieben sich in einander und am nächsten Tag, kurz vor seiner Abreise, erzählt Johnny Angelina seine Geschichte. Er bittet das Mädchen, sollte er sich innerhalb von drei Wochen nicht bei ihr melden, die Sache Scotland Yard zu melden. In Innsbruck angekommen, macht Johnny die Bekanntschaft von Unterwelttypen, die wohl für den Kuttenmann arbeiten. Man bringt Johnny zwar zum Schloß, wirft in aber dort so unsanft aus dem Wagen, das er nur knapp mit dem Leben davon kommt. Im Schloß selbst kommt es für Johnny zu einem Kampf ums Überleben. Dort treiben sich riesige Spinnen und lebende Marmorstatuen herum. In London macht sich Angelina unterdessen große Sorgen um Johnny. Als sie den Kuttenträger zu Rede stellen will, macht dieser kurzen Prozess, betäubt das Mädchen und verfrachtet sie in einem Sarg nach Innsbruck. Bald darauf findet sie sich ebenfalls auf den unheimlichen Schloß wieder. Dort findet sie einen völlig verstörten Johnny Lestrade vor. Aber auch der Mann in der Kutte treibt sich hier herum. Es handelt sich bei ihm um einen Jahrtausende alten Magier, dessen Körper an das Schloß gefesselt ist. In London trat nur sein Astralkörper auf. Der Unheimliche braucht Johnny und Angelina, um seinen mumienhaften Körper zu erneuern... Glücklicherweise hat Angelina alles was sie wusste einem befreundeten Barkeeper erzählt. Dieser berichtet die ganze Geschichte einem Priester, der Mitglied in einem geheimen Exorzistenorden ist. Zusammen mit einigen seiner Brüder nimmt er den Kampf gegen den Unheimlichen auf.


Meinung:
Dieser Roman von Leo Brett hat sicherlich einige kleine Schwächen.. Man muss sich an Ende frage, warum Johnny von den Handlangern des Kuttenmanns, auf dem Weg zum Schloß fast umgebracht wird. Immerhin will der Unheimliche Johnny doch auf dem Schloß haben, weil er dessen Körper braucht. Wäre Johnny schon vorher draufgegangen, wo wäre dann der Witz gewesen? Ausserdem werden einigen Handlungspassagen wiederholt erzählt. Alles was Johnny mit dem Unheimlichen erlebte, plus ihre eigene Rolle in der Geschichte erzählt Angelina dem Barkeeper. Dieser wiederholt dann noch einmal alles in epischer Breite dem Priester. So entstehen leider unnötige Längen, die der Autor gut hätte vermeiden können, indem er Johnny einige weitere Abenteuer auf dem Schloß hätte erleben lassen. Dennoch ist der Roman spannend und stimmungsvoll erzählt. Die Figuren sind hervorragend getroffen. Der unheimliche Kuttenträger bekommt richtig Klasse, wenn er aus seinem jahrtausende währenden Leben erzählt. Auch der Exorzistenorden, der gegen Ende ins Spiel kommt, hat etwas. Ich hätte mir gewünscht, der Roman wäre als Zweiteiler konzipiert worden, um das Potential dieser Figuren besser entfalten zu können. Ausserdem gibts mindestens ein dickes Kreuz für Johnny und Angelina. Angenehmerweise sind die Helden der Story einmal nicht die blendend aussehenden Erfolgstypen wie üblich, sondern Außenseiter der Gesellschaft. Figuren, deren Stärken und Schwächen glaubhaft dargestellt werden. Ein gutes Beispiel dafür, das sich das typische Heldenbild in der zweiten Hälfte der 70er änderte und sogenannte Anti-Helden sehr populär wurden.


Besonderheiten:

Hinter dem Pseudonym Leo Brett versteckt sich der britische Autor Lionel Fanthrope. Er dürfte Grusel-Fans auch unter den Pseudonymen Lee Barton und John E. Mueller bekannt sein. Unter dem letzteren schrieb er einige Romane für die Vampir-Reihe des Pabel Verlags.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Hübsch gemalt, trifft aber in keiner Weise die Atmosphäre des Romans.


Coverbewertung:
2 Kreuze