Gespenster-Krimi Nr. 26: Im Verlies der blutigen Träume

Gespenster-Krimi Nr. 26: Im Verlies der blutigen Träume


Larry Landon landete am 2. Januar morgens um 7.15 Uhr in Le Bourget. Ein eiskalter Wind pfiff über das Flugfeld, als Larry aus der Caravelle stieg. Er stellte den Kragen seines Trenchcoats hoch, steckte die Hände tief in die Taschen und ging zum Flughafengebäude. Beim Zoll hatte er keine Schwierigkeiten, denn Larry war ein Mann, der mit Vorliebe mit leichtem Gepäck reiste. Für den Frankreichtrip genügten ihm ein Handkoffer, ein schwerer Koffer und die Brieftasche mit dem Scheckbuch. Larry erhielt sein Gepäck bei der Abfertigung. Er steckte sich eine Camel in den Mundwinkel, ließ das Feuerzeug schnippen. Er sah sich in der großen Halle um. Yvonne de Ysancourt sollte ihn am PanAmSchalter erwarten. Als Erkennungszeichen war eine Nummer des "Paris Match" ausgemacht, den sie unter dem Arm halten sollte. Larry schnitt eine Grimasse. Er stellte sich eine vertrocknete Frauensperson um die Fünfzig vor, wahrscheinlich mit Stahlbrille, Blockabsätzen, wadenlangem Rock und schiefsitzenden Strümpfen. Larry teilte nicht die Ehrfurcht vieler Amerikaner vor einem Adelstitel. Er hatte seine Erfahrungen gemacht. Ob Earl, ob Chevalier, ob Graf, sie alle wollten Unsummen für ihre verrotteten Kästen von Burgen und Schlössern, wenn Landon Hotels & Stores an sie herantraten.


von Brian Elliot, erschienen am 12.03.1974

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Der Amerikaner Larry Landon reist nach Frankreich, um das alte Schloss Ysancourt auf die Möglichkeit zu prüfen, aus dem Gemäuer ein Hotel zu machen. Der Comte Didier de Ysancourt ist zwar grundsätzlich von dieser Möglichkeit begeistert, allerdings weist er daraufhin, dass jetzt der falsche Zeitpunkt dazu ist. In der folgenden Nacht erfährt Larry, was damit gemeint ist: er hat einen schrecklichen Traum von einer Hexenverfolgung im Mittelalter, bei der ein junges Mädchen und ihr Vater ertränkt werden. Durch die Erzählungen der schönen Yvonne de Ysancourt und zwei weitere Träume erfährt Larry die ganze Geschichte: Im Jahre 1372 wurden der damalige Comte de Ysancourt und seine Tochter Denise vom Burghauptmann Jean-Marie Dulot und der Gesellschafterin Marie-Claire der Hexerei angeklagt und schließlich hingerichtet. Da es keine weiteren Nachkommen gab, wurden Dulot und Marie-Claire die neuen Schlossherren und nahmen auch den Namen de Ysancourt an. Während der Folter hat sich Denise, die eigentlich keine Hexe war, dem Dämon Astaroth verschworen. Er sollte ihre Seele und die ihres Vaters haben, wenn er das Geschlecht für das nächste Jahrtausend alle 100 Jahre für die Verschwörung büßen lassen sollte. Dies hat der Dämon auch getan, allerdings anders, als Denise sich das vorgestellt hatte: Denise, die von Hauptmann Dulot schwanger war, ertrank zwar, starb aber nicht. Stattdessen brachte sie unter Wasser das Kind zu Welt, ein reptilienartiges Monster. Dieses Monster, das nur ‚Le Vert' genannt wird, erscheint seit 1374 alle 100 Jahre auf Schloss Ysancourt und tötet alle Familienmitglieder bis auf eines, das den Namen weitergeben soll. Yvonnes Brüder René und Hervé sowie ihr Vater werden trotz aller Gegenwehr und der Hilfe Larrys von Le Vert getötet. Auch Yvonne soll sterben, denn es gibt noch einen Halbbruder, der nicht auf dem Schloss lebt und dann den Titel erben würde. Eines Abends trifft Larry auf den untoten Comte und dessen Tochter, die ihm erzählen, dass ihre damalige Rache längst zu einem Fluch für sie geworden ist und sie sich nichts sehnlicher wünschen als den Tod. Der Fluch kann jedoch nur gelöscht werden, wenn Le Vert getötet wird, was aufgrund seines robusten Körpers jedoch kaum machbar scheint. Schließlich hat Larry die rettende Idee. Er legt Eisengitter in der Schlosshalle aus, setzt den Boden unter Wasser und als Le Vert schließlich auch Yvonne töten will, lässt er ein Stromkabel ins Wasser fallen. Durch den Stromschlag wird Le Vert getötet. Der Comte und Denise zerfallen zu Staub und Yvonne de Ysancourt geht mit Larry nach Amerika, um den Schrecken zu vergessen.


Meinung:
Ein spannender Roman, der sich durch zwei Merkmale von anderen Gruselromanen unterscheidet. Erstens spielt er mal nicht in England, sondern in Frankreich und zweitens wird hier geschildert, wie die ‚Bösen' unter ihrer eigenen Rache leiden. Da wurde sehr gut gemacht und mir taten Denise und ihr Vater fast schon leid. Vor allem, weil sie eigentlich ja wirklich unschuldig waren und sich dem Dämon erst in höchster Not verschrieben haben. Dass die Menschen bei solchen Pakten immer den Kürzeren ziehen, wurde hier schön deutlich. Das Titel gebende Verlies spielt in dem Roman allerdings eine untergeordnete Rolle. Vielleicht hätte man den Roman besser "Im Schloss der blutigen Träume" nennen sollen. Das Lesen hat mir vor allem viel Spaß gemacht, weil ich neben dem Grusel-Schocker-Nachdruck auch den Original-Roman besitze, den ich diesmal zur Lektüre genommen habe. :o)


Besonderheit:
Ein Nachdruck dieses Romans erschien am 30.11.1999 als Grusel-Schocker Band 7 unter dem Titel ‚Verlies der blutigen Träume' von Earl Warren.
Dieser Roman wurde im November 2004 in der Hörspielreihe "Gespenster-Krimi" von WortArt als Nr. 01 vertont.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ich glaube, bald muss der Hinweis, dass ein Cover des Gespenster-Krimis nichts mit dem Roman zu tun hat, gar nicht mehr eingefügt werden. Das können wir alle als gegeben hinnehmen… :o)
Allerdings finde ich diese grünen Bilder immer wieder als Hingucker. Deshalb gibt es noch 2 Kreuze.


Coverbewertung:
2 Kreuze
Rezension von Frithjof:


Kurzbeschreibung:
Der amerikanische Hotelfachmann Larry Landon soll im Auftrag von Landon Hotels & Stores das Schloß der französischen Adelsfamilie Ysancourt daraufhin prüfen, ob es sich als Hotelattraktion für amerikanische Urlauber eignet. Nachdem er sich erst mal in die hübsche Comtesse Yvonne verliebt hat, muß er feststellen, daß auf der Familie ein schrecklicher Fluch liegt. Im Jahre 1372 wurden der Comte de Ysancourt und seine hochschwangere Tochter durch eine Intrige der Hexerei beschuldigt und hingerichtet. Bevor man die beiden aber im schloßnahen See ertränken konnte, verfluchte die schwangere Comtesse die Intriganten. Diese - der bürgerliche Liebhaber der Comtesse und seine Geliebte - bekamen nach der Hinrichtung den Adelstitel und die Ländereien der Ysancourts zugesprochen. Dieses Paar waren die Vorfahren der heutigen Ysancourts. Nun wird die Familie alle hundert Jahre heimgesucht und bis auf ein Familienmitglied ausgerottet. Dadurch, daß immer einer der Ysancourts überlebt, bleibt der Fortbestand der Familie gesichert und der Schrecken kann sich immer aufs neue wiederholen. Aber auch die wahren Ysancourts traf der eigene Fluch hart. Zu einem Untotendasein verurteilt, überdauern sie die Jahrhunderte im Bewußtsein, über Generationen von unschuldigen Nachkommen ihrer Peiniger schreckliches Unheil zu bringen, ohne den Fluch zurück nehmen zu können. Doch Larry Landon nimmt den ungleichen Kampf auf.


Meinung:
Ein toller, sehr spannender Roman. Er liest sich sehr flüssig und ist solide geplottet. Es gibt einige sehr gespenstische Szenen, die zur gelungenen Atmosphäre des Romans beitragen. Besonders gelungen sind die Szenen, wenn Larry auf die Geister des Comte und der Comtesse trifft. Ihre Motive werden gut dargestellt und man fühlt mit den beiden, da sie irgendwie ja auch Opfer sind. Außerdem gibt´s jede Menge Action mit einem Monster, daß nachts aus dem See steigt und an den richtigen Stellen fliest dann auch ordentlich Blut. Jedenfalls ein sehr gelungener Roman, von denen Brian Elliot noch eine ganze Reihe geschrieben hat. Das ich Romane liebe, die vor einer verschneiten Kulisse spielen, kommt noch hinzu. Daher mit gutem Gewissen volle Kreuzzahl. Viel Spaß beim Lesen.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover ist wirklich nichts besonderes. Mit dem Inhalt hat es verdammt wenig zu tun, aber das hat der Titel des Romans auch nicht. Leider wirkt es aber auch recht dillethantisch gezeichnet bzw. gemalt. Kein Eye-catcher.


Coverbewertung:
0 Kreuze
Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Larry Landon, der Sohn eines amerikanischen Hotelketten-Besitzers reist in die Nähe von Tours/Frankreich, um das Schloß Ysancourt als mögliches Pachtobjekt zu begutachten. Schnell hört er von der Tochter des Grafen Yvonne de Ysancourt von einem lange anhaltenden Fluch, der alle Hundert Jahre sämtliche Familienmitglieder dazu zwingt auf das Schloß zurückzukehren, wo sie durch das Monster Le Vert sterben müssen. Nur ein Nachfahre überlebt jeweils, um die Familie aufrecht zu halten. Und tatsächlich muß sich Larry mehr und mehr davon überzeugen, daß dieser Fluch real ist. Es erscheinen Geister und Le Vert tötet tatsächlich ein Familienmitglied nach dem anderen. Durch eigenartige, wiederkehrende Träume erfährt der Amerikaner von der grauenvollen Vorgeschichte, in der 1372 der damalige Comte de Ysancourt und seine schwangere Tochter Denise der Hexerei bezichtigt wird und mit dem Tod durch Ertränken bestraft werden. So gehen diese daraufhin tatsächlich einen Handel mit dem Dämon Astaroth ein. Leider werden sie Beteiltigte des Fluches und kehren ebenfalls alle Hundert Jahre zurück! Und aus dem Ungeborenem wurde Le Vert , das Monster. Leider scheint es so, als daß Larry keinen Weg findet, um wenigstens Yvonne vor dem Fluch zu bewahren.


Meinung:
Ein gelungener Gruselroman mit den klassischen Elementen: Schloß, Geister, Fluch und Monster. Mehr braucht man eigentlich nicht zu sagen! In diese Geschichte wurden die wichtigsten Elemente für einen guten Gruselroman gepackt und bekommt daher eine durchdachte Story, die fast perfekt ist. Einfach lesen!


Besonderheiten:
Erscheinungsdatum: 12.03.1974


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Sehr viele klassische Elemente wie eine Mumie, eine alte Burg und panische Frauen wurden in diesem in starken Grünton gehaltenem Cover gebündelt. Hat nichts mit der Story zu tun, ist aber okay!


Coverbewertung:
2 Kreuze