Gespenster-Krimi Nr. 23: Das Kastell der Toten
Nachtwind strich durch das Gras. Schroff und scharf stachen die Felsen empor,
hoben sich in bizarren Linien vom Himmel ab. Wolkenfetzen schoben sich über
die blasse Sichel des Mondes, und für Sekunden wurde es so dunkel, daß
jeder weitere Schritt lebensgefährlich gewesen wäre. Jim Connery
verharrte. Sein Atem flog, sein Herz hämmerte gegen die Rippen. Er lauschte.
Immer noch war die Angst in ihm - diese kalte, würgende, vernichtende
Angst, der er nicht entrinnen konnte. Sein schmales, junges Gesicht hatte
sich verzerrt, war naß von Schweiß, und er mußte sich zwingen,
ruhig an seinem Platz zu bleiben. Ringsum war alles still. Nur der Wind sang,
orgelte zwischen den Felsen. Jim grub die Zähne in die Unterlippe und
bemühte sich, tief und regelmäßig zu atmen. Er mußte
die Nerven behalten.
von Rebecca LaRoche, erschienen am 19.02.1974, Titelbild: JAD
Rezension von
Frithjof:
Kurzbeschreibung:
Dave Connery, ein junger Amerikaner, reist nach Italien, um nach dem Verbleib
seines jüngeren Bruders Jim zu forschen, der vor eienm Jahr in der
Nähe des kleinen Ortes Cala Corregio verschwand. Als Dave in dem Ort
ankommt, macht er die Bekanntschaft von Tessa de Conti, einer schönen
jungen Frau, welche auf dem nahen Schloß Montsalve wohnt. Tessa lädt
Dave ein bei ihr auf dem Schloß zu wohnen. Dort scheinen unzählige
Katzen aller Rassen zu leben. Neben den, ebenfalls sehr schönen, Schwestern
von Tessa, lernt Dave auch den jungen Marcello kennen, der als Diener auf
dem Schloß lebt. Dave hat Gelegenheit mit Marcello unter vier Augen
zu sprechen und bekommt starke Zweifel, daß dieser tatsächlich
ein Diener ist. Er wirkt eher wie ein Gefangener und scheint schreckliche
Angst zu haben. Bald darauf ist der junge Mann verschwunden. In einem spartanisch
eingerichteten Turmzimmer trifft Dave außerdem auf eine alte Frau,
bei der es sich scheinbar um die Großmuter der Schwestern handelt.
Auf jeden Fall ist sie für die vielen Katzen auf dem Schloß
verantwortlich und macht einige seltsame Bemerkungen über Marcello.
Die Tage verbringt Dave mit Tessa und ihren Schwestern. Auch Philippa, Tessas
jüngste Schwester , bringt eines Tages einen Mann mit aufs Schloß.
Als dieser bald darauf wieder abreist, reagiert Philippa mit unbändigem
Hass. In der selben Nacht macht Dave eine schreckliche Entdeckung. In der
Gruft des Schloßes findet er Marcellos zerfetzte Leiche und das Skelett
seines Bruders. Als Dave das Schloß verläßt, um die Polizei
zu verständigen, stößt er auf das verlassene Auto von Philippas
Freund. Über die übel zugerichtete Leiche des jungen Mannes stolpert
er wenig später. Bei der Leiche trifft er eine Katze an, die ihm schon
auf dem Schloß aufgefallen ist. Als er der Katze zu einer kleinen
Hütte folgt, findet er statt dem Tier Tessa vor. In Dave keimt ein
schrecklicher Verdacht...
Meinung:
Rebecca LaRoche legt hier einen exzellenten Gespenster-Roman vor. Auf Action
wird fast völlig verzichtet und Atmosphäre wird großgeschrieben.
Dennoch kommt es nie zu Längen. Die Handlung baut sich spannend und
stimmig auf und bis zur letzten Seite bleibt unklar, ob der Held mit heiler
Haut davon kommt. Ein Roman, an dem ich viel Freude hatte.
5 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Nicht schlecht gemalt, aber eher langweilig vom Motiv her.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Der amerikanische Schriftsteller Dave Connery kommt nach Cala Correggio/Italien,
um seinen auf einer Europareise verschwundenen Bruder Jim zu suchen. Doch
er findet keinen Anhaltspunkt, auch wenn der Ort, aus dem das letzte
Lebenszeichen von Jim kam, ihm sehr eigenartig erscheint. Erst als er das
Mädchen Tessa di Conti kennen lernt, stößt er auf deren Domizil
Castel Montsalve auf eine Fährte, da es in diesem alten Gemäuer
noch ungewöhnlicher zugeht als im Dorf. Durch die Erzählungen der
alten Benedetta del Madre-Castillo ahnt er dann langsam die Zusammenhänge:
die vielen umherlaufenden Katzen in dieser Burg haben etwas mit den
mysteriösen Todesfällen in der Umgebung zu tun! Und als Dave dann
die Leiche seine Bruders findet, der Diener Marcello verschwindet und der
Schwede Björn Springdaal ein Freund von Tessas Schwester Philippa -
grauenvoll verstümmelt aufgefunden wird, weiß er, dass er aus
dem Castel flüchten muss, um nicht dem gleichen Schicksal zu erliegen.
Meinung:
Autorin Rebecca LaRoche in guter Form. Ein schöner mystischer, gruseliger
Roman, der irgendwie etwas Weibliches ausströmt. Okay, die Hauptakteure
sind nun auch Frauen und Katzen! Flüssig zu Lesen, mit einem etwas
ungewöhnlichem Ende - also ´ran ans Heft!
Besonderheiten:
Ein Nachdruck des Romans erschien als Grusel-Schocker
Nr. 5
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Ein klassisches Gruselcover der Siebziger Jahre. Ein Totenschädel -
eine Spinne - eine ängstliche Frau und so weiter: ein bunter Mix der
Gruselelemente ohne wirklichen Bezug zum Roman. Ganz nett, doch mehr aber
auch nicht!
Coverbewertung:

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild dieses Romans war auch schon auf dem Cover des spanischen
Comic-Magazins "DOSSIER NEGRO" Nr. 61 verwendet worden: