Geister-Schocker Nr. 58: Der Pakt mit dem Teufel
In Gedanken versunken blickte der Mann auf die Tote nieder. Im Geiste sah
er sie vor sich, voller Leben, lachend. Ein mattes Lächeln huschte
über seine Züge. Plötzlich sah er auf. Hatte ihn ein
Geräusch gewarnt, oder war es sein Instinkt? Er erstarrte. Die seidenen
Gardinen bewegten sich, teilten sich. Aus dem Schatten trat ein Mann. Es
war genau Mitternacht. Der Mann war klein. Er trug einen altmodischen schwarzen
Anzug mit Weste, silberner Uhrkette und steifem Kragen. Sein Gesicht war
bloß wie ein Leintuch. Die Augen lagen tief in den Höhlen. In
ihnen war ein Glimmen und Glühen, wie er es noch bei keinem lebenden
Wesen gesehen hatte. Mit geschmeidigen Bewegungen kam der unheimliche Mann
auf ihn zu. Seine Hände mit den langen Fingernägeln waren wie Klauen
vorgestreckt ...
von Earl Warren, erschienen im November 2007, Titelbild: Ugurcan Yüce
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Der Geschäftsmann Edgar Kronenberger geht einen verhängnisvollen
Pakt mit dem Teufel ein, um wieder mit seiner geliebten Frau Irene vereint
sein zu können. Jede Nacht um zwölf Uhr erwacht diese für
eine Stunde zum Leben. Doch Satan fordert einen hohen Preis: Kronenberger
muss mit seinem Blut unterschreiben und verpfändet nicht nur seine Seele,
sondern auch die seiner Frau. Diese weigert sich allerdings, den Vertrag
zu unterzeichnen und so gerät Kronenberger immer mehr in Zugzwang. Seine
Haushälterin und Freundin Marie Walter ahnt, dass ihr Chef ein grausiges
Geheimnis hütet. Als Kronenberger unvermutet einen Herzanfall erleidet
und im Sterben liegt, vertraut er sich Marie an und bittet sie, an seiner
Stelle den Pakt mit dem Teufel zu übernehmen, damit er nicht in der
Hölle landet. Marie Walter willigt ein, denn immerhin hat sie noch
ungefähr dreißig Jahre Zeit und ein nicht unbeträchtliches
Vermögen, um einen Ausweg aus der Misere zu finden. Doch keiner der
beiden hat mit der teuflischen Raffinesse des Satans gerechnet
Meinung:
Fließbandschriftsteller Earl Warren, alias Walter Appel, hat sich in
diesem Geister-Schocker dem altbekannten Thema des Teufelspaktes angenommen.
Triebfeder des bedauernswerten Handelspartners des Satans ist, wie so oft,
die Liebe zu einer Frau. Auffallend an diesem Roman ist bereits nach wenigen
Seiten der miserable Stil, in dem dieser eher harmlose Geister-Schocker verfasst
wurde. Viele, kurze Hauptsätze, wenig Nebensätze und häufige
Wortwiederholungen machen die Lektüre bereits nach kurzer Zeit zu einem
literarischen Spießrutenlauf. Hinzu kommt eine fade Charakterisierung,
die sich an den üblichen Klischees der Heftromane orientiert. Die
männliche Hauptfigur Edgar Kronenberger bleibt den ganzen Roman über
blass und eindimensional, so dass man nicht mit dem Geschäftsmann
mitfühlen kann, ebenso wenig, wie mit seiner wiedererweckten Frau, deren
einzige Aufgabe ist herum zu jammern und mit ihrem Schicksal zu hadern. Zu
Gute kommt der Geschichte das Fehlen des typischen braungebrannten, blonden
Helden, der alles ins Lot bringt und den nichts aus der Ruhe bringt. Den
strahlenden Sonnyboy gibt es zwar auch in diesem Roman, doch er agiert eher
am Rande und kommt erst am Ende zum Zuge. Wenn die tapferen Recken und die
unschuldigen Opfer farblos bleiben, zeigen oftmals die Bösewichter
interessante Charakterzüge. In diesem Fall trifft das leider nicht zu.
Natürlich wird Satan mit stechenden Augen und einem hinterhältigen
Lächeln geschildert, strahlt aber keine besondere Bedrohung aus, dass
man meinen könnte das absolut Böse vor sich zu haben. Die Handlung
plätschert die 99 Seiten zäh vor sich hin und selbst die
Höhepunkte der Geschichte, versinken in einem Wust von Belanglosigkeiten.
Die Dialoge sind fade und wirken unmotiviert. Das Finale schließlich
ist viel zu überhastet und abgehackt ausgefallen, obwohl es nicht ganz
so rosig ausfällt wie anfangs erwartet. Auch die Überarbeitung
des Romans, der aus der Schublade des Autors zu stammen scheint, ist nicht
überzeugend gelungen, denn anfangs verlangt der Magier für die
Anrufung des Teufels 100.000 Mark, später ist nur noch von Euros die
Rede. Selbst den häufig in den Romanen von Walter Appel anzutreffenden,
augenzwinkernden Humor, der die Geschichte eventuell noch hätte retten
können, sucht man hier vergebens.
Fazit: Unterdurchschnittlicher, harmloser und extrem langatmiger Geister-Schocker
aus der Feder von Earl Warren. Eine einfallslose Handlung, eindimensionale
Charaktere und ein schlechter Stil stellen die Geduld der Leser auf eine
harte Probe.
0 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Das Titelbild von Ugurcan Yüce stellt sich bei näherem Hinsehen
als seltsame Mischung aus Fotomontage und Gemälde heraus. Satan und
sein verängstigter Geschäftsmann wurden ganz gut getroffen, obwohl
diese Szene eher Symbolcharakter hat und im Roman so nicht direkt vorkommt.
Jedenfalls ist dieses Cover um einiges stimmiger, als die vielen
Computergrafiken, die man auf den Umschlägen anderer Gruselserien zu
sehen bekommt.
Coverbewertung: