Geister-Schocker Nr. 22: Die Seeschlange
In Schottland geht das Grauen um. Der Familien-Clan der Abernathy ist Opfer
eines jahrhundertealten blutigen Fluches. Sobald die Dudelsackmelodie erklingt,
fallen sie in einen unwiderstehlichen Zwang zum dunklen See hinunterzugehen.
Auch Sir Finnegan muss dem magischen Ruf folgen. Für ihn kommt jede
Hilfe zu spät, denn aus dem Wasser taucht plötzlich eine Seeschlange
auf und frisst das bedauernswerte Opfer
von Earl Warren, erschienen im November 2004, Titelbild: R.S. Lonati
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Oliver Mackenzie, Londoner Schriftsteller mit schottischen Wurzeln, fährt
nach Kyntockdoom in Schottland zum Schloss der Familie Abernathy, um die
Verwandtschaft seiner Verlobten Moira kennen zu lernen. Allerdings hat er
einen schlechten Zeitpunkt gewählt, denn er wird sehr reserviert empfangen
und man legt ihm nahe, das Schloss am besten sofort wieder zu verlassen.
Natürlich bleibt der 25jährige Schriftsteller und findet heraus,
dass die Familie Abernathy seit Jahrhunderten von einem Fluch heimgesucht
wird: zweimal pro Jahrhundert erklingt eine schauerliche Dudelsackmusik,
die jeweils einen oder mehrere Mitglieder der Familie zum nahe gelegenen
Loch Kyntock lockt, wo eine Seeschlange erscheint und die Unglücklichen
verschlingt. Natürlich glaubt Oliver nicht an diese Geschichte, doch
als er auf den See rudert, begegnet ihm eine schöne, geisterhafte Frau
auf einem Felsen und auch die Seeschlange, die ihm allerdings nichts antut,
sondern eher wie ein kleines Kind mit ihm zu spielen scheint. Außerdem
muss der Schriftsteller feststellen, dass jeder Versuch, das Schloss zu
verlassen, zum Scheitern verurteilt ist, da er auf magische Weise immer wieder
dort ankommt, egal, in welche Richtung er Kyntockdoom verlässt. In einem
Traum zeigt ihm die Frau aus dem See eine Unterwasserhöhle, die er tags
darauf bei einem Tauchgang im See entdeckt. Hier trifft er auf die Seeschlange
und die Schöne, die ihm die Hintergründe des Fluchs erklärt:
die Vorfahren seiner Verlobten Moira haben 1198 den Hexer Edgar Canmore im
nahe gelegenen Loch Kyntock ertränkt, weil der die Tochter des Hauses,
Lilian, verhext und zu seiner Geliebten gemacht hat. Canmore starb allerdings
nicht und lockte wenige Jahre später Lilian und ihren dreijährigen
Sohn in den See. Während er Lilian zu einer Untoten machte, transferierte
er den Geist des Jungen Ethelstan in den Körper der Seeschlange, die
Canmore aus einem Drachenei geschaffen hat. Deshalb ist die Schlange auch
nicht böse, sondern eher verspielt, doch sie wird regelmäßig
von Canmore gezwungen, die Mitglieder der Familie Abernathy zu verschlingen.
Bei der Frau im See handelt es sich um niemand anderen als Lilian, die seit
Jahrhunderten versucht hat, einen Kämpfer in den See zu locken, was
erst jetzt mit Oliver gelungen ist. Er soll gegen den Hexer Canmore kämpfen
und ihn vernichten. Da Canmores Magie dank seines dämonischen
Dudelsackspiels wirksam wird, kann er auch nur mit einer Gegenmelodie vernichtet
werden. Oliver bekommt von Lilian ein Kupfertäfelchen, auf dem die Melodie
eingraviert ist, die er gegen den Hexer einsetzen kann. Als der sein
nächstes Opfer - Moira - holen will, erscheint auch Oliver mit einem
Dudelsack am See und schwächt den Hexer mit seiner Melodie so sehr,
dass die Seeschlange in der Lage ist, Canmore zu verschlingen. Lilian und
Ethelstan vergehen danach auch und der Fluch ist gebannt.
Meinung:
Dieser Roman gehört zu den besten und spannendsten, die ich je gelesen
habe. Hier stimmt einfach alles. Ein unheimlicher und zugleich klassischer
Handlungsort, eine spannende Geschichte, die auch die eine oder andere
Überraschung aufweist und ein ungewöhnliches Ende. Wenn die
Dudelsackmusik des Hexers im Schloss erklingt und das auserkorene Opfer durch
die Gänge und die Nacht zum See schreitet, wird es echt gruselig und
auch die Fahrt Olivers zum See war sehr spannend. Dazu kommt die beklemmende
Atmosphäre im Schloss und im Dorf, weil zunächst alle Versuche
(z. B. die Seeschlange mit Gift zu töten), den Fluch zu löschen,
zum Scheitern verurteilt sind. Ein wirklich sehr guter Roman, dem ich gerne
5 Kreuze gebe.
Besonderheiten:
Dieser Roman erschien ursprünglich 1976 als Vampir-Horror-Roman 155.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Tja, eine Seeschlage ist das zwar, aber ich frage mich, was das dümmliche
Grinsen soll
Natürlich gibt es am Loch Kyntock auch kein Hotel
und kein Kreuzfahrtschiff. Gegenüber dem Originalcover kann dieses Bild
nur verlieren.
Coverbewertung:
Das Titelbild wurde ebenfalls für den Larry Brent Roman Nr. 92
verwendet.