Geister-Schocker Hörspiel Nr. 11: Die Karten des Blutes
"Keiner von Ihnen wusste um die Bedeutung des Spiels. Ahnungslos öffneten
sie das schwarze Lederetui und entnahmen die vergilbten Karten. Doch die
hübsche Pauline bemerkte es als erste. Die Motive begannen sich zu
verändern. Eben noch hatte den Kreuzkönig ein gutmütiges
Monarchengesicht geziert und jetzt, urplötzlich, kannte sie die abgebildete
Person. Es war ihr Mann Andrew. Und die Kreuzdame zeigte nun ihr Gesicht.
George und Sheila, ihre beiden Mitspieler, waren auf ebenso rätselhafte
Weise als Karodame und Karokönig zu sehen. Noch bevor die junge Frau
auch nur eine Chance haben sollte, zu begreifen, was sich hier abspielte,
brach das Grauen über sie herein. Das kleine Strandhaus, in dem sie
sich regelmäßig zu einer Bridgepartie trafen, versank in einem
Meer von Blut."
Ein Hörspiel nach einer Idee von Markus Winter, Titelbild: Pujolar
ISBN 978-3-940812-65-0
Erscheinungsdatum 03.09.2010
Länge (18 Tracks): 48.04 Min
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Eine harmlose Bridge-Partie unter Freunden endet in einem blutigen Massaker.
George MacIntyre, Sheila Carson, sowie Pauline und Andrew Whiting treffen
sich regelmäßig zum Kartenspielen im Strandhaus des Bankiers
MacIntyre. Der hat dieses Mal eine ganz besondere Überraschung für
seine Freunde auf Lager, denn das deutsche Kartenspiel ist angeblich mit
einem Fluch belegt. Dieser Umstand sorgt zunächst für ein angenehmes
Prickeln, doch bald kochen die Emotionen über und schmutzige Geheimnisse
machen aus guten Freunden erbitterte Rivalen. Inspector Snyder steht vor
den Trümmern einer menschlichen Tragödie und muss einen Fall aufrollen,
der die Grenzen des logischen Denkens überschreitet
Meinung:
Mit dieser Folge legt Skriptautor und Audio-Regisseur Markus Winter eine
Geschichte vor, die komplett aus seiner Feder stammt. Neben der Folge "Spuk
im Klippenhaus", die Thomas Tippner geschrieben hat, ist dies das zweite
Hörspiel der Serie, dem kein Heftroman zugrunde liegt. Und doch brauchen
sich "Die Karten des Blutes" nicht hinter den restlichen Geister-Schockern
zu verstecken. Die eigenwillige Mischung aus Psychothriller, Krimi und
klassischen Grusel punktet auf ganzer Linie und sorgt für eine eindringliche
und subtile Atmosphäre. Dabei geht es in dem Hörspiel noch nicht
mal zimperlich zur Sache und mit gerade mal acht Sprechern ist das Ensemble
sogar sehr übersichtlich. Die Handlung kommt schnell zur Sache und
entwickelt rasch eine makabre Spannung. Vor allem die düstere, klangvolle
Musik sorgt für den beträchtlichen Gänsehaut-Effekt, der bis
zum Schluss erhalten bleibt, auch wenn einige ganz Gescheite schon lange
vorher ahnen, wie der Hase läuft. Dennoch ist die Story alles andere
als Vorhersehbar oder bar jeglicher überraschender Wendungen. Im Gegenteil,
gelingt es dem Autor immer wieder den Hörer von neuem zu schocken. Die
Handlung besteht aus zwei Ebenen, zum einen der Kartenspiel-Gesellschaft,
und zum anderen den ermittelnden Polizisten, die in bester Cold-Case-Manier
den Fall von hinten aufrollen müssen. Währenddessen wird das illustre
Stelldichein im Strandhaus rasch zum beklemmenden Kammerspiel. Martin Kessler,
Ranja Bonalana, Michael Che Koch und Katrin Heß wachsen über sich
selbst hinaus und selbst einige befremdliche, im ersten Augenblick unrealistisch
anmutende Reaktionen, entpuppen sich später als durchaus glaubwürdig.
Ebenfalls mit dabei ist Silke Haupt als Paulines Schwester, während
die Polizisten von Jo Weil, Oliver Baumann und der Hörspiellegende Helmut
Winkelmann dargestellt werden. Insbesondere letztgenannter macht die Story
mit seinem intensiven Spiel zum puren Hörvergnügen. Das
I-Tüpfelchen auf der Produktion ist jedoch das alternative Ende, das
sich die Hörer drei Monate nach der Veröffentlichung des
Hörspiels kostenlos herunterladen können.
Fazit: Beklemmender und wendungsreicher Gruselthriller, dessen
ungewöhnliche Erzählstruktur "Die Karten des Blutes" zu einem der
interessantesten und besten Hörspiele der Reihe macht. Erstklassige
Sprecher und ein atmosphärischer Soundtrack tun ihr Übriges.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Zum Booklet muss man nicht viele Worte verlieren: Einzigartig und herausragend.
Hier wird sich mit dem Begleitheft mehr Mühe gegeben als bei anderen
Produktionen mit dem ganzen Hörspiel. Die stimmige und surreale
Coverillustration vom spanischen Künstler Pujolar passt ideal zum Layout
der Serie.
Coverbewertung:
George MacIntyre |
Martin Keßler |
Sheila Carson |
Ranja Bonalana |
Andrew Whiting |
Michael Che Koch |
Pauline Whiting |
Katrin Heß |
Jane Whiting |
Silke Haupt |
Inspector Snyder |
Helmut Winkelmann |
Seargeant Cutter |
Jo Weil |
Constable Brown |
Oliver Baumann |