John Sinclair TB Nr. 112: Das 5-Minuten-Grauen
Sie hatten dem Teufel ihre Gunst bewiesen und waren ihm hörig. Vier
Frauen, die nicht mehr altern wollten. Der Satan zeigte sich gnädig.
Er überließ ihnen das Stundenglas der Hölle, eine Falle für
junge Menschen, denn die Kraft des Glases ließ sie zu Schlamm werden,
den die Frauen als Kosmetik benutzten. Oft schnappte die Falle zu. Das
Stundenglas arbeitete mit der Präzision des Teufels. Es produzierte
das Fünf-Minuten-Grauen. Bis ich die vier Frauen besuchte und auch das
Stundenglas entdeckte, dessen nächstes Opfer ich sein sollte. Und ich
tauchte hinein, damit sich mein Körper zu Höllenschlamm auflöste
...
von Jason Dark, erschienen am 10.07.1990, Titelbild: Jim Warren
Rezension von
Olsen:
Kurzbeschreibung:
John erhält von einer ihm unbekannten Frau ein Glas mit teerartigem
Schlamm zugesandt. Noch bevor er die Frau darüber befragen kann, stirbt
sie. Im Labor entpuppt sich der Schlamm als die Überreste eines Menschen.
John geht der Sache nach und trifft auf vier ältere Damen, die einen
Pakt mit dem Teufel geschlossen haben. Sie opfern ihm Menschen in einem
überdimensionierten Stundenglas, wo sich diese zu Schlamm verwandeln.
Dafür erhalten die Damen das ewige Leben. Während John selbst in
das Stundenglas eindringt und dessen Magie durch sein Kreuz vernichtet,
kämpf Suko erfolgreich in London gegen die Schlammprobe im Labor, die
sich ausgebreitet und Menschen verschlungen hat. Durch die Vernichtung des
satanischen Instruments wird auch der Pakt aufgelöst und die vier alten
Damen sterben.
Meinung:
Komisch, warum musste ich bei dem Titel dieses Taschenbuchs nur an einen
alten Werbespot für eine Fertigsuppe denken (Deckel auf, heiß'
Wasser drauf, la la la la la la la la ...)? Und die fertige Fertigsuppe (klingt
gut, gell?) hatte sicherlich eine ähnliche Konsistenz wie das, was von
den Opfern des Stundenglases übrigbleibt. Hoppla, ich schweife ab. Die
Idee mit dem Stundenglas, in dem sich junge hübsche Mädels in eine
klebrige Pampe verwandeln, in der wiederum die alten Schachteln baden, um
das ewige Leben zu erhalten, ist jedenfalls sehr originell und verdammt gut.
Leider Gottes ist dies aber auch schon das Einzige, was an diesem Taschenbuch
gut ist. Denn handlungsmäßig passt mal wieder einiges nicht zusammen.
Wenn die dämliche Alten ... äh sorry ... die ältlichen Damen
nicht wollen, dass man ihnen auf die Spur kommt, warum schicken sie dann
Einmachgläser mit ihrer Wunderkosmetik durch die Gegend? Wenn sich der
Schlamm auf wunderbare Weise so toll ausbreiten und vermehren kann, warum
braucht er dann überhaupt Opfer? Und wenn er schon Opfer braucht, warum
müssen die dann ins Stundenglas gestopft werden, wenn doch der Schlamm
die Menschen auch so verschlingen kann? Aber leider sind es nicht nur die
Handlungsmängel, die einen hier zur Verzweiflung treiben. Auch die
beteiligten Personen handeln hölzerner als Pinocchio und führen
seitenlange Dialoge, die kein normal denkender Mensch führen würde.
Johns Versuche, die alten Damen durch plumpe Andeutungen aus der Reserve
zu locken, sind an Blödheit kaum zu überbieten. Halt! Das nehme
ich zurück! Denn die Reaktionen der alten Damen sind noch blöder!
Und als wäre das noch nicht genug, scheint Jason Dark wieder einmal
so verliebt in den äußerst beschränkten Titel zu sein, dass
er ihn wieder einmal pausenlos wiederholt. Zuerst sagt ihn Sir James, dann
- nur wenige Seiten später - eine der Damen, ohne dass sie ihn vorher
von Sir James gehört hätte. Und dann wird er noch einmal wiederholt
und noch einmal und noch einmal ... und beginne mir zu wünschen, dass
das Grauen, dass die Lektüre dieses Taschenbuchs hervorgerufen hat,
auch nur fünf Minuten gedauert hätte. Tur mir Leid, aber das war
nix! Für die tolle Idee geb ich zehn Kreuze, für die Ausführung
zieh ich wieder neun ab. Bleibt eines.
Besonderheiten:
Dieser Band ist wieder einmal gespickt mit sprachlichen Ungeschicktheiten.
Aber um nicht den Rahmen dieser Website zu sprengen, habe ich mir mal zwei
herausgesucht. Da steht zum Beispiel auf Seite 105 in einer Szene, als John
versucht, den Schlamm mit seinem Kreuz zu vernichten: "Oder war es Asmodis
gelungen, etwas zu entwickeln, das auch gegen mein Kreuz tabu war?" Wie bitte?
Tabu? Sollte das tatsächlich das Wort sein, das diesem Satz einen Sinn
verleiht. Oder hätte JD nicht viel mehr das Wort "immun" benutzen sollen?
Und auf Seite 132, als John gerade die Tür zu dem Stundenglas durchquert,
ist folgendes Highlight deutschen Literaturschaffens enthalten: "Die Tür
öffnete sich nach außen und schwang mir entgegen. Dahinter war
es leer - und leer!" Ah ja. Also ich persönlich finde diesen Satz blöd
- und blöd!
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ich mag solche krude Ideen in Bildern. Nur das Gesicht des Mädels
könnte etwas lebensechter sein.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Stundenglas mit dem weiblichen Opfer vom Titelbild des John Sinclair
Taschenbuchs wurde auch schon auf der russischen Ausgabe des Richard Laymon
Romans "Resurrection Dreams" verwendet: