John Sinclair Nr. 1089: Horrorland
Die Jungen und Mädchen lauschten gebannt den Geschichten des
Weihnachtsmannes. Er saß auf einem hohen Stuhl, trug einen roten Umhang,
der mit einem schneeweißen Saum abgenäht war. So weiß wie
Schnee war auch sein langer Bart, und nur die Öffnung des Mundes
hinterließ eine Lücke, wenn er die Lippen bewegte. Was von seinen
Wangen zu sehen war, zeigte eine gesunde winterliche Rötung. Sie war
nicht auf die Kälte zurückzuführen, sondern auf die Schminke.
Die rote Mütze saß etwas schief auf seinem Kopf, ebenso wie die
Brille, die schräg auf der Nase klemmte und nur als Zierde gedacht war.
In seinen Händen hielt der Weihnachtsmann aufgeschlagen ein großes
Buch. doch er las nicht daraus vor, es mußte nur so aussehen, denn
dieser Weihnachtsmann erzählte frei.
von Jason Dark, erschienen am 24.05.1999, Titelbild: Luis Royo
Rezension von
Leichnam:
Kurzbeschreibung:
Weihnachten in London, und John Sinclair (genervt stöhnend) sowie Glenda
mittendrin im Einkaufsstreß. Geschenke sollen ran, und der
Geisterjäger fühlt sich mal wieder im Zugzwang, auch welche kaufen
zu müssen. Also entert man ein Kaufhaus und stürzt sich in die
verrückt wuselnden Menschenmassen. In einem eigens angerichteten
Plexiglaspavillon sitzt ein Weihnachtsmann auf einem kleinen Thron und
erzählt den Kindern, die von den inzwischen einkaufenden Eltern dort
reingesetzt wurden, Geschichten. Er hat dazu auch ein dickes Buch, doch der
Weihnachtsmann erzählt frei. Geschichten von einem dunklen Land
erzählt er, wilde Landschaften, bösartige, scharfschnäbelige,
kugelähnliche Vögel, die die wenigen Menschen, die es dort gibt,
angreifen. Nicht gerade schöne Weihnachtsgeschichten für die kleinen
Kinder... Er spricht vom "Horrorland." Die Kinder stellen interessiert Fragen,
vom Schrecken fasziniert. Doch dieser von der Kaufhausleitung eingestellte
Weihnachtsmann kippt plötzlich zur Seite, Blut sickert in seinen
weißen Kunstbart. John und Glenda sehen dies außerhalb des Pavillons.
Dienstbeflissen entert John diese abgeschottete Ecke des Kaufhauses und stellt
den Tod des Mannes fest. Glenda kümmert sich inzwischen beruhigend um
die Kinder. Sinclair holt Tanner heran. Gemeinsam mit dem mürrischen
Mordkommissions-Polizisten muß John mit ansehen, wie sich aus der Leiche
des Weihnachtsmannes einer der Kugelvögel herausarbeitet. Tanner erledigt
das schnell wachsende Vieh schließlich mit einem Spaten, nachdem John
Vorarbeit mit der Beretta geleistet hat. Das bösartige Tier war sofort
zum Angriff übergegangen. Man stellt die Personalien des Toten fest,
und die Gattin eilt herbei. Sie wirkt mitnichten schockiert über den
Tod ihres Mannes, schaut sich lediglich interessiert die Wunde an, aus der
der Vogel austrat. Sinclair sah sich vorher auch das Buch des Weihnachtsmannes
an. Bilder, Bleistiftzeichnungen von diesem Horrorland. Kinder berichten
von den Erzählungen vom "Horrorland". John ahnt, daß Aibon im
Spiel ist, das Land der Druiden, diese seltsame, zwiegespaltene Dimension.
Mit der Frau des Opfers fahren sie Zum Haus des Weihnachtsmannes, der
hauptberuflich Maler ist, wie die Gattin sagt. In einem Raum dort im
düsteren Haus, sehr abgeschieden, existiert ein Panoramabild vom Horrorland.
Suko, der inzwischen mit von der Partie ist, und John bekommen zuvor bei
gemütlicher Tischrunde mit der Frau Wein kredenzt, einen Roten, den
der Maler selber herstellte. Das es sich um einen magischen Trank handelt,
erfahren die beiden Geisterjäger leider zu spät. Im Raum mit dem
Aibon-Bild werden sie in die fremde Dimension gesogen. Dort bekommen sie
Kontakt mit einem Manne und einer Frau, beide gegen die häßlichen
Kugelvögel kämpfend. Den Mann, in Kleidung eines Kriegers, erwischt
es. Sterbend berichtet er (auch die Frau an seiner Seite erzählt mit),
wie sie sich zu sehr mit Aibon beschäftigten. Mit der Frau des
Malers/Weihnachtsmannes stürzten sie sich zu intensiv auf die magische
Materie. Besessen von Aibon, wurden sie von dessen bösem Herrscher zum
ewigen Kampf gegen dunkle Macht verurteilt - repräsentiert durch die
Vögel. Da die Wirkung des Trankes nachläßt, versuchen John
und Suko, die zwei Menschen wieder mit zur Erde zu ziehen, doch es ist zu
spät. Sie finden sich im Raum mit dem Bild wieder. Glenda
überwältige in der Zwischenzeit die Gattin des Malers, die pure
Boshaftigkeit verkörpert, denn sie will die böse Seite Aibons (es
gibt ja auch noch eine gute) mit Nahrung füllen. Die Freunde kommen
doch noch zu ihrer Weihnachtsfeier, doch rechte Freude kommt nicht auf...
Meinung:
Ein recht simpel gestrickter Roman. Aber ein Einteiler, und die liebe ich!
Dieser ganze Weihnachtstrubel zu Beginn wird sicherlich ein wenig zu sehr
ausgewalzt, aber es hält sich (noch) im Rahmen. Der Text liest sich
flüssig und es kommt keine Langeweile auf. Gute Unterhaltung, doch
keinesfalls ein sehr guter Roman. Ein guter aber schon. Es gibt hübsche
Beschreibungen von dieser düsteren Gegend des Maler-Hauses, auch plastische
Schilderungen der Gegend in Aibon, wo sie landen. Kann man lesen, doch gruselig
ist auch dieser Text wieder mal nicht. Es gibt ohnehin kaum etwas schwereres,
als Grusel zu erzeugen - das wird jeder Autor unterschreiben.
Besonderheiten:
Dimensionssprung nach Aibon, mal kurz als kleine Weihnachtseinlage.
Glenda kocht mal keinen Kaffee, sondern kämpft im Hintergrund gegen
die wahnsinnige Babette Caine (Frau des Malers).
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Szene aus dem Roman. Ein kleines Kunstwerk, das man anerkennen muß.
Toll!
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Titelbild kommt von Michael Schick:
Das von Luis Royo gemalte Titelbild wurde auch schon auf dem Cover des 1993
erschienenen Buchs "THE FIRST CHRONICLES OF DRUSS THE LEGEND" von David Gemmell
verwendet.