John Sinclair Nr. 727: Mystic, der Maniac

John Sinclair Nr. 727: Mystic, der Maniac


Der Tote hing quer über dem verrosteten Eisengeländer. Sein Gesicht war blutüberströmt und entstellt. Krallen oder andere scharfe Gegenstände hatten die Wunden gerissen und auch den Hals nicht ausgespart. Im tanzenden Licht der Kerzenflamme sah er aus wie ein Baumstumpf, dessen Rinde eingerissen war. Schauriger konnte ein Bild einfach nicht sein. Die makabere Szene zeichnete sich in die Höhe der dritten Stufe ab. Die Treppe führte weiter in einen tiefen Keller. Die Kerze befand sich oberhalb der Stufen. Sie stand auf einem schlichten weißen Teller, der von einer Frau gehalten wurde. Einer besonderen Frau, mit einer besonderen Friseur. Die leuchtendroten Haare waren kunstvoll zu einer geometrischen Figur hochgesteckt und -gekämmt. Das Gesicht zeichnete sich als blasse Fläche ab. Es war gut geschnitten, zeigte einen besonders Reiz und wirkte alterslos, obwohl man die Frau auf knapp dreißig schätzte.


von Jason Dark, erschienen am 30.05.1992, Titelbild: N.Smith

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Suko entdeckt, daß Yannah, die weiße Hexe, in ihrem Haus eine Leiche versteckt. Er hält sie für die Mörderin, doch Yannah führt ihn in ein Verlies unterhalb ihres Kellers, um dem Chinesen den wahren Mörder zu zeigen. Es handelt sich um eine gräßliche Gestalt, die eine Mischung aus Mensch, Zombie und Roboter zu sein scheint und den Namen Mystic trägt. Dieser Mystic war in den 20er Jahren ein berühmter Magier in Paris und Yannahs Mentor. Durch die Vernichtung der magischen Ringe (s. Bände 721 ‚Stärker als der Teufel?' und 722 ‚Böser Zauber in Montmartre') sah Yannah die Notwendigkeit, Mystic wieder zu aktivieren, damit er sie vor ihren Feinden beschützen kann, zu denen zu Sukos Überraschung auch die Schattenhexe Assunga gehört. Um Mystic wieder zu Kräften kommen zu lassen, brauchte Yannah die Lebenskraft eines Menschen, eben jenes Toten, den Suko entdeckt hatte. Suko ist entsetzt über Yannahs Skrupellosigkeit, hatte er sie doch für eine Verbündete im Kampf gegen das Böse gehalten. Suko versucht, vor Yannah zu fliehen und schafft es gerade noch, John in London zu informieren, bevor die weiße Hexe ihn wieder in ihre Fänge bekommt. Yannah besitzt einen magischen Stein, der zu einem Hexenspiegel werden kann. Mit ihm zwingt sie Suko in ihren Bann und läßt ihn von Mystic auf den berühmten Friedhof Père Lachaise bringen, wo der ‚neue Frankenstein', wie Yannah ihren Mentor auch nennt, den Chinesen bewacht. John, der mit Shao nach Paris gekommen ist, trifft sich unterdessen in seinem Hotelzimmer mit Yannah, während Shao die Stadt auf der Suche nach Suko durchkämmt. Shao findet Sukos Spur und trifft auf dem Friedhof auch mit Mystic zusammen, der sie angreifen will. Shao kann ihn mit Pfeilen aus ihrer Armbrust vernichten. Als Yannah das in ihrem Hexenspiegel sieht, bringt sie sich selbst um, in dem sie sich mit ihren zu Krallen gewordenen Händen die Kehle aufreißt. Suko bedauert, daß er damals in Paris geblieben ist und kehrt mit John wieder nach London zurück.


Meinung:
Mit diesem Roman scheint der Handlungsstrang um Sukos Verwandlung endgültig beendet, und Jason Dark widmet Johns Freund dementsprechend viel Platz. John Sinclair selbst taucht nicht so oft auf bleibt dabei auch sehr passiv, da die Handlung praktisch an ihm vorbeiläuft. Dabei ist der Roman sehr spannend, auch die Szenen, die sich mit Sukos Gefühlen beschäftigen. Über Mystic hätte ich gerne mehr erfahren, und ich finde es immer ein wenig komisch, wenn solche Monster überhaupt nicht sprechen. Auf jeden Fall ein Spitzenroman, der einen der besten Handlungsstränge der Serie beendet.


Besonderheiten:
Der Text der Seite 3 wurde in der zweiten Auflage geändert: "Welch eine Gestalt! Suko hielt den Atem an, weil er mit solch einem Anblick nicht gerechnet hatte. Die Gestalt war eine Mischung aus Mensch, Roboter und Monster und saß auf einem alten Stuhl, der aus einem Schloss zu stammen schien. Der Kopf sah aus wie ein Schädel aus Metall. Er war rechteckig und erinnerte mehr an den Schädel eines Skeletts, vielleicht deshalb, weil die Haut so unwahrscheinlich dünn war, die sich über die Knochen spannte. Die Augen ähnelten Lampen. Der Mund war nicht mehr als ein schiefes Loch. Der knochige Oberkörper blutete an vielen Stellen. Die Beine, die aussahen wie geschälte Äste, waren von einer zerrissenen blauen Hose bedeckt, die bis zu den Waden reichte... Die Gestalt saß nur da und rührte sich nicht. Sie hieß Mystic, der Maniac und war ein geheimnisvoller Lehrer für Zauberei und Hexerei!"
Mit diesem Roman erschien die dritte Auflage Band 240 ‚Ein schwarzer Tag in meinem Leben'.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das selbe Titelbild wie auf dem John Sinclair Heftroman wurde seitenverkehrt auch schon auf dem Rollenspiel "CURSE OF CTHULHU" verwendet:

"CURSE OF CTHULHU"