John Sinclair Nr. 632: Syndikat der toten Augen

John Sinclair Nr. 632: Syndikat der toten Augen


Der Titan schrie! Er war ein Mensch und Titan zugleich. Ein Mächtiger, der lebte, um zu hassen, weil man ihm das Liebste genommen hatte. Jetzt stand auch sein Leben auf der Kippe, denn um ihn herum explodierte die Welt. Es war der Anfang vom Ende, das Chaos, das ihn hineinziehen wollte in das ewige Dunkel. Er aber wollte nicht sterben, noch längst nicht, nicht er, der Titan, der große Ari Leonidas!


von Jason Dark, erschienen am 13.08.1990, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von Olsen:


Kurzbeschreibung:
Sarah Goldwyn und Jane Collins besuchen eine Zirkusvorstellung. Aus Zufall sehen sie dort einen Artisten, dessen Augenhöhlen leer sind und in die Unendlichkeit zu führen scheinen. Nach dem Auftritt folgen sie ihm in seine Garderobe. Dort entdecken sie, daß auf der Stirn des Artisten ein Auge sichtbar geworden ist: Er ist ein Psychonaut. Zur gleichen Zeit werden John und Suko von einem geheimnisvollen Anrufer um ein Treffen gebeten. Dieses Treffen entpuppt sich als Falle, in der John und Suko getötet werden sollen. Den Geisterjägern gelingt es jedoch, den Angreifer trotz dessen Maschinenpistole auszuschalten. Sie stellen fest, dass es sich bei ihm um einen Psychonauten handelt. Nun wissen sie auch, wer der geheimnisvolle Anrufer gewesen sein muß: Aristoteles Leonidas, der den Geisterjägern und Bill Conolly in Band 611 aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen Rache geschworen hat und so ganz nebenbei auch noch Anführer der Psychonauten werden will.  Auch Bill Conolly, der sich gerade in einer Kneipe aufhält, wird auf der Toilette von einem Psychonauten angegriffen. Bill kann den Angreifer überwältigen. Ein Reporterkollege von Bill alarmiert John und Suko, doch noch während des Telefonats taucht plötzlich Leonidas in der Kneipe auf, setzt durch Gas alle Anwesenden außer Gefecht und verschleppt Bill. Als die Geisterjäger in der Kneipe ankommen, ist Aristoteles Leonidas bereits verschwunden. Er ruft die beiden jedoch in dieser Kneipe an und bestellt sie zu eben jenem Zirkus, in dem sich auch gerade Sarah Goldwyn und Jane Collins aufhalten. Dort soll Bill vor allen Zuschauern von einem Trapez gestoßen werden. Statt dessen gelingt es Bill, einen anderen Artisten in die Tiefe zu stoßen. In der danach herrschenden Verwirrung ergreift Bill die Flucht und trifft auf Sarah und Jane. Mittlerweile sind auch John und Suko bei dem Zirkus eingetroffen. Nach einem ziemlich faden Palaver mit Leonidas, in dessen Verlauf wir so dies und das lernen über gute und böse, echte und unechte Psychonauten, und einem mittelschweren Gerangel mit den Artisten kann John mit dem Allsehenden Auge seines Kreuzes die Diener von Aristoteles Leonidas vernichten. Leonidas selbst gelingt die Flucht.


Meinung:
Leider strotzt auch die Handlung dieses Romans wieder einmal vor logischen Fehlern und unglaubwürdigen Zufällen. Das geht damit los, daß die siebzigjährige Lady Sarah, deren Sehkraft sicherlich nicht mehr die beste ist, als einzige in einem vollbesetzten Zirkus bemerkt, daß einer der Artisten nur leere Augenhöhlen hat. Außerdem frage ich mich, ob John und Suko in den letzten 631 Heften (die Taschenbücher und Gespensterkrimis noch nicht einmal mitgezählt) überhaupt etwas gelernt haben. Wie blöd muß man eigentlich sein, um sich sofort auf den Weg zu einer nebeligen Brücke zu machen, nur weil ein anonymer Anrufer einen mit rauher Flüsterstimme ohne Angabe eines Grundes dorthin bestellt und dann noch bedeutungsschwanger erklärt, alles Weitere werde sich dort ergeben? Und wie blöd muss der Psychonautenkiller eigentlich sein, wenn er es trotz einer Maschinenpistole nicht schafft, zwei arglose Geisterjäger im Nebel zu besiegen? Auch der andere Killer, der auf Bill angesetzt war, hat sich nicht mit wesentlich mehr Ruhm bekleckert. Er wußte zwar aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht nur, in welcher Kneipe sich Bill aufhielt (darüber konnte im Verlaufe des Romans nicht einmal Bills Frau Sheila Auskunft geben), sondern auch noch, wann Bill sich des Überdrucks in seiner Blase entledigen wollte, um ihm dann ganz unauffällig an ein Waschbecken gelehnt auf der Toilette aufzulauern. Den Angriff selbst hat er aber ziemlich dilettantisch versaubeutelt. Was für ein Glück für Leonidas, daß er - obwohl er sich in diesem Moment nicht mal in der Kneipe aufhielt - offenbar ganz genau wußte, in welchem Zeitpunkt sein stümperhafter Psychonaut seinen Auftrag vergeigt hatte. Da konnte er dann schnell mal selber auf einen Sprung vorbeischauen und Bill (und nebenbei noch alle anderen Anwesenden in der Kneipe) im Handumdrehen überwältigen. Na ja, aber Leonidas scheint ohnehin der Großmeister der zeitlich präzisen Vorahnungen zu sein. Wie anders ließe es sich erklären, daß er ausgerechnet in dem Moment in der Kneipe anruft, als John und Suko dort sind? Woher wußte er überhaupt, daß John und Suko dort sind? Schließlich hat er ja nichts davon mitbekommen, daß Bills Reporterkollege die Geisterjäger alarmiert hat. Und selbst wenn er es mitbekommen hätte (was er aber nicht hat! Vertraut mir!), hätte er unmöglich wissen können, wann die Geisterjäger in der Kneipe eintreffen. Und welchen Grund hatte überhaupt die Anwesenheit von Lady Sarah und Jane Collins? Es ist doch wohl absolut lachhaft, daß die beiden just an dem Abend, an dem den Geisterjägern so schlimmes Ungemach zustoßen sollte, eine Vorstellung in eben dem Zirkus besuchen, in dem sich das Finale des schlimmen Ungemachs zutragen sollte. Darüber hinaus hatten die beiden Damen keinen anderen Auftrag, als unschuldig am Wegesrand herumlungernde Psychonauten mit nervigen Fragen zu belästigen. Na ja, und außerdem hatten sie natürlich noch den Auftrag, etwa 15 der 64 Seiten des Heftes zu füllen. Dennoch muß man dem Roman zugute halten, daß das Thema der Psychonauten (auch wenn dieser Name echt beschränkt ist. Was ist eigentlich das Gegenteil von einem Psychonauten? Ein Astropath?) ein gewisses mysteriöses Potential hat, das Lust auf mehr macht. Aber das nächste Mal bitte in einer etwas sinnvolleren Verpackung. Aufgrund des mysteriösen Anstrichs und dem erfrischenden Mangel an sprachlichen Schwerstunfällen gibt's ausnahmsweise zwei Kreuze.


Besonderheiten:
Es ist wieder einmal Zeit für ein bißchen Haarspalterei: JD beschreibt seine Astropathen (oder wie sie heißen) immer so, daß sie keine Augen, sondern nur leere Augenhöhlen haben. Dafür prangt auf der Stirn ein DRITTES Auge. Wenn das auf der Stirn aber das dritte ist, sich in den Augenhöhlen jedoch keine befinden, wo sind denn dann bitte schön die ersten beiden Augen? An den Füßen? Na ja, dagegen soll es ja gute Pflaster geben. Und erneut versucht JD sich darin, alte, in der Literatur schon oft benutzte Ausdrücke zu vermeiden und durch neue, viel kreativere zu ersetzen. So schreibt er zum Beispiel: "... und ließ dabei seine Hände in den Außentaschen des Mantels verschwinden ... Als er sie wieder hervorzog, waren sie zu Fäusten gerundet." Also, ich weiß nicht. Das gute, alte, abgedroschene Wort "geballt" hätte mir trotzdem besser gefallen.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Willkommen im Syndikat der blöden Bilder. Die Reaktion der Menschen auf dem Cover fällt genauso aus wie meine, als ich das Bild zum ersten Mal sah. Wenigstens aber noch ein Kreuz, weil ich Mitleid mit den roten Triefaugen hab. Von dieser Stelle aus: Gute Besserung. Vielleicht helfen ja Augentropfen.


Coverbewertung:
1 Kreuz