John Sinclair Nr. 630: Das Tengu-Phantom

John Sinclair Nr. 630: Das Tengu-Phantom


Wir werden gewinnen, denn die Schmach, die unser Volk erlitten hat, darf nicht ungerächt bleiben. Wir werden uns auf unsere alten Werte besinnen, auf die Traditionen, auf die Mystik, auf die Magie und die Götzenkunde. Wir werden all denen die Stirn bieten, die unser Land und unser Volk lächerlich gemacht haben. Und dann werden wir über sie kommen wie ein mächtiges Gewitter, das die Welt mit Blitz und Donner von seinen Feinden reinigt!
Aus der Präambel des Clubs der weißen Tauben


von Jason Dark, erschienen am 30.07.1990, Titelbild: Nicolai Lutohin

Rezension von Olsen:


Kurzbeschreibung:
John und Suko werden von einem Japaner gewarnt, dass der "Club der weißen Taube" - eine Vereinigung aus Japan, die ihr Heimatland mit dämonischen Mitteln wirtschaftlich wieder an die Spitze führen will - einen Tengu nach London geschickt hat. Doch bevor er nähere Angaben machen kann, wird er von dem Tengu getötet. Vor seinem Tod kann er lediglich noch den Hinweis auf eine Managerschule in Wales geben. Im Rahmen ihrer Ermittlungen treffen John und Suko auf Winston Crawford, der in dieser Managerschule unterrichtet. Sie reisen mit ihm nach Wales zu dem Schloss, in dem die Schule untergebracht ist. Im Keller des Schlosses finden die Geisterjäger den Tengu und eine Unzahl dämonisch beeinflusster Schüler. Der Tengu kann fliehen (warum eigentlich?), doch in der nahegelegenen Ortschaft stellt er sich John und Suko zum Kampf. Er tötet Crawford, kann dann aber von John mit dem silbernen Bumerang geköpft werden. Der Kopf lebt weiter und greift die Geisterjäger an. Da er ohne Körper jedoch geschwächt ist, gelingt es den Geisterjägern, ihn mit Silberkugeln zu zerstören. Der Geist des Tengus (oder muss es heißen: des Tengu?) entkommt.


Meinung:
Nach dem vorhergehenden grauenhaft schlechten Zweiteiler geht es mit diesem Band endlich wieder etwas bergauf. Die Story wirkt zwar reichlich konstruiert und ist nicht vollkommen schlüssig, aber es kommt tatsächlich wieder ein Bisschen Spannung auf. Der Roman kommt ohne größere sprachliche Schnitzer aus und die teilweise etwas unbeholfenen Formulierungen verzeiht man gerne. Das Einzige, was mich an den Tengus (die ja bisher noch nicht so oft mitgespielt haben) etwas stört, ist die Tatsache, dass sie über 62 Seiten hinweg beschrieben werden, als seien sie die bisher schwierigsten Gegner für das Sinclair-Team, da sie nahezu unbesiegbar sind. Und auf den letzten zwei Seiten wird dieser ach so unbezwingbare Feind im Vorbeigehen enthauptet und mit Silberkugeln ausgelöscht. Bei dieser Gelegenheit stellt sich mir noch eine Frage: In unzähligen Sinclairs wird immer wieder beschrieben, dass der silberne Bumerang, nachdem er einen Feind geköpft hat, zu John zurückkehrt. Irgendwie habe ich da gewisse Zweifel. Klar, ein Bumerang kommt zurück, wenn man es drauf hat, dass Ding geschickt zu werfen. Aber ein richtiger Bumerang kommt niemals zurück, wenn er auf seiner Flugbahn irgend etwas trifft. Oder liegt das hier daran, dass es halt ein ganz tolles magisches Instrument ist? Ach, was weiß ich! Es bleibt zu hoffen, dass dieser Band nicht nur ein Strohfeuer war und sich die Qualität der Hefte tatsächlich wieder steigert. Eigentlich ein Zwei-Kreuze-Roman, aber aus Dankbarkeit dafür, dass ich mir nicht wieder die Haare raufen musste, wie die letzten paar Mal, gebe ich drei Kreuze.


Besonderheiten:
Auf Seite 14 schildert der Japaner, der die Geisterjäger warnt, den Tengu so: "Ein Tengu, auch wenn er fast tot ist, schafft es immer wieder, sich zu regenerieren. Das ist schlimm, das ist unbeschreiblich, das ist einfach furchtbar. Mir fehlen die Worte." Ach ja? Sind "schlimm", "unbeschreiblich" und "einfach furchtbar" keine Worte? Hier zeigt sich einmal wieder eines von JDs beliebtesten stilistischen Mitteln. Immer, wenn etwas besonders Schlimmes oder Unglaubliches geschieht, versucht JD das Entsetzen seiner Figuren dadurch zu vermitteln, indem er eine Aneinanderreihung von drei gleichbedeutenden Begriffen konstruiert. Mir ist klar, dass nicht ich der Schriftsteller bin, sondern JD, aber als Leser finde ich, dass sich dieses Stilmittel sehr schnell abnutzt.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Geheimnisvoll, exotisch, stimmungsvoll – ansprechend.


Coverbewertung:
4 Kreuze