John Sinclair Nr. 411: Der Herold des Satans

John Sinclair Nr. 411: Der Herold des Satans


Das Gesicht des Mannes neben mir leuchtete so bleich wie der Mond, und die Stimme des Franzosen konnte ich mit dem kühlen Windhauch vergleichen, der von der Loire zu uns herüberwehte. "In wenigen Minuten ist es soweit, John. Das kann ich ihnen versprechen." "Ich hoffe es auch." "Keine Sorge. Mich belügt man nicht." Ich lächelte still in mich hinein. Der Mann neben mir hieß Gerald Gress. Er war Reporter und ein Bekannter meines Freundes Bill Conolly. Ich war nach Frankreich an die Loire gefahren, um einer bestimmten Sache nachzugehen, die in der Gegend der Romantik-Schlösser für einiges Aufsehen gesorgt hatte. Wir warteten in Gress´s Wagen, einem Peugeot 504. Geparkt hatte er das blaue Fahrzeug in einer Scheune. Von dort sah man bei Tage den Fluß und das Chateau Medoque, ein prächtiges Schloß. Die Nacht jedoch hatte ihr dunkles Tuch über die Landschaft gesenkt und ließ selbst die Berge verschwinden...


Teil 1 von Jason Dark, erschienen am 19.05.1986, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
John Sinclair reist nach Frankreich, in das kleine Loire-Dorf Medoque, weil der Reporter Gerald Gress, ein Bekannter von Bill Conolly, hier Ungeheuerliches entdeckt hat: ein unsichtbarer Mann scheint nachts durch die Gassen des Ortes zu schleichen. Auch jetzt erscheint der Unsichtbare, der auf dem Marktplatz eine Rede hält, die aber weder John noch Gress verstehen, da sie in Altfranzösisch gehalten ist. Als der Unsichtbare wieder verschwinden will, hält ihm John das Kreuz entgegen und macht ihn für kurze Zeit sichtbar - und sieht einen Werwolf in mittelalterlicher Rüstung und mit einer Papierrolle vor sich. Dann löst sich der dämonische Herold wieder auf und verschwindet. In der folgenden Nacht entdeckt John einen zweiten Werwolf. Dann wird der Geisterjäger von einer Reiterin mit zwei Bluthunden attackiert. Er kann die Hunde töten, doch Wolf und Reiterin sind verschwunden. John vermutet, dass die Ereignisse mit dem Château Medoque zusammenhängen, das über dem Dorf thront und vor dessen Bewohnern die Dörfler große Angst haben, besonders vor Manon Medoque, der Schlossherrin. Als John mit Gress das Schloss besucht, entdecken sie einen gefangenen Werwolf und Manon stellt sich als die Reiterin der vergangenen Nacht heraus. Dann werden John und Gress von ihrem Leibwächter Jean überwältigt und in den Thronsaal der Familie Medoque gebracht. Hier erwarten den Geisterjäger und seinen Begleiter nicht nur Manon, sondern auch der Herold des Satans und zwölf weitere Werwölfe. Manon erklärt, dass der Herold ihr Vorfahre namens Maurice de Medoque ist und im Mittelalter Schrecken unter die Bevölkerung gebracht hat, bis er von Fenris als eine Art Schläfer in eine Ruhephase geschickt wurde. Die ist nun vorbei, denn Manon hat über Maurice Kontakt zu Fenris und Lupina in ihrem Zwischenreich aufgenommen, um die Nachfolge der Königin der Wölfe anzutreten. Wie schon vor einigen Monaten, als sie versucht hat, eine neue Werwolf-Allianz zu gründen (s. Band 373 ‚Das Schiff der Bestien'), erscheint Lupina als Projektion und sorgt dafür, dass sich Manon in eine Werwölfin verwandelt. Die gibt daraufhin ihrem Diener Jean den Befehl, John zu töten…


Meinung:
Wie auch schon bei Band 408 ‚Der Drachenblut-Vampir' beginnt dieser Zweiteiler direkt im Geschehen, ohne umständlich Johns Reise nach Frankreich zu schildern. Auch der weitere Verlauf der Geschichte ist spannend und ohne Längen. Gut gefallen hat mir die erste Begegnung zwischen John und Manon auf dem Markt. Spannend und humorvoll zugleich. Der Humor kam in diesem Roman sowieso etwas mehr zum Zuge als in den letzten Wochen. Dass Lupina wieder einen Auftritt hatte, hat mir gut gefallen, auch wenn ich mir ein Gespräch zwischen ihr und John gewünscht hätte. Aber das kann ja im nächsten Band noch kommen. Ansonsten haben wir einen spannenden und rätselhaften Roman vor uns, der dazu noch mit einer Menge Action gespickt ist. Eigentlich sind Werwolfromane nicht ganz so mein Ding, aber dieser hier ist wirklich gut gelungen. Einen Fehler gibt es in der Geschichte allerdings auch: als John Manon Medoque mit dem silbernen Dolch bedroht, sagt diese, dass die Waffe ihr nichts anhaben kann und dass auf dem Dolch außerdem etwas fehlt. John ist irritiert und fragt sich, woher die Französin weiß, dass Lilith den Dolch manipuliert hat. Genauso irritiert war ich, denn die Zeichen auf dem Dolch sind ja verschwunden, während er im Besitz von Baal war. Lilith hat damals die Zeichen auf dem Kreuz verschwinden lassen (s. Band 347 ‚Satans Mädchenfänger' und Band 348 ‚Zombies aus dem Höllenfeuer').


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Manon Medoque, die die Nachfolge von Lupina antreten will.
Lupina erscheint zum zweiten Mal als Projektion aus der Zwischenwelt.
Zeitpunkt der Handlung: Dezember 1985.
Mit diesem Roman erschien die zweite Auflage Band 234 ‚Schlimmer als der Satan'.
Mit diesem Roman erschien die dritte Auflage Band 32 ‚Irrfahrt ins Jenseits'.
Die zweite Auflage dieses Romans erschien am 03.09.1996.
Ein weiterer Nachdruck dieses Romans erschien im Januar 2005 im Jubiläumsband 52 ‚Die Hölle auf Erden'.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt Maurice de Medoque, den Herold des Satans. Er wird genauso im Roman beschrieben, als John ihn mit dem Kreuz sichtbar macht. Das zerstörte Dorf im Hintergrund gibt es so allerdings nicht, denn Medoque ist ein malerischer Touristenort.


Coverbewertung:
3 Kreuze