John Sinclair Nr. 177: Melinas Mordgespenster

John Sinclair Nr. 177: Melinas Mordgespenster


Die eine schlimme Geschichte! Sie handelt von einer Rache, die in ihrem Schrecken kaum zu übertreffen ist und mit der Präzision eines Uhrwerks durchgeführt wird. Die Menschen einer kleinen Stadt geraten in den Sog der blutigen Ereignisse, und die Angst dringt wie ein schleichendes Gift in die Häuser und Wohnungen. Niemand hat den unheimlichen Mörder gesehen, doch jeder weiß, daß er da ist. Wen holt er sich als nächstes?


von Jason Dark, erschienen am 23.11.1981, Titelbild: Zeichner unbekannt

Rezension von Metropolis:


Kurzbeschreibung:
Lauder - eine Kleinstadt in Schottland - wird von einer unheimlichen Mordserie heimgesucht. Zuerst wird der Nachtwächter des kleinen Heimatmuseums während seiner Arbeit ermordet (geköpft von der Guillotine), dann wird ein junger Mann aus der Stadt von einem jungen Mädchen erstochen und in einem Sarg auf dem Friedhof versteckt. Jedes Mal ertönt bei den Morden ein Kinderlied: "My Bony is over the ocean ...". John erhält in London einen Brief von seinem Vater (seine Eltern leben in Lauder), mit der Bitte nach Lauder zu kommen und die Mordserie aufzuklären. Der Mörder scheint seine Opfer gezielt auszuwählen. Kurz vor der Ankunft in Lauder wird John von dem jungen Mädchen heimtückisch angegriffen und kann sich nur schwer zur Wehr setzen. Das Mädchen entkommt. Endlich bei seinen Eltern eingetroffen, erlebt John die nächste Überraschung: Im Haus seiner Eltern trifft John das Mädchen wieder. Sie ist die Tochter der Zugehfrau seiner Eltern. Johns Eltern beschwören, dass Iris Carrington (das Mädchen) zusammen mit ihrer Mutter seit mindestens zwei Stunden bei ihnen im Haus ist. Somit kann sie nicht Johns Angreiferin gewesen sein. Die beiden verlassen das Haus. In der Zwischenzeit geschieht der nächste Mord: der Küster wird im Glockenturm der Kirche erstochen. John stattet den Carringtons einen Besuch ab, um Fragen zu stellen. Die Mutter lebt angeblich mit ihrer Tochter allein. Der Vater ist vor einiger Zeit bei einem Unfall ums Leben gekommen. Hier höre ich mit der Beschreibung auf. Sonst nehme ich die Spannung vorweg und die Auflösung der Geschichte, die einige überraschende Wendungen hat. Nur soviel noch: John gerät in höchste Lebensgefahr und es sieht diesesmal wirklich schlecht für ihn aus. Auch Johns Eltern werden in den Strudel aus Mord und Rache hineingezogen. "My Bony is over the ocean ..."


Meinung:
Eine wirklich spannende und stimmungsvolle Geschichte - ganz ohne Dämonen!!! Ja, diesesmal hat es John nicht mit irgendwelchen Monstern zu tun. Der Titel ist vielleicht etwas irreführend aber trotzdem passend. Die Mordgespenster gibt es sozusagen nur in Melinas irren Kopf. Auf ihrem Rachefeldzug ist sie aber mindestens so schlimm und grausam, wie ein Dämon. Action gibt es in der Story nicht so viel, aber dafür wird die Spannung immer mehr in die Höhe geschraubt und es wirkt alles recht düster und beklemmend. Insbesondere gruselt es einen, wenn Melina zu den Morden das Kinderlied singt. Leichte Unstimmigkeiten gibt es aber: z.B. trifft Melina auf einen jungen Mann aus der Stadt Lauder (ihr nächstes Opfer) in der Nähe des Friedhofes von Lauder. Er kennt sie nicht und fragt: "Woher kommst Du?" Melina: "Von weiter weg." Später fragt er: "Wo wohnst Du eigentlich?" Melina: "In Lauder." Sagte sie vorher nicht, dass sie von weiter weg kommt??? Er wird nicht stutzig und sagt: "Da habe ich Dich nie gesehen." Sie: "Ich kam wenig raus." :-)


Besonderheiten:
John Eltern kommen das erste Mal vor und spielen eine große und wichtige Rolle. John kämpft ausnahmsweise mal nicht gegen Dämonen und Monster, sondern gegen ein wahnsinniges Mädchen.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt lediglich Melinas Gesicht. Ist aber sehr gut und stimmungsvoll gezeichnet (schon fast plastisch) und passt von der Ausstrahlung her sehr gut zur Story (sehr düster). Auch wird Melina in der Geschichte genauso beschrieben. Im Original wirkt es noch besser, als hier auf dem eingescannten Bild (noch düsterer und nicht so rötlich).


Coverbewertung:
5 Kreuze
Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
In dem kleinen schottischen Städtchen Lauder geht ein unheimlicher Mörder um. Zwei Männer sind ihm schon zum Opfer gefallen. Der erste war der Museumswächter, der mit einer Guillotine geköpft. Der zweite, ein Stadtbekannter Frauenheld, Vic McGovern, wurde von einer jungen Frau namens Melina mit einem Messer erstochen und in einem Sarg auf dem alten Friedhof gefunden. Vor beiden Morden sang Melina das Lied "My Bony is over the Ocean...". John Sinclair bekommt einen Brief von seinen Eltern, die in Lauder wohnen. Sie befürchten, das dämonische Einflüsse diese beiden Männer getötet haben. John fährt deshalb nach Lauder, um dem unheimlichen Mörder zu fassen. Kurz vor Lauder wird John von Melina angegriffen und fast getötet. Doch er kann sie noch rechtzeitig vertreiben. Bei seinen Eltern angekommen (es ist ein herzliches Wiedersehen nach langer Zeit), lernt John die Putzfrau seiner Eltern, Edna Carrington, und ihre Tochter Iris kennen. Zu seiner Überraschung sieht Iris haargenau so aus, wie das Mädchen, das ihn angegriffen hat, so das er glaubt, Iris wäre die Mörderin. Doch seine Eltern können ihn teilweise davon überzeugen, das Iris bestimmt niemanden etwas zuleide tun kann, so das er die Carringtons gehen lässt. Kurze Zeit später wird der Küster im Glockenturm der Kirche mit einem Messer ermordet. Und zwar von dem selben Mädchen. Auch diesmal singt sie das Lied "My Bony is over the Ocean...". John beschließt nun, die Carringtons zu befragen und deren Haus zu durchsuchen. Während Iris in der Küche zurück bleibt, sieht sich John zusammen mit Edna den Keller des Hauses an. Und dort trifft er auf das Mädchen. Es stellt sich heraus, das Melina und Iris Zwillinge sind. Nach dem Tod ihres Vaters wurde Melina verrückt und in eine Anstalt eingeliefert. Dort schmiedete sie lange Rachepläne und wurde noch verrückter. Ihre Mutter befreite sie aus der Anstalt und versteckte sie in ihrem Keller. Das Lied "My Bony is over the Ocean..." war das Lieblingslied ihres Vaters. Und nun will sie sich an den vier Menschen rächen, die sie damals in die Anstalt einliefern ließen. Der Museumswächter, der Vater von Vic McGovern, der sich nicht in der Stadt aufhielt und nun Sohn für ihn sterben musste, der Küster und Mary Sinclair, Johns Mutter. Edna und Melina sperren John in eine Grube voller Wasser, wo er fast ertrinkt. Die beiden gehen zum Haus der Sinclairs, wo sie Horace Sinclair anschießen und Mary zum alten Friedhof entführen. John ist dem ertrinken nahe, als er von Iris befreit wird. Sie erzählt ihm von der vierten Person, die sterben soll. Seine Mutter. John läuft zum Haus und findet seinen Vater fast tot vor. Nachdem der Arzt auftaucht, läuft er zum Friedhof. Dort hat Melina eine Hütte erbaut, in dem sie ihren Toten Vater versteckt hält. Sie ist gerade im Begriff Mary zu töten, als John auftaucht. Er überwältigt Edna und greift Melina an. Die Hütte fängt plötzlich Feuer, in dem Melina zusammen mit ihrem toten Vater bei lebendigem Leib verbrennt. Edna Carrington erleidet allerdings das selbe Schicksal wie ihre Tochter damals und verliert den Verstand.


Meinung:
Wer hier, wie in jedem anderen Roman Dämonen oder Geister erwartet, wird wohl mächtig enttäuscht sein. Denn dies ist wohl der erste Roman, in dem rein gar nichts im Bereich Übersinnlichen, Dämonen oder dergleichen vorkommt. Trotzdem bietet der Roman mehr als Spannung. Selten gab es einen Roman, der mir eine solche Gänsehaut bescherte, wie dieser hier. Der Roman geht recht unheimlich und düster an. Die Szenen am Anfang, als Vic McGovern Melina trifft und von ihr auf den Friedhof gelockt wird, sind so unheimlich beschrieben, das es einem schon fast kalt den Rücken runter läuft. Aber auch im späteren Verlauf gibt es mehr als einmal richtige Gruselstimmung. Und das ohne jeglichen Dämon. Jason Dark versteht es, dem Leser Melinas immer größer werdenden Wahnsinn glaubhaft zu vermitteln. Das Lied, das sie immer singt, intensiviert die unheimliche Stimmung und Atmosphäre des Romans. Im Grunde ein Roman mit einer einzigen irren Killerin. Aber auf geniale Weise aufs Papier gebracht. Das mal keine Dämonen oder Geister auftauchen, macht das ganze noch um einen Hauch unheimlicher, da es dadurch auch viel realer rüberkommt. Ich hab den Roman mit einem Zug durchgelesen, schon allein deshalb, weil das Geheimnis um Melina, wer sie nun ist, welches Motiv sie hat und was es mit dem Lied auf sich hat, einem nicht mehr loslassen. Dieser Roman ist für mich wohl eine kleine Perle im Sinclair-Universum, und das ohne Frage. Auch der erste Auftritt von Johns Eltern passte einfach wunderbar in die Geschichte. Ihr erstes Auftauchen hätte man nicht besser inszenieren können. Ich freue mich schon auf weitere Roman mit Horace und Mary Sinclair. Der Roman bekommt von mir seine gerechtfertigten 5 Kreuze.


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Horace F. und Mary Sinclair.
Roman ohne Dämonen.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Eigentlich mag ich keine Cover, auf denen nur ein einziges Gesicht vorkommt. Aber dieses hier ist wirklich genial und passt wunderbar zur Stimmung und unheimlichen Atmosphäre des Romans. Melina wurde auch genauso im Roman beschrieben. Sogar die Szene kommt so im Roman vor, als John sie im Keller mit der Taschenlampe anleuchtet. Für dieses kleine, schlichte aber dennoch geniale Meisterwerk gibt es von mir ebenfalls 5 Kreuze.


Coverbewertung:
5 Kreuze

Rezension von Chricki:


Kurzbeschreibung:
In dem schottischen Städtchen Lauder, dem Wohnort von Mary und Horace F. Sinclair, John Sinclairs Eltern, geschehen innerhalb kürzester Zeit zwei grausame Morde. Johns Vater schickt dem Geisterjäger einen Brief und bittet ihn um Hilfe. John macht sich auf den Weg und wird schon unterwegs von Melina, einem geisteskranken Mädchen, angegriffen und fast umgebracht. Der Geisterjäger schafft es zu entkommen. Bei seinen Eltern trifft er schließlich auf deren Haushaltshilfen, Mrs. Carrington und ihre Tochter Iris, die Zwillingsschwester Melinas. Der Geisterjäger will schließlich bei diesen ermitteln und gerät in eine Falle. Melina hält sich im Keller versteckt, überrumpelt den Oberkommissar und wirft ihn in ein Sammelbecken. Dieses verschließt sie mit einer Eisenplatte, sodass der Geisterjäger droht zu ertrinken. Anschließend machen sich Melina und ihre Mutter auf den Weg Mary Sinclair zu töten. Beide wollen Rache für ihren Vater bzw. Ehemann, welcher vor Jahren bei einem Unfall ums Leben kam. Die Familie konnte diesen Vorfall nicht verarbeiten und schwor sich Rache an allen beteiligten Personen, von denen jetzt nur noch Johns Mutter übrig ist. Als Iris dem Geisterjäger aus dem Becken hilft findet er seinen angeschossenen Vater im Haus vor. Er erfährt, dass Melina und Mrs. Carrington Mary Sinclair zum Friedhof gebracht haben. Mit letzter Kraft macht sich der Geisterjäger auf den Weg seine Mutter zu retten...


Meinung:
My Bonnie is over the ocean, my Bonnie is over the sea Ein Klassiker, welcher sehr nahe an den fünf Kreuzen dran war, wenn mir die Story mit den Schlaftabletten und dem Verstecken Melinas nicht etwas unrealistisch erschienen wäre. Ansonsten ist der Roman top! Den Leser erwartet eine Geschichte mit wirklich unheimlicher Atmosphäre, der erste Auftritt von Johns Eltern und eine kleine Besonderheit: dies ist der erste Roman der Sinclair-Reihe, in der es der Geisterjäger nicht mit Dämonen zu tun bekommt. Trotzdem wirkt sich dies keinesfalls negativ auf die Story aus. Eine Geschichte die auch ich nur empfehlen kann.


Besonderheiten:
- erster Roman ohne dämonische Gegner
- erster Auftritt von Johns Eltern


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Hier wird Melina dargestellt. Die Haare sehen eher wie die des Struwwelpeters in rot aus, als dass sie dem im Roman beschriebenen Mädchen ähneln..


Coverbewertung:
1 Kreuz

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Bild wurde ebenfalls für das BASTEI-Taschenbuch "Nachtspuk" von 1984 verwendet.

Nachtspuk - Unheimliche Geschichten