Falkengrund Nr. 34: Die Wände leben
Falkengrund Nr. 34: Die Wände leben


Als der Wagen in die schwäbische Kleinstadt Reutlingen einfuhr, war sein Inneres ein chaotisches Gewirr aus zuckenden und pulsenden Bewegungen. Jeder Bestandteil des Innenraumes hatte sich verändert, hatte Ähnlichkeit zum Körperinneren eines Menschen angenommen, ohne sein technisches, anorganisches Äußeres dabei ganz zu verlieren. Glatte Oberflächen waren mit Poren und Adern versetzt, doch noch immer war das Fahrzeug ein Fahrzeug, das Lenkrad ein Lenkrad, und obwohl die Tachometernadel wie ein langer Fingernagel über den roten Hintergrund kratzte, zeigte sie nach wie vor die Geschwindigkeit an. Je langsamer der Wagen fahren musste, desto mehr Spannung und Unruhe sammelte sich in seinem Inneren an. Es war, als werde das Auto zusehends nervöser. Während es an roten Ampeln wartete, wand sich der Knoten unter dem Schalthebel wie ein Tier im Todeskampf.